Berlin. Die Brände in Los Angeles waren weder die größten bisher, noch extrem ungewöhnlich für die Jahreszeit. Etwas anderes macht sie besonders.
Sie gehörten weder zu den größten Waldbränden der Weltgeschichte, noch waren sie für die Jahreszeit besonders ungewöhnlich. Es ist ein anderer Grund, der dafür gesorgt hat, dass die ganze Welt im Januar auf die Waldbrände in und um Los Angeles blickt: das Ausmaß der Zerstörung, gepaart mit der hohen Anzahl an Betroffenen.
Die Brände könnten nämlich immerhin zu einer der teuersten Naturkatastrophen der Geschichte werden. Mindestens 29 Tote, über 16.000 zerstörte Gebäude: So lautet die bisherige Bilanz der kalifornischen Behörde für Forstwirtschaft und Brandschutz. Mittlerweile seien die Feuer weitgehend unter Kontrolle, heißt es.
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„Südkalifornien hat eine lange Geschichte mit Bränden“, erklärt Klimatologie-Professor John Abatzogiou von der Universität von Kalifornien. Das Thema sei für die Bevölkerung nicht neu – trotzdem war dieses Mal einiges anders. Denn die Feuer breiteten sich nicht wie sonst in den Bergen aus, sondern in dicht besiedelten Wohngebieten. Und laut einer aktuellen Studie hat der menschengemachte Klimawandel dazu beigetragen.
Los Angeles: Wie viel Klimawandel steckt hinter den Bränden?
Dabei handelt es sich um eine sogenannte Attributionsstudie der World Weather Attribution. Klimaforscher vergleichen in solchen Studien Simulationen des aktuellen Klimas mit solchen eines hypothetischen Klimas ohne menschlichen Einfluss.
In diesem Fall kam eine Gruppe von 32 Forschenden zu dem Schluss, dass der Klimawandel, getrieben durch die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle, die tödlichen Waldbrände um etwa 35 Prozent wahrscheinlicher gemacht, sogar verschlimmert hat. Durch den Klimawandel sei weniger Niederschlag als normalerweise in den Monaten Oktober bis Dezember gefallen, was dazu geführt habe, dass die kalifornische Pflanzenwelt austrocknete.
Brände in Los Angeles: So wurden sie vom Klimawandel begünstigt
So verlängerte sich die Dürreperiode bis in die Monate hinein, die von starken Santa-Ana-Winden geprägt sind. Zwischen Dezember und Anfang Januar erreichen diese Winde jährlich ihren Höhepunkt. „Die perfekten Voraussetzungen für eine Feuerkatastrophe“, fasst Abatzogiou zusammen. Noch dazu waren die Winde in dieser Saison verhältnismäßig stark. Nach Angaben von Yale Climate Connections wurden ähnlich starke Winde zuletzt im Jahr 2011 beobachtet. Einen Zusammenhang mit dem Klimawandel gebe es hier aber wahrscheinlich nicht.
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Trotzdem spiele er eine Rolle bei den diesjährigen Bränden, denn er sorge dafür, dass optimale Bedingungen für Feuer immer häufiger und mit höherer Wahrscheinlichkeit auftreten. „Die Trockenheit reicht immer häufiger weit in den Winter hinein und erhöht so die Wahrscheinlichkeit, dass bei starken Santa-Ana-Winden ein Feuer entsteht. Aus kleinen Bränden werden so tödliche Infernos“, erklärt Dr. Clair Barnes vom Imperial College London.
Was heißt das für die Zukunft? Klar sei: Das Risiko für ähnlich zerstörerische Brände steigt, und zwar um weitere 35 Prozent, wenn die Erderwärmung 2,6 Grad erreicht. Stand jetzt habe sich die Anzahl der Feuergefahrentage in Südkalifornien schon um etwa 23 Tage pro Jahr erhöht. Dass die Wasserinfrastruktur von Los Angeles nicht für die Bekämpfung eines so rasant ausbreitenden Brandes geeignet sei, stellt Kalifornien damit vor ein weiteres Problem.
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Und auch für den Wiederaufbau der Wohnsiedlungen gelten jetzt neue Maßstäbe: Die Häuser können nicht genau so wieder aufgebaut werden. Es sei daher nur eine Frage der Zeit, bis die verbrannten Gebiete wieder bewachsen sind und das Potenzial für schnelle Feuer zurückkehre, so Professor Park Williams von der Universität von Kalifornien.
„Der Klimawandel zerstört weiter Leben und Lebensgrundlagen in den USA.“
Auch die deutsche Physikerin und Klimatologin Friederike Otto mahnt, dass der Klimawandel immer weiter Leben und Lebensgrundlagen in den USA zerstöre. Sie lehrt am Imperial College in London und hat die Weather Attribution mitgegründet. Hier analysiert sie regelmäßig Extremwetterereignisse und warnt, dass die Politiker dieser Welt nun vor der Wahl stünden: „Weiter Öl, Gas und Kohle zu verbrennen und immer gefährlichere Wetterbedingungen zu erleben, oder den Übergang zu erneuerbaren Energien für eine sicherere und gerechtere Welt wagen.“
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Studie: Faktor Mensch muss immer mit einkalkuliert werden
Was die Autoren aber auch betonen: Ein einziges Ereignis lasse sich immer nur schwer allein auf den Klimawandel zurückzuführen, die Ergebnisse seien somit mit Unsicherheit behaftet. Das liege zum einen daran, dass sich Klimamodelle mit den verschiedenen Vegetationsarten in Kalifornien – wie Berge und Wüsten – schwertäten, da die Modelle hier viele unterschiedliche Parameter miteinbeziehen müssten. Auch die genauen Ursachen für die Feuer – meist Menschen – könnten nicht immer sicher bestimmt werden.
Grundsätzlich stimme die Studie aber mit beobachteten Trends und Forschungsergebnissen überein, so Dr. Yoshi Maezumi vom Max-Planck-Institut für Geoanthropologie. Auch andere Wissenschaftler halten in Stellungnahmen die Methodik und Ergebnisse der Studie für plausibel.
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