Berlin. Als Juror bei „Voice of Germany“ verhilft Mark Forster Talenten zum Erfolg. Warum ihn das an seine zweite Leidenschaft Fußball erinnert.

Er ist einer der erfolgreichsten Popstars Deutschlands: Millionen Fans feiern Mark Forster, der aber auch noch eine andere Leidenschaft hat. Als Juror bei der Castingshow „The Voice of Germany“ (ab 26. September, donnerstags um 20.15 Uhr auf ProSieben & Joyn, freitags um 20.15 Uhr in SAT.1 und auf Joyn) ist der Sänger komplett in seinem Element. Musik ist ganz entscheidend für das Lebensgefühl des 41-Jährigen, aber da gibt es noch mehr, vor allem Fußball, wie er im Interview verrät.

Auch interessant

Hätten Sie sich vorstellen können, am Anfang Ihrer Karriere an einer Castingshow wie „The Voice of Germany“ mitzumachen? 

Mark Forster: Ich glaube nicht, dass ich mich das getraut hätte, da ich mich nicht so als ein „Sänger–Sänger“ fühle. Bei „The Voice of Germany“ performt man in den Blind Auditions ja erstmal einen schon bekannten Song. Und ich denke, es gibt auf jeden Fall Leute, die bestimmte Nummern anderer Interpreten besser covern könnten als ich. Ich habe aber 2015 mit einem eigenen Song am „Bundesvision Song Contest“ teilgenommen und durfte den glücklicherweise gewinnen. Die Teilnahme als Coach bei „The Voice“ macht mir einfach Spaß. Und ich habe den Eindruck, dass die Leute hierherkommen, um etwas zu lernen und sich mit gleichgesinnten Musikern zu vernetzen – auch wiederum aus Spaß. Das ist der richtige Ansatz. 

Bis zu welchem Grad ist eigentlich eine erfolgreiche Musikkarriere dem Zufall geschuldet? 

Forster: Darüber könnte ich eine Stunde referieren. Denn es ist ganz schwer, das in eine pointierte Antwort zu packen. Auf jeden Fall ist das System der Musikwelt heute deutlich anders als vor ein paar Jahren. Wir nähern uns dem Andy-Warhol-Phänomen an, dass jeder seine 15 Minuten Ruhm haben kann, denn es ist inzwischen allgemein leichter möglich, in die Öffentlichkeit zu treten.

Aber für den Einzelnen ist es deutlich schwieriger, sich als Ausnahmekünstler auf lange Zeit zu etablieren. Wobei ich schon noch an das Glück des Tüchtigen glaube. Ein Toni Kroos hat es eben nicht einfach so in die Nationalmannschaft geschafft. Wenn er den Ball vor den Fuß bekommt, dann besitzt er die Fähigkeit, den auch reinzumachen – und eben nicht nur mit Glück. 

The Voice of Germany - Die Warm-Up-Show
Mark Forster feierte 2017 sein Debüt bei der ProSieben-Castingshow „The Voice of Germany“. Vorher war er schon seit 2015 Juror bei „The Voice Kids“. © SAT.1 | André Kowalski

Warum hat speziell bei Ihnen der Ruhm länger gewährt als 15 Minuten? 

Forster: Das kann ich natürlich am allerschwersten von allen beurteilen. Es macht schon einen Unterschied, ob man aus einem bestimmten Grund berühmt wird oder einfach, weil man berühmt sein möchte. Ein Toni Kroos hat seinen Status nicht deshalb erreicht, weil er berühmt sein wollte, sondern weil er sehr gut Fußball spielt. Allerdings glaube ich, dass man in Zukunft keinen konkreten Grund mehr dafür braucht. 

Mark Forster: Was die Popkultur von Toni Kroos lernen kann

Ist es nicht ein bisschen deprimierend, dass Talent künftig keine solche Rolle mehr spielt? 

Forster: Das ist nicht so schlimm. Einen Toni Kroos oder einen Jamal Musiala gibt es ja trotzdem noch. Letztlich verlaufen ja unser Leben und die Popkultur nie linear. Vielleicht wird sich das irgendwie wieder ändern und die Leute werden dieser 15-Minuten-Berühmtheiten müde. Aber wer weiß schon, wie die ganze Welt in drei, vier Jahren aussieht.

Auch spannend: Potthoff über Eberhofer-Krimi – „Manchmal ist eine Pause gut“

Haben Sie bei „The Voice of Germany“ Musikerinnen und Musiker erlebt, wo Sie das Gefühl hatten, dass sie sich langfristig durchsetzen können? 

Forster: Das habe ich. Und ich habe auch Leute erlebt, die es geschafft haben, obwohl ich das von ihnen bei „The Voice“ noch gar nicht erwartet hatte. Wenn man bei der Show mitmacht, dann erhebt man nicht den Anspruch, dass man fertig ist. Viele machen erst später Karriere. Das letzte bekannte Beispiel ist wahrscheinlich Zoe Wees, die bei „The Voice Kids“ teilnahm und einen Nummer-1-Hit in den USA landete.

Oder Sampagne, der hier als 13-Jähriger rappte und jetzt einen Riesenhit mit Cro hat. Um bei der Fußball-Metapher zu bleiben: Manche Spieler trainieren zwei Jahre unter Pep Guardiola und sind in dieser Zeit noch nicht top, aber diese beiden Jahre machen sie dann im Nachhinein zu Weltklassespielern. 

1. FC Kaiserslautern - RB Leipzig 1:1
Mark Forster ist großer Fußball–Fan – der FC Kaiserslautern ist für ihn wie Familie. © picture alliance / Eibner-Pressefoto | Eibner-Pressefoto

Woher kommt eigentlich die offenkundige Fußball-Leidenschaft bei Ihnen?

Forster: Ich komme aus der Nähe von Kaiserslautern und es gab kaum etwas, was über Kaiserslautern hinaus bekannt war. Deshalb hatte der 1. FC Kaiserslautern immer ein tolles Gewicht. Es ist wichtig, dass er gut spielt und dass er super Fans hat. Das ist auch ein bisschen wie Familie. Das sucht man sich nicht aus. 

Popstar Mark Forster über Fußballfans – Manches stimmt ihn traurig

Der 1. FC Kaiserslautern hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Wäre es nicht entspannender, einen Verein zu unterstützen, der die meiste Zeit gewinnt – einen FC Bayern München zum Beispiel? 

Forster: Nein, ich finde es auch ein bisschen traurig, wenn Fans Mannschaften unterstützen, die immer gut sind. Bei den Spielen fühlt man nicht richtig mit, sondern fährt einfach wie zum Klatschen zu einem Konzert. Es ist viel schöner, wenn man zusehen kann, dass sich etwas aufbaut – so wie derzeit bei der Nationalmannschaft. 

Auch interessant

Aber wie kommen Sie mit schmerzvollen Niederlagen klar – wie etwa beim EM-Viertelfinale? 

Forster: Ich bin keiner, der weint, wenn so ein Spiel verloren geht. Ich fand es eher total berührend, wie dieser junge Bundestrainer in kurzer Zeit mit seiner Aufgabe verwachsen ist. Die ist zu einer richtigen Mission geworden, und Julian Nagelsmann hat die Bühne eines Millionenpublikums gut genutzt. Mich hat es richtig froh gemacht, dass wir an so einer wichtigen Position jemand Kluges haben, dem die Welt nicht egal ist. Je mehr wir von diesen Leuten haben, die für das Gute, das Miteinander und für Optimismus stehen, desto leichter wird unsere Zukunft. 

Mehr aus der Serie „Meine erste Liebe“

Zu den positiven Erfahrungen Ihres Lebens zählen ja die „The Voice“-Formate, bei denen Sie seit 2015 dabei sind. Was gibt Ihnen die Lust, das auch künftig fortzusetzen? 

Forster: Ich glaube, es gibt keinen, der es häufiger gemacht hat als ich. So gesehen ist es offensichtlich, dass ich hier nicht komplett am falschen Fleck bin. Das ist für mich eine besondere Improvisations-Bühne und man hat mit vielen Musikerinnen und Musikern zu tun, die Lust haben. Ich fühle mich jedes Mal wohl, wenn ich da bin, und dieses Jahr ganz besonders. Von mir aus darf es ruhig „The Voice“ geben, solange es Fernsehen gibt. So lange hänge ich hier gerne ab.