Berlin. Durch den Klimawandel breiten sich invasive Tierarten in Deutschland aus. So auch ein fleischfressender Wurm. Experten bitten um Mithilfe.
Sie sind klein, glitschig und alles andere als harmlos: Fleischfressende Strudelwürmer, ursprünglich in tropischen Regionen wie Australien und Brasilien beheimatet, breiten sich in Europa aus. Das zunehmend milde Klima schafft ihnen neue Lebensräume – auch in Deutschland.
Forscherinnen und Forscher der Zoologischen Staatssammlung München (SNSB-ZSM) haben jetzt untersucht, wie stark eingeschleppte Strudelwürmer in Deutschland und Österreich bereits vertreten sind. In den vergangenen Jahrzehnten seien der Studie zufolge in Europa mindestens 25 nicht-heimische Arten dieser Würmer, die zur Familie der Landplanarien gehören, aufgetaucht. In Deutschland wurden bislang neun Arten entdeckt.
Fleischfressender Wurm hat keine natürlichen Feinde
Eine besondere Sorge bereite die australische Art Caenoplana variegata. Diese schwarzen Würmer mit leuchtend grün-braunen Streifen auf dem Rücken wurden 2023 erstmals in einem Garten in der Nähe von Mönchengladbach (NRW) entdeckt. Sie können in freier Natur überwintern und gefährden das ökologische Gleichgewicht. Denn: Die Würmer sind Fleischfresser, die sich von Regenwürmern, Schnecken und Kellerasseln ernährt – wichtige Bewohner des Bodens, die eine zentrale Rolle für dessen Fruchtbarkeit spielen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler warnen deshalb vor der Ausbreitung dieser invasiven Tierart.
Doch das ist nicht die einzige Herausforderung: Strudelwürmer gelten als nahezu unverwundbar. Sie sondern über ihre Haut einen giftigen Schleim ab, der sie ungenießbar macht. Daher haben sie keine natürlichen Fressfeinde. Zudem macht ihre außergewöhnliche Regenerationsfähigkeit sie widerstandsfähig – wird ein Wurm zerteilt, entstehen daraus einfach zwei neue.
Ausbreitung der Würmer: Experten verdächtigen Pflanzenhandel
Die Hauptursache für die Ausbreitung der Würmer sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im internationalen Pflanzenhandel. Die Tiere könnten unbemerkt in Erde oder getopften Pflanzen in neue Gebiete gelangen. Besonders häufig werden sie in Gartencentern oder Gewächshäusern entdeckt. Klaus Glaw, Leiter der Forschungsgruppe, riet deswegen BR Wissen gegenüber, die Unterseite von Pflanzentöpfen genau zu überprüfen, „ob sich da solche Planarien versteckt haben“.
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Einen bizarren Fund meldeten Forscher aus Österreich: Dort wurde ein lebender Strudelwurm auf dem Rücken eines Wellensittichs entdeckt. Dieser ungewöhnliche Transportweg wirft Fragen auf. Könnten die Tiere ihren giftigen Schleim nutzen, um sich an Vögel oder andere Tiere zu heften und so weite Distanzen zu überwinden? Das Team um Glaw hält dies zwar für theoretisch möglich, schätzt den Vorfall jedoch als Zufall ein.
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Gefährliche Würmer: Forscher bitten um Mithilfe
Im Vergleich zu Nachbarländern sei die Verbreitung der Strudelwürmer in Deutschland und Österreich noch relativ wenig dokumentiert. In Frankreich, den Niederlanden und Belgien etwa hätten sogenannte Citizen-Science-Projekte, bei denen Bürgerinnen und Bürger Sichtungen melden, bereits viel zur Forschung beigetragen.
Auch hierzulande sei es wichtig, mehr über die Verbreitung der Tiere zu erfahren. Die Forscherinnen und Forscher bitten deshalb um Unterstützung: Wer einen Strudelwurm entdeckt, sollte Fundort und Foto an die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) melden. Sichtungen können per E-Mail an landplanarien@snsb.de übermittelt werden.
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