Wien. Die Konzerte von Taylor Swift in Wien wurden abgesagt. Mutmaßliche Terroristen wollten Fans mit Stichwaffen und Sprengstoff attackieren.
Die drei für Donnerstag bis Samstag geplanten Konzerte von US-Superstar Taylor-Swift sind nach der Festnahme von zwei Terrorverdächtigen abgesagt worden. Der Konzertveranstalter Barracuda Music gab die Entscheidung am Mittwochabend unter anderem auf seinem Instagram-Kanal bekannt.
„Aufgrund der Bestätigung durch Regierungsbeamte über einen geplanten Terroranschlag im Ernst-Happel-Stadion haben wir keine andere Wahl, als die drei geplanten Shows zur Sicherheit aller abzusagen“, hieß es von Barracuda. Alle Tickets würden automatisch innerhalb der nächsten zehn Werktage rückvergütet.
Zuvor war in Ternitz, rund 75 Kilometer südwestlich von Wien, nach Angaben der Polizei ein 19-jähriger Österreicher festgenommen worden, der konkrete Anschlagspläne im Großraum Wien geschmiedet hatte. „Wir haben auch festgestellt, dass es einen Fokus des 19-jährigen Täters auf die Taylor-Swift-Konzerte in Wien gibt“, sagte Franz Ruf, Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit im österreichischen Innenministerium.
Terrorpläne in Wien: Verdächtige waren bereit zu sterben
Der junge Mann habe sich im Internet radikalisiert und vor Kurzem einen Treueschwur auf die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) abgelegt. Er gilt als der Hauptverdächtige in dem Terror-Plot und ist laut Angaben der österreichischen Polizei voll geständig.
Eine weitere Person, ein 17-Jähriger, wurde in Wien festgenommen. Die Polizei sagte nicht, in welchem Verhältnis die beiden Festgenommenen zueinander stehe. Er ist der Polizei bereits bekannt.
Der 19-jährige Hauptverdächtige habe am 25. Juli seinen Job gekündigt und angekündigt, er habe noch Großes vor, sagte der Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit Franz Ruf. Der zweite Verdächtige, ein 17-Jähriger, habe die Beziehung mit seiner Freundin beendet. Bei beiden gebe es offenkundig die Bereitschaft, sich zu töten, so Ruf.
Mittlerweile wurde bestätigt, dass eine dritte Person festgenommen wurde. Dabei soll es sich laut offiziellen Angaben um einen 15-Jährigen handeln, der von den Plänen gewusst haben soll.
Berichte über weitere Verdächtige wollte die Polizei nicht bestätigen. „Wir suchen derzeit keine weiteren Personen“, hieß es auf einer Pressekonferenz am Donnerstagvormittag.
Innenminister: „Tragödie konnte verhindert werden“
Durch das Einschreiten der Fahnder ist nach Angaben von Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei den geplanten Konzerten von Taylor Swift in Wien Schlimmeres verhindert worden. „Eine Tragödie konnte verhindert werden“, sagte Karner bei einer Pressekonferenz. „Die Lage war ernst, die Lage ist ernst.“
Der Minister verwies auf die seit Monaten geltende zweithöchste Terrorwarnstufe in Österreich. Zu dem Ermittlungserfolg habe die internationale Zusammenarbeit der Geheimdienst wesentlich beigetragen.
Geplante Anschläge auf Swift-Konzert: Chemische Substanzen
Was genau der 19-Jährige geplant hatte, sagte die Polizei nicht. Bei ihm seien aber chemische Substanzen sichergestellt worden. Die Polizei hat ein Haus in Ternitz durchsucht. Ermittler in Schutzanzügen waren dort zu sehen. Aus Sorge vor möglichen Sprengstoff-Fallen hatte die Polizei das Gebäude weiträumig abgeriegelt. Dazu mussten zahlreiche Menschen ihre Wohnung verlassen. Auch ein Teil eines Seniorenheims wurde geräumt.
Österreichische Medien berichten nun, dass Freunde des 19-jährigen Hauptverdächtigen bei einer Facilty-Firma und im Aufbau- und Ordnungsdienstes im Rahmen des Konzerts anheuerten. Laut „PULS24“ sei der Fakt, dass die Security durch das Umfeld des Verdächtigen unterwandert wurde, verantwortlich für die Konzertabsage.
Ein festgenommener 19 Jahre alter Islamist wollte ein Blutbad anrichten. Er habe mit Sprengstoff und Stichwaffen im Umfeld des Stadions agieren wollen, ein Ticket für eines der drei geplanten Konzert in dieser Woche habe er nach derzeitigen Erkenntnissen nicht gehabt, berichteten die Behörden in Wien. Der 19-Jährige habe bei seinem umfangreichen Geständnis gesagt, dass er die Absicht gehabt habe, „entweder heute oder morgen sich selbst und eine große Menschenmenge zu töten“, sagte Omar Haijawi-Pirchner, der Leiter der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst im Bundesinnenministerium. Er sei Teil eines islamistischen Netzwerks gewesen, das der Polizei bekannt gewesen sei. Er habe sich online über den Bau von Bomben informiert.
Polizei sprach von weiterhin „abstrakter Gefahr“
Bei den drei Konzerten wurden jeweils 65.000 Menschen im ausverkauften Stadion erwartet sowie rund 20.000 Fans, die ohne Tickets zu der Arena gekommen wären, um die Musik ihres Idols aus der Ferne zu hören, sagte der Wiener Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl.
„Die Ermittlungserkenntnisse geben Anlass für erhöhte polizeiliche Überwachungen“, hatte er wenige Stunden vor der Absage der Konzerte gesagt. Die konkrete Gefahr sei zwar minimiert, aber eine abstrakte Gefahr liege weiterhin vor. Die Polizei könne solche Veranstaltungen nicht absagen, sagte der Landespolizeipräsident auf die Frage einer Journalistin.
Regierung: lassen uns Art zu leben nicht zerstören
Die Polizei hatte bereits Antiterror-Spezialkräfte mobilisiert, darunter Beamte in Zivil und solche mit spezieller Ausbildung und Diensthunden, um die Konzerte zu sichern. Sie wollte den Luftraum mobil und stationär überwachen.
Der österreichische Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) bedankte sich bei den Ermittlern. „Terroristen wollen uns Angst machen und uns auseinandertreiben“, schrieb er auf dem Kurznachrichtendienst X. „Wir werden uns unsere Art zu leben nicht zerstören lassen.“