Rom. In Italien hatte das Hochwasser eine Urlauber-Familie aus Deutschland überrascht. Nun haben Rettungskräfte eine Leiche entdeckt.
Ein Urlaub in der Toskana ist für eine deutsche Familie zum Albtraum geworden: Wie italienische Medien berichten, hatte ein Pärchen mit einem fünf Monate alten Baby und den Großeltern des Kindes im Ferienort Montecatini Val di Cecina in der Provinz Pisa ein Ferienhaus gemietet. Durch die Unwetter der vergangenen Tage schwoll jedoch der nahegelegene Wildbach Sterza so bedrohlich an, dass sich die Familie am Montagabend auf das Dach ihres Ferienhauses flüchtete. Die Eltern und der Großvater konnten sich retten, die Großmutter und das Baby wurden offenbar mitgerissen.
Großmutter und Enkelkind in Italien vermisst: „Wurden vom Wasser mitgerissen“
„Nach dem Bericht der Rettungsteams ist das Baby der Großmutter aus den Armen gerutscht. Sie selbst wurde dann vom Wasser mitgerissen, als sie versuchte, das Kind festzuhalten“, erklärte der Bürgermeister der Ortschaft, Francesco Auriemma im Gespräch mit dieser Redaktion. Die Feuerwehr sei mit Tauchern, Spürhunden und Drohnen im Großeinsatz. Doch dieser gestalte sich schwierig, weil die Urlauber sich in einem schwer zugänglichen Gebiet befanden.
„Die Touristenfamilie wurde buchstäblich von einer Flutwelle erfasst, die bis zu einer Höhe von 2,5 Metern durch das Haus schwappte“, schilderte der Provinzkommandant der Feuerwehr von Pisa, Nicola Ciannelli, die dramatische Situation. Drei Familienmitglieder hätten sich retten können, indem sie sich an die Säulen einer Veranda klammerten, die der Strömung standhielten und dann auf dem Dach Zuflucht suchten. Die Urlauber stammen aus München.
Am Montag teilte die Feuerwehr nun mit, dass sie eine Frauenleiche gefunden habe. Die Leiche wurde laut den Rettungskräften etwa sechs Kilometer von dem Ort entfernt gefunden, an dem das Hochwasser Großmutter und Enkel erwischte. Eine abschließende Identifizierung der Leiche steht noch aus. Aus Rettungskreisen heißt jedoch, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um die Großmutter handeln solle, heißt es seitens der italienischen Nachrichtenagentur Ansa.
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Der Wildbach Sterza habe sich inzwischen wieder beruhigt, so Ciannelli. Baumstämme, unter denen sich die Leichen der beiden Vermissten möglicherweise verfangen haben könnten, lägen noch im Flussbett.
Fassungslosigkeit nach Hochwasser in Italien: „Können es nicht glauben“
So viel Regen in so kurzer Zeit habe es in der Urlaubsregion seit Jahrzehnten nicht gegeben, beklagte der Präsident der Region Toskana, Eugenio Giani, in den sozialen Medien. In Montecatini Val di Cecina sei 226 Millimeter Regen in sechs Stunden gefallen, das sei mehr als das, was normalerweise in einem regnerischen Monat falle.
Das Unwetter verwandelte die Straßen mehrerer Dörfer der Toskana in reißende Ströme aus Wasser und Schlamm. Bewohner flüchteten in die oberen Etagen ihrer Häuser. Ganze Straßenzüge und Felder in dem Gebiet unweit von Pisa und Livorno sind überschwemmt. Ebenso Häuser, Wohnungen und Autos.
„Ein großer Dank an alle, die bei der Rettungsaktion mitgeholfen haben“, schrieb die Bürgermeisterin von Castagneto Carducci bei Livorno, Sandra Scarpellini, online und richtete einen Appell an die Bevölkerung, ihre Häuser nicht zu verlassen. Von den Unwettern betroffen ist auch der beliebte Badeort San Vincenzo, wo mehrere Straßen gesperrt und am Dienstag alle Schulen geschlossen blieben. Die Rettungsdienste in der Gemeinde Lamentano mussten eingreifen, um einen Autofahrer zu befreien, der beim Hochwasser in einem Abflussgraben eingeklemmt worden war.
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Große Schäden richteten die Unwetter auch in der berühmten toskanischen Weinproduktion an. Ganze Weinberge wurden von den Wassermassen zerstört oder teilsweise überflutet. „Wir stellen ungläubig das Ausmaß der Schäden fest“, so ist vom Weingut Guado al Melo des Winzers Michele Scienza zu hören. „Wir können nicht glauben, dass ein Traum, der vor über 25 Jahren begann, so enden kann.“ Bereits vergangene Woche waren schwere Unwetter über Italien niedergegangen, die vor allem in der Region Emilia Romagna schwere Schäden verursachten. Die Regierung in Rom hatte am Samstag 24 Millionen Euro als erste Hilfe locker gemacht.
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