Berlin. Soziale Isolation trägt zum kognitiven Zerfall bei, sagen Experten. Wieso das so ist – und wie Freundschaften helfen können.
Soziale Kontakte fördern die Gesundheit des Gehirns, während Einsamkeit dessen Alterungsprozess beschleunigen kann. Das fanden Forschende der Universität Leipzig und des Max-Planck-Instituts für Kognitions- und Neurowissenschaften heraus. In einer Längsschnittstudie mit rund 2000 Teilnehmenden stellten sie fest, dass andauernde soziale Isolation die neuronalen Strukturen des Gehirns ungünstig beeinflussen kann.
Die Untersuchung konzentrierte sich auf zentrale Merkmale des Gehirns und des kognitiven Alterns in Abhängigkeit von der Menge sozialer Kontakte. Dabei zeigte sich: Studienteilnehmende über 50, die sowohl zu Beginn als auch am Ende der sechsjährigen Studie wenige soziale Kontakte hatten, erlebten einen stärkeren Rückgang der grauen Hirnsubstanz als Personen mit vielen sozialen Beziehungen.
Besonders betroffen waren der Hippocampus, bekannt als zentrale Region für Gedächtnis und Lernprozesse, sowie die Hirnrinde, die für kognitive Funktionen wie Sprache, Entscheidungsfindung und Motorik verantwortlich ist. Der Hippocampus ist den Forschern zufolge auch als Brennpunkt altersbedingter Abbauprozesse bekannt und eine Region, in der sich strukturelle Veränderungen einer Alzheimer-Demenz früh abzeichnen können.
Daraus schlussfolgerten die Wissenschaftler, dass Einsamkeit nicht nur der Gedächtnisleistung schadet, sondern auch das Risiko für eine spätere Alzheimer-Demenz erhöhen kann.
Gehirn baut ab bei Einsamkeit: Das hilft gegen den Prozess
Der Abbau der grauen Substanz wird durch soziale Isolation begünstigt, während regelmäßige soziale Interaktion das Gehirn fordert und jung hält. Wie das „Geo-Magazin“ schreibt, bestätigen Neurowissenschaftler diese Ergebnisse und betonen, dass der menschliche Geist durch Anregung, neue Eindrücke und Herausforderungen aktiv bleibe. Soziale Situationen, in denen Mimik, Gestik und Befindlichkeiten anderer interpretiert werden, würden dem Gehirn andauernde Beschäftigung bieten. Auch Gesprächsinhalte würden das Gehirn bereichern und neue Perspektiven bringen. Der Austausch mit jüngeren Generationen, etwa Kindern, rege die geistige Flexibilität zusätzlich an.
Ein weiterer Vorteil sozialer Kontakte sei die erhöhte Ausschüttung des Hormons Oxytocin, das Stress reduziert und Wohlbefinden sowie Motivation fördert. Dies wirke sich positiv auf die Gesundheit des Gehirns aus.
Um Einsamkeit entgegenzuwirken, empfehlen Forscher Aktivitäten, die soziale Kontakte ermöglichen, wie Hobbys, Ehrenämter oder Sportarten, die Bewegung und Interaktion verbinden. Besonders Gruppenaktivitäten können das Gehirn stimulieren, geistige Fähigkeiten fördern und das Demenzrisiko langfristig senken.
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