Berlin. Schauspieler Armin Rohde verrät, wie seine Rolle als „Der gute Bulle“ seine Hypochondrie triggerte und welche Taten er heute bereut.
Seit 2017 ist Armin Rohde als „Der gute Bulle“ im Einsatz. Aber die nächste Folge (am 25. November um 20.15 Uhr im ZDF) könnte das Finale der Reihe einläuten. Grund genug, um mit dem 69-jährigen Schauspieler, der mit vielen Kinofilmen und Reihen wie „Nachtschicht“ populär wurde, über seine eigene Endlichkeit, seine Hypochondrie und seine Versuche, ein guter Mensch zu sein, zu sprechen.
Ihre Figur in „Der Gute Bulle“ erhält eine Darmkrebsprognose und soll nur noch drei Monate zu leben haben. Droht jetzt bald Ihr Aus in der Reihe?
Armin Rohde: Wir wissen es momentan nicht, wie lange es noch weitergehen wird. Die Prognose muss ja nicht stimmen. Ich hätte nichts dagegen weiterzumachen, weil ich die Figur sehr gerne mag.
Armin Rohde: Deshalb hält er sich für einen Hypochonder
Wüssten Sie, was Sie machen würden, wenn Sie mit so einer Prognose konfrontiert würden?
Rohde: Eigentlich nicht. Denn das, worauf ich im Leben Lust hatte, habe ich fast alles gemacht. Ich würde vielleicht noch gerne Japan sehen wollen.
Verändert es für Sie die Darstellung einer Figur, wenn sie dem Tod geweiht scheint?
Rohde: Nicht wirklich. Hypochondrische Neigungen habe ich sowieso. Wenn es bei mir am Fuß juckt, gelange ich schnell zu der Auffassung, dass er höchstwahrscheinlich amputiert werden muss, auch wenn das ein bisschen übertrieben ausgedrückt ist. Aber ich mache gerade eine Ärztetournee, weil ich nächstes Jahr 70 werde. Und um das neue Lebensjahr ohne Hysterie zu beginnen, gehe ich jetzt zu den einschlägigen Fachleuten, Radiologe, Urologe, Hautarzt, um die offensichtlichsten Probleme für die nächsten zehn Jahre auszuschließen.
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Aber lässt sich ein Hypochonder durch Untersuchungsergebnisse beruhigen?
Rohde: Durch eine gute Diagnose bin ich gerne zu überzeugen. Insofern bin ich wahrscheinlich kein waschechter Hypochonder. Es ist doch eher spielerisch.
Diese Rolle spielt der Buddhismus in Rohdes Leben
Sie sind bekanntermaßen Buddhist. Wie sehen Sie aus dieser Perspektive die Sterblichkeit?
Rohde: Ich bin wie ein Radioempfänger. Wenn ich sterbe, ist das Radio kaputt, aber die Sendung geht weiter. Ich bin nur ein vorübergehendes Gefäß für ein unfassbares Programm, von dem ich nicht einmal ein Tausendstel Prozent begreife.
Spreche ich jetzt mit Armin Rohde oder mit diesem Programm?
Rohde: Mit beidem. Das ist nicht voneinander trennbar. Aber das Ich-Bewusstsein wird man nicht behalten, wenn man seinen Körper verlässt. Es ist auch nicht entscheidend. Deshalb sollte man lernen, sich selbst nicht so schrecklich wichtig zu nehmen und den anderen als Gegner zu betrachten, nur weil er was gesagt hat, was einem nicht so passt. Es gibt leider einen großen Teil der Menschheit, der für dieses Verständnis nicht zugänglich ist.
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Ihre Eltern sind beide verstorben, Ihr Vater vor zwei Jahren. Können Sie etwas von deren Programm noch empfangen?
Rohde: Ja, auch wenn das kein Dialog ist. Das zeigt sich in Kleinigkeiten. Das zeigt sich im Lichtreflex auf einem Blatt, das zeigt sich im Fallen eines Regentropfens, das zeigt sich im Laut eines Vogels, der vorbeifliegt, oder in einem Gefühl, das einen plötzlich anweht. Es ist, als würde jemand einen auf einmal berühren.
Ich bin überzeugt, dass es viel mehr zwischen Himmel und Erde gibt als unsere Schulweisheit sich träumt, wobei ich weder Mystiker noch Esoteriker bin. Wir sind Teil von etwas unfassbar Großem, deshalb verstehe ich auch nicht, warum wir so unfassbar gierig und aggressiv miteinander umgehen. Aber es ist auch harte Arbeit. Ich bin selbst nicht gefeit vor Kleinlichkeit. Manchmal denke ich mir auch: Bist du bescheuert, Rohde?
Wann haben Sie sich das zum letzten Mal gesagt?
Rohde: Überall, da wo ich merke, dass ich mich nicht gelassen und großzügig verhalte.
Rohde über eigenes Fehlverhalten: „Wollte erfolgreich sein“
Was hilft Ihnen generell, ein guter Mensch zu sein?
Rohde: Das ist die Einsicht, die ich auch aus dem Elternhaus mitbekommen habe, dass es besser ist und sich auch so gehört, hilfreich füreinander zu sein und dem anderen nicht zu schaden.
Gab es eine Phase im Leben, wo Ihnen das schwerer gefallen ist?
Rohde: Im Lauf meiner Karriere hatte ich Zeiten, wo mir die jeweils nächste Rolle am wichtigsten war. Ich wollte erfolgreich sein, und ich glaube, dass ich mich im privaten Umfeld mitunter schlecht verhalten habe, wo ich nicht mitbekommen habe, dass ich Schaden ich anrichte und welchen Schaden ich anrichte.
Bedauern Sie das?
Rohde: Ja, aber das gehört zum Leben dazu. Ich weiß, dass ich damit nichts ändere. Damit würde ich mein Heute vergiften. Ich versuche, bestimmte Fehler nicht mehr zu machen, aber „hätte“ und „würde“ sind die unproduktivsten Hilfsverben.
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Im Presseheft zur neuen Folge des „Guten Bullen“ meinen Sie: „Ich will nicht wissen, wie ich bin“. Warum nicht?
Rohde: Weil das nichts bringt. Ich verhalte mich in jeder Situation anders, nur meine Grundüberzeugungen gehen nie verloren, nämlich dass ich versuche, andere Menschen mit Respekt zu behandeln.
Rohde über Psychotherapie: „Ich war für die ein Unterhaltungsprogramm“
Haben Sie sich jemals auf die Couch gelegt?
Rohde: In Zeiten, wo es mir nicht so gut ging, war ich ein paarmal beim Psychotherapeuten. Aber ich habe gemerkt, dass die mehr davon hatten als ich, weil die immer ganz gespannt zugehört haben. Und sie konnten mir nichts erzählen, was ich nicht auch dazu gedacht hatte. Ich war für die ein Unterhaltungsprogramm. Ich finde am meisten über mich heraus, wenn ich meine Rollen spiele und wenn ich an meinen Fotos arbeite.
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Auf Ihrer Instagram-Seite ist ein etwas düsteres Selbstporträt von Ihnen zu sehen. Was kann man dadurch über Sie herausfinden?
Rohde: Das muss jeder für sich entscheiden. So sehe ich nicht immer aus, sondern nur in Schwarz-Weiß, und auch nur nachts, nachdem ich erfahren habe, dass tatsächlich Donald Trump wider alles Hoffen zum Präsidenten gewählt wurde. Alle weiteren Deutungen überlasse ich den Betrachtern.
Sie sind großer Hundeliebhaber. Hat Ihr Hund womöglich eine therapeutische Funktion?
Rohde: Damit würde ich das Tier überfordern. Ich liebe diesen Hund, der aus der Ukraine stammt, und versuche, ihm den Himmel auf Erden zu bereiten und alles, was ihm angetan wurde, vergessen zu machen. Ich freue mich einfach an seiner Freunde und überbordenden Lebenswonne.