Berlin. Laut „New York Times“ wusste Israel bereits vor einem Jahr, dass die Hamas einen Angriff plant. Warum wurde er nicht verhindert?
Am 7. Oktober griff die Hamas Israel an und massakrierte 1200 Menschen – hätte das verhindert werden können? Diese Frage bewegt Sicherheitskreise und Journalisten weltweit. Nun verdichten sich die Hinweise, dass Israel sehr genau über die Hamas-Pläne Bescheid wusste, sie jedoch als nicht umsetzbar ansah. Laut einem Bericht der „New York Times“ lagen Israel die Pläne mehr als ein Jahr vor dem 7. Oktober vor. Demnach gab es einen umfassenden Austausch israelischer Behörden zu einem 40 Seiten langen Dokument mit dem Codenamen „Jericho-Mauer“, das einen Gefechtsplan der Hamas skizzierte.
Der skizzierte Plan soll bis in Details dem Angriff geähnelt haben, den Hamas-Terroristen dann Anfang Oktober aus dem Gazastreifen heraus ausführten. Das Szenario sei von israelischen Militär- und Geheimdienstmitarbeitern als zu anspruchsvoll und schwierig in der Ausführung abgetan worden, berichtete die US-Zeitung am Donnerstag (Ortszeit).
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Angriff auf Israel verlief exakt nach Plan
Demnach wird in dem Dokument kein Zeitpunkt für den geplanten Angriff genannt. Jedoch soll darin das geplante Vorgehen exakt beschrieben worden sein: Massenhaftes Abfeuern von Raketen, Drohnen sollten Überwachungskameras und automatisierte Schussanlagen Israels lahmlegen und schließlich zahlreiche Hamas-Kämpfer nach Israel vordringen – mit Gleitschirmen, Motorrädern und zu Fuß. All das geschah so am 7. Oktober.
Wie die „New York Times“ weiter berichtet, enthält das Dokument auch sensible Informationen über die israelische Armee und deren Kommunikation. Wie die Hamas an die Informationen kam, sei völlig unklar. Sie könnten geleakt worden sein, heißt es weiter.
Hamas-Angriff: Was wusste Premier Benjamin Netanjahu?
„Es gibt keinen Zweifel, dass der Angriff vom 7. Oktober ein Versagen unsererseits war. Natürlich war es ein Versagen“, sagte Israels Regierungssprecherin Tal Heinrich in Bezug auf den Bericht dem US-Sender CNN in der Nacht zum Freitag (Ortszeit). Israel werde das Geschehene genau untersuchen und daraus lernen. Auf die Frage, inwiefern Israels Premier Benjamin Netanjahu von dem Angriffsszenario gewusst beziehungsweise die Dokumente gelesen habe, sagte Heinrich: „Wir werden Untersuchungen anstellen. Der Ministerpräsident hat auch darüber gesprochen. Wenn es an der Zeit ist, wird er mehr sagen.“
Netanjahu steht bereits seit Längerem in der Kritik. Nach dem Angriff vom 7. Oktober hatten ihm mehrere Seiten vorgeworfen, Warnungen ignoriert zu haben. Oppositionsführer Jair Lapid forderte Mitte November seinen Rücktritt. Bereits damals berichteten Medien, dass es Warnungen vor einem bevorstehenden Angriff innerhalb des israelischen Militärs gegeben habe. Mitarbeiter hatten Gespräche der Hamas abgehört und Übungen der Terrororganisation beobachtet. Die Warnungen wurden jedoch ignoriert.
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