Berlin. Nach dem Untergang der „Bayesian“ wurde wegen Totschlags ermittelt. Nun kommen neue Beweise ans Licht, die den Vorwurf entkräften könnten.
Das Rätsel um die vor Sizilien gesunkene Luxus-Segelyacht „Bayesian“ ist noch immer nicht gelöst. Ein neu aufgetauchtes Foto, das wenige Minuten vor dem Unglück gemacht wurde, soll nun zumindest eine Theorie widerlegen, warum das Schiff so schnell gesunken ist.
Das Foto wurde von einem der deutschen Gäste an Bord der niederländischen Yacht „Sir Robert Baden Powell“ geschossen. Die Besatzung dieses Topsegelschoners rettete 15 Personen das Leben, nachdem die „Bayesian“ am 19. August in den Fluten versunken war. Der Zweimaster, der das Unwetter gut überstanden hatte, ankerte nur rund 100 Meter von der Luxusyacht entfernt .
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Kapitän Börner entlastet Crew der „Bayesian“ mit neuen Beweisen
Die Bilder veröffentlichte der deutsche Kapitän der „Sir Robert Baden Powell“, der Hamburger Karsten Börner. Dieser will die These des Unternehmers Giovanni Costantino widerlegen, wonach der Schiffsuntergang einem Fehler der Crew zuzuschreiben ist, die die große Tür an der hinteren Backbordseite trotz des sich annähernden Sturms offengelassen habe. Costantino ist Eigentümer des italienischen Unternehmens Sea Group, das 2021 die Reederei Perini Navi übernommen und vor dem Konkurs bewahrt hatte. Perini Navi hatte 2008 das 56 Meter lange Segelschiff mit einem 75 Meter hohen Mast gebaut, der weltweit der höchste seiner Art ist. Costantino behauptet, dass das Schiff unsinkbar sei und dass folglich schwere Fehler der Crew für das Unglück mitverantwortlich seien. So vermutet er, dass die Besatzung der „Bayesian“ die große Tür an der hinteren Backbordseite offen gelassen habe, wodurch das 56 Meter lange Schiff so schnell sinken konnte. Das Foto, das in einer ausgestrahlten Dokumentation des britischen Senders ITV veröffentlicht wird, widerlegt diese Theorie.
„Aus dem Foto meiner Gäste geht klar hervor, dass die Türen geschlossen waren. Ich will dazu beitragen, dass die Wahrheit über den Schiffsuntergang ans Licht kommt und ich will nicht, dass die ganze Verantwortung der Crew in die Schuhe geschoben wird“, sagte Börner im Gespräch mit unserer Redaktion. Die Fotos habe er der ermittelnden Staatsanwaltschaft auf Sizilien weitergeleitet. „Die Bilder haben einen Zeitstempel, man kann also klar entnehmen, dass sie wenige Minuten vor dem Unglück geschossen wurden“, erklärte Börner, der derzeit mit seinem unter niederländischer Flagge fahrenden Schiff in Frankreich unterwegs ist.
„Die Saison geht für uns Ende Oktober zu Ende, wir sind weiterhin im Mittelmeer unterwegs. Die „Bayesian“-Tragödie hat niemand von uns vergessen. Wir denken immer wieder an diese tragischen Ereignisse“, betonte Börner. Er selber stellte sich den im Fall ermittelnden Behörden zur Verfügung. „Ich bin von italienischen, britischen und auch niederländischen Behörden befragt worden. Ich will meinen Beitrag leisten, damit endlich Klarheit über die Hintergründe dieses Unglücks geschaffen wird“, betonte der Kapitän.
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Tödliches Unglück: „Bayesian“ soll bald aus dem Mittelmeer geborgen werden
Die „Bayesian“, deren Wert vor dem Unglück auf rund 30 Millionen Euro geschätzt wurde, soll inzwischen aus 56 Metern Tiefe geborgen werden. Die Pläne für diese kostspielige Aktion sollen in den nächsten Wochen fertiggestellt sein. Es werden Auftriebskörper oder ein Kran zum Einsatz kommen.
Die mit zehn Besatzungsmitgliedern und zwölf Passagieren besetzte Segelyacht war am 19. August vor der Küste der italienischen Mittelmeerinsel Sizilien in einem Sturm gesunken. Sieben Menschen kamen bei dem Unglück ums Leben. Unter den Toten befand sich der britische Milliardär Mike Lynch sowie dessen 18-jährige Tochter. Lynch hatte seine Familie und Freunde auf die Yacht geladen, um seinen Freispruch im Prozess um einen Milliardenbetrug zu feiern.
Das Schiff befand sich im Besitz der auf der Isle of Man ansässigen Gesellschaft Revtom Limited, die ihrerseits im Besitz von Angela Bacares, der Witwe des britischen Milliardärs Mike Lynch, ist. Bacares konnte sich beim Unglück retten. Ermittlungen wegen Fahrlässigkeit laufen derzeit gegen den neuseeländischen Kapitän der „Bayesian“, James Cutfield, und gegen zwei Crewmitglieder.
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