Berlin. Hunde schauen uns mit großen Augen an, als könnten sie uns verstehen. Experimente zeigen nun, wie eng die Bindung wirklich ist.
Hunde gelten oft als einfältige, auf den Menschen fixierte Gefährten – eine domestizierte Version des Wolfes. Doch eine neue Studie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften zeigt: Hunde sind viel klüger als gedacht und haben sogar die Fähigkeit, sich in Menschen hineinzuversetzen.
Experiment zeigt: So synchronisieren sich die Gehirne von Menschen und Hunden
Frühere Untersuchungen konnten bereits zeigen, dass sich die Gehirnaktivität von Menschen, insbesondere im Frontallappen, synchronisieren kann, wenn sie miteinander kommunizieren oder zusammenarbeiten. Diese Synchronisation deutet darauf hin, dass die Beteiligten einander Aufmerksamkeit schenken.
Das Forscherteam um Wei Ren von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften vermutete daher, dass die Interaktion zwischen Mensch und Hund eine ähnliche Synchronisation der Hirnaktivität hervorrufen könnte. Um diese Hypothese zu überprüfen, wurden zehn Beagles fünf Tage lang mit ihnen unbekannten Menschen zusammengebracht.
Die Versuchspersonen sollten mit den Hunden nonverbal kommunizieren, zum Beispiel durch Blickkontakt oder Streicheln. Währenddessen wurde die Hirnaktivität der menschlichen und tierischen Versuchsteilnehmer mithilfe von Elektroden auf dem Schädel gemessen. Zum Vergleich gab es eine Kontrollgruppe, in der sich die Probanden und Hunde zwar im selben Raum befanden, aber nicht miteinander interagierten.
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Hirnforschung: Erhöhte Synchronisation beim Austausch zwischen Mensch und Hund
Die Ergebnisse der Studie sind eindeutig: „Wir haben beobachtet, dass die Synchronisation zwischen den Gehirnen in den frontalen und parietalen Regionen beim gegenseitigen Betrachten deutlich zunimmt“, berichten die Forscher um den Biologen Wei Ren.
Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass beim Streicheln von Hunden die Aktivität im Frontallappen des menschlichen Gehirns zunimmt – einem Bereich, der für die Motorik, aber auch für höhere kognitive Funktionen wie Humor, Emotionen und Persönlichkeit entscheidend ist. Neu ist jedoch der Nachweis, dass ähnliche Aktivitäten auch im Gehirn von Hunden auftreten, was nach Ansicht der Forscher die emotionale Bindung zwischen Mensch und Tier unterstreicht.
Beim Streicheln konnten auch bei den Hunden Synchronisationsmuster nachgewiesen werden, allerdings war hier die parietale Hirnregion, die für die Wahrnehmung von Reizen und die Entstehung von Aufmerksamkeit zuständig ist, stärker beteiligt. Im weiteren Verlauf der Studie nahm die Synchronisation zwischen den Gehirnen der Mensch-Hund-Paare weiter zu. Das Team um Wei Ren folgert daraus, dass dies auf eine wachsende Bindung zwischen Mensch und Hund hindeutet.
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Hunde mit Autismus haben Schwierigkeiten, emotionale Bindungen aufzubauen
Die Forscher testeten auch eine andere Hypothese: Einige Wissenschaftler vermuten, dass Defizite in der sozialen Kognition, wie sie bei Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) auftreten, auf eine verminderte Synchronisation des Gehirns bei sozialen Interaktionen zurückzuführen sind.
Zu diesem Zweck wiederholte das Forscherteam seine Experimente mit neun Hunden, die autismusähnliche Merkmale aufwiesen. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die Synchronisation der Gehirnaktivität zwischen Mensch und Hund war bei den Hunden mit autistischen Merkmalen deutlich geringer als bei den Hunden ohne diese Merkmale. „Hunde mit Shank3-Mutationen, die ein vielversprechendes Modell für Autismus-Spektrum-Störungen darstellen, zeigen einen Verlust der Kopplung im Zwischenhirn, was auf eine verminderte Aufmerksamkeit hinweist“, erklären die Forscher.
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Um die soziale Interaktion zu verbessern, verabreichten die Forscher den Hunden eine Einzeldosis LSD, ein Psychedelikum, das in früheren Studien das Sozialverhalten von Mäusen mit autismusähnlichen Merkmalen verbessert hatte. Die Behandlung führte zu einer besseren Synchronisation der Gehirnaktivität zwischen den Versuchspersonen und den Hunden.
Die Autoren der Studie ziehen daraus zwei Schlüsse: „Erstens könnte die gestörte Synchronisation als Biomarker für Autismus dienen“, erklärt Yong Zhang, ebenfalls von der Akademie der Wissenschaften in China. „Zweitens könnten LSD oder seine Derivate möglicherweise die sozialen Symptome von Autismus lindern.“
Die Forscher betonen jedoch, dass weitere Studien notwendig sind, um die neuronalen Mechanismen, die den sozialen Defiziten bei Autismus zugrunde liegen, besser zu verstehen – auch im Modell mit Hunden. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „Advanced Science“ veröffentlicht.