Berlin. Zweifelhafte „Medfluencer“ verbreiten auf Social Media fragwürdige Gesundheitstipps und Verschwörungsmythen. Das raten Experten.
Der Bedarf an medizinischen Ratschlägen im Internet ist hoch. Gerade Gesundheitstipps von Medizin-Influencern sind auf Social Media beliebt, doch nicht alle sind seriös. Recherchen des SWR-Formats „Vollbild“ zeigen: Viele „Medical Influencer“ geben sich mit Kittel und Stethoskop als Experten aus, ohne medizinische Ausbildung. Einige vermischen Inhalte mit Werbung oder verbreiten sogar gesundheitsschädliche Tipps.
„Wenn sich jemand hinstellt und sagt, mein Name ist Dr. Müller, und erzählt was zum Thema Gesundheit, dann wird ihm das im Regelfall geglaubt. Egal, ob er den Doktortitel tatsächlich hat“, sagt Susanne Punsmann, Syndikus-Rechtsanwältin der Verbraucherzentrale NRW gegenüber „Vollbild“. Sie ist im Auftrag des Projekts „Faktencheck Gesundheitswerbung“ der Verbraucherzentrale NRW und überprüft Inhalte von „Medfluencern“.
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Instagram & Co.: Medfluencer in der Kritik
Kritisiert wird etwa eine Influencerin, deren Ernährungstipps bei Essstörungen problematisch sein können. Die „Medfluencerin“ teilt auf Instagram Inhalte zu Ernährung und Blutzuckermessung, die von über 300.000 Menschen verfolgt werden. Doch die Deutsche Diabetes-Gesellschaft kritisiert das anlasslose Tracking als Gesundheitswahn, der zwanghafte Verhaltensweisen fördern könne.
Die Verbraucherzentrale NRW berichtete dem „Vollbild“-Rechercheteam von einem weiteren auffälligen Instagram-Account, zu dem bereits mehrere Beschwerden eingegangen seien: eine Medfluencerin aus Baden-Württemberg. Sie verbreite Verschwörungsmythen und bewerbe einen umstrittenen Krebskongress mit alternativen Behandlungen. Die Deutsche Krebshilfe und Fachleute warnen vor den Risiken solcher pseudomedizinischen Angebote.
Experten raten: Medfluencer nicht als Ersatz für ärztliche Beratung betrachten
„Schwierig wird es immer dann, wenn der redaktionelle Content mit einem konkreten Angebot verknüpft wird, mit der Aufforderung, etwas zu kaufen“, sagt Punsmann. Sie rät, genau hinzuschauen und zu hinterfragen, welcher „Medfluencer“ seriös ist – und wer sich nur professionell inszeniert. Es bleibe das Problem mangelnder Kontrolle. Experten raten deshalb, Medfluencer nicht als Ersatz für ärztliche Beratung zu betrachten.
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