Berlin. Die Knochen von in der Schlacht gestorbenen Kriegermönchen bergen eine Überraschung für Archäologen. Unter ihnen befand sich eine Frau.
Von Frauen, die sich als Männer verkleideten, um in einer Männerdomäne Karriere zu machen, gibt es viele Geschichten. In der patriarchalen Welt der Antike, des Mittelalters oder der Renaissance sahen sie ihre einzige Chance auf Selbstverwirklichung in der Verwandlung zum Mann. Sogar eine Päpstin soll es der Legende nach einmal gegeben haben. In Spanien könnten Archäologen nun auf ein solches Versteckspiel gestoßen sein.
Bei einer Untersuchung der Knochen von 25 Kriegermönchen erlebten Forscher der spanischen Universität Rovira i Virgili (URV) und des Max-Planck-Instituts eine Überraschung. Die Angehörigen des spanischen Ritterordens von Calatrava wurden zwischen dem 12. und 15. Jahrhundert auf dem Friedhof der Burg Zorita de los Canes begraben. Eigentlich waren die Kriegermönche, die in Spanien gegen die Mauren kämpften, ausschließlich Männer. Trotzdem fand sich unter den Toten das Skelett einer Frau.
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Archäologie: Starb die Frau an der Seite der Kriegermönchen in einer Schlacht?
Die Frauenknochen sowie die Überreste von 22 anderen Rittern weisen demnach heftige Kampfspuren auf. Das könnte bedeuten, dass die Frau eines gewaltsamen Todes in einer Schlacht starb, heißt es in der im Fachjournal „Scientific Reports“ veröffentlichten Studie. Die Skelette wiesen an genau den durch die Waffen der damaligen Zeit verwundbarsten Stellen des Körpers Stichwunden und Spuren stumpfer Gewalteinwirkung auf.
„Wir stellten viele Verletzungen am oberen Teil des Schädels, an den Wangen sowie im inneren Beckenbereich fest“, sagt Carme Rissech, Co-Autorin der Studie, in einem Statement. Die Verletzungen würden zur Hypothese passen, dass es sich bei den Toten um Krieger handelte. Als die forensische Anthropologin die Proportionen der Skelette näher untersuchte, erkannte sie in den Knochen eines der Mönche eine 40 Jahre alte Frau wieder.
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Kriegerin trug wie andere Ritter Rüstung oder Kettenhemd
Demnach unterscheiden sich die Skelette von Frauen und Männern in gewissen Merkmalen wie den Gesichts- oder Beckenknochen, erklärt Rissech. Zwar gebe es manchmal Grauzonen, in diesem Fall sei die Einordnung allerdings klar gewesen. Aus der Entdeckung ergaben sich viele weitere Fragen an die Forscher, die eigentlich primär die Ernährung, den Lebensstil sowie die Todesursache der Kriegermönche untersuchen wollten. War die Frau auch ein Ritter?
„Sie starb wahrscheinlich auf eine ähnliche Art und Weise wie die männlichen Krieger“, glaubt Rissech. Wahrscheinlich trug sie dabei eine Rüstung oder ein Kettenhemd, was auf einen ähnlichen Status hindeutet. Andererseits genoss sie wohl eine andere Ernährung als die männlichen Toten. „Wir stellten im Falle der Frau ein geringeres Level an Proteinkonsum fest, was für einen niedrigeren Status innerhalb der Gruppe spricht.“
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Weiblicher Kriegermönch war nur 1,50 Meter groß
Einige der Forscher stellten die Vermutungen auf, dass die Frau eine Dienerin der Ritter war, die von den Rittern zur Verteidigung der Burg abberufen worden war. Eine These, die Rissech aufgrund des Fehlens entsprechender Abnutzungserscheinungen an den Knochen für wenig plausibel hält. Im Gegenteil dazu finden sich Spuren vom Training mit Schwertern auch am Körper der Frau.
„Ich glaube, dass die Knochen zu einer weiblichen Kriegerin gehören“, sagt Rissech. Weitere Forschung müsse jedoch noch final klarstellen, ob die Frau auch an der Seite ihrer männlichen Ritterkollegen kämpfte. Laut der Analyse ihrer Knochen war sie nur 1,50 Meter groß.
Die Burg Zorita de los Canes liegt an einer Kurve des Tajo-Fluss in der zentralspanischen Provinz Guadalajara, rund 60 Kilometer von Madrid entfernt. Ursprünglich wurde die Burg 852 von dem muslimischen Herrscher der iberischen Halbinsel angelegt, dem Emir von Córdoba, Muhammad I. Die Burg sollte das Emirat vor Attacken durch die Christen schützen, fiel jedoch schließlich in die Hände des Templerordens, der sie auf an den neu gegründeten Orden von Calatrava übergab.
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