Berlin. In einer römischen Gruft öffnen Forscher den zentralen Sarkophag – und entdecken die faszinierenden Überreste des Familienoberhaupts.
Zerberus ist in der griechischen Mythologie ein dreiköpfiger Höllenhund, der das Tor zur Unterwelt bewacht. In einer 2000 Jahre alten Gruft nahe Neapel haben Archäologen ein erstaunlich gut erhaltenes Wandgemälde der Kreatur gefunden. Die seitdem als „Gruft von Zerberus“ bekannte Grabstätte wurde bereits 2023 entdeckt. Jetzt sind die Forscher erstmals in das Innerste der Grabkammer vorgestoßen: den massiven Sarkophag.
Dort fanden die Archäologen die mit einem Leichentuch bedeckten Überreste des mutmaßlichen Besitzers der Gruft. Durch die besonderen klimatischen Bedingungen in der Grabkammer mineralisierte das Leichentuch über die Jahrtausende. Mit dem Toten wurden mit Parfum und Salben befüllte Amphoren in den Sarkophag gelegt. Zuvor hatten die Forscher durch ein Bohrloch eine Mikrokamera in das Innere des perfekt erhaltenen Sarkophags eingeführt, um eventuelle Schäden zu vermeiden.
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Archäologen öffnen Sarkophag und finden Stammvater
„Die besondere Sorgfalt, mit der der Verstorbene behandelt wurde, und die Art der gefundenen Gegenstände lassen darauf schließen, dass es sich um den Stammvater der Familie handeln könnte, für die das Mausoleum errichtet wurde“, heißt es in einem Statement der Behörde für Archäologie, Bildende Künste und Landschaft der Metropolregion Neapel. Das Mausoleum ist Teil einer Nekropolis in der Stadt Giugliano, die zu Neapel gehört.
„Das Grab des Zerberus liefert wertvolle Informationen über das phlegraische Gebiet in der Nähe von Liternum, erweitert das Wissen über die Vergangenheit und bietet Möglichkeiten für multidisziplinäre Forschung“, erklärt Behördenleiter Mariano Nuzzo. Laboranalysen hätten eine beträchtliche Menge an Daten über die Behandlung des Leichnams und des durchgeführten Bestattungsrituals geliefert.
Ein multidisziplinäres Forscherteam hatte Proben von anderen im Mausoleum Bestatteten entnommen und untersucht. Durch eine Pollenanalyse und Mikroskopbeobachtung wurde eine Gattung mehrjähriger Kräuter gefunden, die als Gänsefuß, Chenopodium und Wermut bekannt sind. Um die Verwesung zu stoppen, wurden diese vermutlich in Form von Cremes auf die Körper aufgetragen. An den menschlichen Überresten wurden DNA-Analysen durchgeführt.
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Wandgemälde zeigt mythologische Szene aus Herakles-Sage
Auf dem prominenten Wandgemälde in der Gruft ist der Höhepunkt von Herakles‘ (lateinisch „Herkules“) zwölf Aufgaben abgebildet. Darin fängt Herakles den Höllenhund Zerberus höchstpersönlich ein. Das Grab enthält auch Darstellungen mythologischer Szenen mit Ichthyokentauren, Wesen mit den Oberkörpern von Menschen, den Vorderbeinen und unteren vorderen Hälften von Pferden und fischähnlichen Schwänzen.
Die Archäologin Valentina Russo, die bei der Entdeckung anwesend war, erklärt: „Die Aufregung war enorm .– die Schreie, die Umarmungen, wir, die Arbeiter, so etwas findet man nicht jeden Tag.“ Archäologen beabsichtigen in weiteren Grabungen auch die umliegende Nekropole aus der römischen Antike zu untersuchen.