Berlin/Avignon. 51 Männer sollen Gisèle Pelicot vergewaltigt haben. Einer von ihnen äußerte sich vor Gericht besonders schamlos zu dem Vorwurf.
Schon seit einem Monat erscheint die 72-jährige Gisèle Pelicot fast jeden Tag in Avignon vor Gericht und hört sich an, was sie jahrelang erleiden musste. Über Jahre wurde sie regelmäßig von ihrem Ehemann Dominique Pelicot betäubt und anschließend von Dutzenden Männern vergewaltigt. Ihr Mann filmte die Taten und speicherte sie auf seinem Computer.
Doch nun wurde es Gisèle Pelicot, die in den vergangenen Wochen viele unmenschliche, an ihr begangene Taten sehen musste, zu viel. Als ein 40-jähriger Beschuldigter versuchte, die Vergewaltigung der Frau kleinzureden, verlässt diese mit den Worten „Ich kann diesen Mann nicht ertragen“, den Saal.
Der gelernte Tischler, der nur fünf Minuten von Gisèle Pelicot entfernt lebte, soll Pelicot zwei Mal vergewaltigt haben. Er begründete die mutmaßlichen Taten damit, dass er wenig Auswahl gehabt habe, wenn es um Sex-Dates gehe. Das Internetforum, in dem Dominique Pelicot die Vergewaltigungen seiner Ehefrau bewarb, sei schließlich „kein Supermarkt“ gewesen.
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Vergewaltiger glaubte an „Sex-Spiel“
Wie der mutmaßliche Vergewaltiger vor Gericht weiter angibt, dachte er, es würde sich um ein „Sex-Spiel“ handeln. Demnach glaubte er, von dem „Paar eingeladen zu werden“. Auch das sein Opfer regungslos war und schnarchte scheint ihn nicht stutzig gemacht zu haben. „Wenn der Ehemann zu mir sagt: ,Sie ist zu Bett gegangen, wir wecken sie’, dann entfällt für mich die Frage nach der Einwilligung“, sagte C.
Drei Monate nach der erst Vergewaltigung soll C. erneut mit Dominique Pelicot Kontakt gechattet haben. Dabei behauptete dieser, dass seiner Ehefrau der Missbrauch gefallen habe: „Ich mache ihn darauf aufmerksam, dass ich schon einmal hier war und es seltsam fand. Er sagte zu mir: ,Nein, wir haben uns das Video angesehen und es hat ihr gefallen.‘“
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„Scham soll die Seite wechseln“
Erst 2020 wurden die jahrelangen Vergewaltigungen bekannt. Ein Wachmann in einem Supermarkt erwischte Dominique Pelicot dabei, wie er Frauen mit dem Handy heimlich unter dem Rock filmte. Bei einer Durchsuchung wurden dann die Vergewaltigungsvideos entdeckt. 51 Täter wurden bereits identifiziert und angeklagt. Ihnen drohen bis zu 20 Jahre Haft.
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Ursprünglich sollte der Prozess gegen Dominique Pelicot und die anderen Männer im Geheimen stattfinden, doch Gisèle Pelicot entschied sich mit ihrem Schicksal an die Öffentlichkeit zu gehen, da laut ihr die „Scham die Seite wechseln soll“. Die mutmaßlichen Vergewaltigungen sorgten in ganz Frankreich für Entsetzen und landesweite Proteste.