Berlin. Auf ihn machte Israel jahrelang Jagd. Nun ist der Militärchef der Hamas tot: Mohammed Deif. Davon ist das israelische Militär überzeugt.

Mohammed Deif starb bei einem Luftangriff Mitte Juli bei Khan Younis, im Süden des Gazastreifens. Es war eine verheerende Attacke. Schon beim Anblick auf den großen Krater war allen klar: Das konnte keiner überlebt haben. Die Frage war nur, ob Deif sich zu dem Zeitpunkt dort aufgehalten hatte. Die Hamas hatte seinen Tod umgehend dementiert.

Das musste man schon aus Erfahrung ernst nehmen. Denn Deif war ein regelrechter Überlebenskünstler. Er hatte diverse Anschläge überlebt. Die „Jüdische Allgemeine“ nannte ihn das „Phantom der Hamas“ oder „die Terror-Katze mit den neun Leben“. Offenbar hatte sie ihre jetzt aufgebraucht.

Mohammed Deif fehlten ein Auge, ein Arm und beide Beine

Erst mit zweiwöchiger Verzögerung hat die israelische Armee IDF am Donnerstag auf X erklärt, dass Deif tot sei. So lange hat sie gebraucht, um sich zu vergewissern. Offenbar hatte der Geheimdienst diesmal den richtigen Hinweis auf Deifs Aufenthaltsort gehabt.

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Deif galt als Topziel. Schließlich hat er im Oktober die „Operation Al-Aksa-Flut“ leitet, den bislang schlimmsten Terrorangriff auf Israel. Es war Mohammed Deif, der in einer im Fernsehen abgespielten Audionachricht erklärt hatte, seine Organisation wolle dem „Verbrechen Israels“ ein Ende setzen – mit der „Operation Al-Aksa-Flut“.

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Deif führte die Kassam-Brigaden an, eine militärische Untergrundorganisation. Sie gilt als der bewaffnete Arm der Hamas. Er wurde mit dem Namen Mohammed Diab Ibrahim Masri im August 1965 im Flüchtlingslager Khan Yunis in Gaza geboren. Damals war das Gebiet von Ägypten besetzt. Aufgewachsen im erbitterten israelisch-palästinensischen Konflikt ist sein Leben von Gewalt geprägt. 1990 trat er schließlich der Hamas bei.

Nur ein einziges Foto von ihm

Deif wurde mit dem Namen Mohammed Diab Ibrahim Masri im August 1965 im Flüchtlingslager Khan Yunis in Gaza geboren. Damals war das Gebiet von Ägypten besetzt. Aufgewachsen im erbitterten israelisch-palästinensischen Konflikt ist sein Leben von Gewalt geprägt. 1990 trat er schließlich der Hamas bei.

Mohammed Deif heißt der Mann, der die „Operation Al-Aksa-Flut“ leitet. Dies ist das einzige bekannte Foto von ihm.
Mohammed Deif heißt der Mann, der die „Operation Al-Aksa-Flut“ leitet. Dies ist das einzige bekannte Foto von ihm. © picture-alliance | dpa

Während des Gaza-Krieges 2014 wurden bei einem Angriff auf sein Haus seine Frau und zwei seiner Kinder getötet. Bei anderen Operationen des israelischen Geheimdienstes verlor Deif Berichten zufolge ein Auge, einen Arm und beide Beine. Wie der Anführer der Kassam-Brigaden genau aussah, war unbekannt. Nur ein einziges Foto haben die israelischen Behörden von ihm veröffentlicht.

Seinen heutigen Nachnamen trägt Deif wahrscheinlich in Anspielung auf die Taktik palästinensischer Terroristen, jede Nacht den Schlafplatz zu wechseln, um dem israelischen Geheimdienst zu entkommen. „Deif“ bedeutet aus dem arabischen übersetzt „Gast“. Um seine Herkunft ranken sich ähnliche Gerüchte.

Mohammed Deif soll selbst Bomben gebaut haben

Neben der Planung von Angriffen soll Deif selbst bei dem Bau von Bomben beteiligt gewesen sein. Dafür soll ihn Jahja Ajasch ausgebildet haben, ein Elektroingenieur, der in den 1990er Jahren mehrere Bomben für Angriffe auf Israel gebaut hatte. 1996 hat der israelische Geheimdienst Ajasch getötet. In der gleichen Zeit soll sich Mohammed Deif den Kassam-Brigaden angeschlossen haben.

Um die Jahrtausendwende forderte Israel die Festnahme und Auslieferung des terroristischen Kämpfers. Die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) willigte ein, nahm Deif fest und stellte ihn unter Hausarrest. Bereits ein Jahr später – im April 2001 – wurde er wieder freigelassen. Als weitere 12 Monate später Saleh Schahada, der Anführer der Kassam-Brigraden, bei einem Bombardement der israelischen Armee ums Leben kam, übernahm Deif die Leitung. Jetzt kann er keine Angriffe mehr führen.

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