Berlin. Rund 150 Jahre lang suchten Forscher nach dem Monument aus der Zeit von König David und Salomon. Jetzt wurden sie endlich fündig.

Neun Meter tief und mindestens 30 Meter breit misst ein gewaltiger Graben, den Archäologen vor kurzem in Jerusalem freilegen konnten. Seit 150 Jahren suchten Forscher nach der Befestigungsanlage, die bereits im Alten Testament der Bibel erwähnt wurde. Der Graben teilte Jerusalem über Jahrhunderte in zwei Teile, in die Davidsstadt und den Tempelberg. Auch im Jerusalem der legendären biblischen Könige David und Salomon könnte er eine wichtige Rolle gespielt haben.

Der Graben fungierte wohl ursprünglich als nördliche Verteidigungslinie der Stadt. Senkrechte Felsklippen auf beiden Seiten machten ihn zu einem unpassierbaren Bollwerk. Wann genau er in den Stein gehauen wurde und wie lange er in seiner Funktion existierte, sei bisher unklar. Die Befunde legen jedoch nahe, dass er zumindest „während der Jahrhunderte genutzt wurde, als Jerusalem vor fast 3000 Jahren, beginnend mit dem König Judah, die Hauptstadt des Königreich Judäas war“, zitiert ein Statement die leitenden Archäologen der Ausgrabung, Prof. Yuval Gadot und Dr. Yiftah Shalev.

Jerusalem: Graben teilte die Stadt in zwei Teile

Der Graben trennte demnach auch das älteste Wohngebiet Jerusalems, die Davidsstadt, von der nördlichen Akropolis mit den herrschaftlichen Palästen und dem ersten jüdischen Tempel. Die Zweiteilung der Stadt sei bis in die persische und hellenische Epoche der Stadt fortgeführt worden.

Seit 2007 suchen Forscher auf dem Gelände eines ehemaligen Parkplatzes in der Davidsstadt nach Zeugnissen des historischen Jerusalems. Archäologen der Israelischen Altertumsbehörde und der Universität Tel Aviv hatten den Graben hier entdeckt. Der Zweck der Anlage war zunächst ein Rätsel, erst weitere Ausgrabungen und frühere Untersuchungen brachten den entscheidenden Hinweis.

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Bauwerk ist „dramatische Entdeckung“ aus Zeit der Bibel

Die Archäologen verglichen ihre Entdeckung mit den Aufzeichnungen der britischen Archäologin Kathleen Kenyon, die bereits in den 1960er-Jahren fast an der gleichen Stelle Ausgrabungen durchführte. Sie bemerkte östlich von dem heutigen Fundort eine unnatürliche Absenkung der Felsen.

Die israelischen Archäologen glauben, dass es sich dabei um die Fortsetzung des Grabens handelt. Das ist eine „dramatische Entdeckung, die Diskussionen um Begriffe aus der Bibel wie Ophel und Millo wiederbeleben wird, die sich auf die Topografie Jerusalems beziehen“, sagt Professor Gadot.

Ophel und Millo bezeichneten wohl befestigte Teile der Stadt Jerusalem. So heißt es beispielsweise im ersten Buch der Könige (11:27): Salomo baute den Millo und schloss die Lücke in der Stadt Davids, seines Vaters.“

Jerusalem: Erbauung des Befestigungsgrabens war monumentales Projekt

Die Erbauung des Befestigungsgrabens war ein monumentales Unternehmen. Der gigantische Eingriff in die natürliche Landschaft Jerusalems sollte jedem Neuankömmling die Macht der Herrscher eindringlich demonstrieren, heißt es in dem Statement. Ähnlich große Grabungsprojekte in Jerusalem werden üblicherweise auf die Mitte der Bronzezeit, vor etwa 3800 Jahren datiert, erklärt Dr. Shalev. Die Forscher seien sich dementsprechend sicher, dass der Graben zur Zeiten des ersten Tempels sowie der biblischen Könige David und Salomon existiert haben müsse.

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Die frühesten Spuren des altertümlichen Jerusalem reichen bis in die späte Kupferzeit und frühe Bronzezeit zurück (etwa 3000 v. Chr.). Die Siedlung wurde auf einem schmalen und steilen Kamm errichtet, der über mehrere Hügel und Täler läuft. Wegen des schwierigen Geländes ging es in vielen der Bauprojekten der Herrscher von Jerusalem um die Umformung der natürlichen Landschaft.

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