Berlin. Archäologen dokumentieren mysteriöse Steingravuren entlang eines Flusses in Südamerika. Die Felsenbilder dienten auch als Warnung.

Die Dschungel und Berge Latein- und Südamerikas bergen die Überbleibsel faszinierender Zivilisationen. Lange vor dem Eintreffen der Spanier lebten hier Azteken, Maya und Inka sowie unzählige kleine indigene Kulturen. Archäologen haben jetzt in Kolumbien und Venezuela zum ersten Mal eindrucksvolle Steingravuren von vor 2000 Jahren umfangreich dokumentieren können. Darunter auch eine 42 Meter lange Schlange, die wohl größte Monumental-Gravur der Welt ist.

Die Felsenkunst bildet sowohl menschliche als auch tierische Motive ab, heißt es in einer im Fachjournal „Antiquity“ veröffentlichten Studie. Insgesamt untersuchten die Archäologen 14 antike Stätten voller Gravuren, die entlang des Orinoco-Flusses angelegt wurden. Dabei achteten sie auf die Sichtbarkeit der Symbole vom Fluss aus und zogen daraus faszinierende Schlüsse.

Archäologen glauben, dass die Felsenkunst Schöpfungsmythen erzählt

Demnach repräsentieren die Gravuren die Schöpfungsmythen, die Reisende und Händler auf dem Fluss selbst aus großer Distanz erkennen konnten. Auch als Grenzen waren die Gravuren wohl wichtig. „Eine Interpretation ist, dass Territorialität eine Rolle spielte“, sagte Hauptautor der Studie, Philip Riris, gegenüber „Live Science“. Der Orinoco-Fluss war vor 2000 Jahren eine wichtige Handelsroute, die sich durch Südamerika zog.

Wer genau die Steingravuren anfertigte, konnten die Archäologen bisher nicht feststellen. Die gigantische, 42 Meter lange Schlangen-Darstellung könnte ein Verweis auf in Südamerika lebende Riesenschlangen wie Anakondas oder Königsboa sein. Die spielten im Glauben indigener Kulturen Südamerikas eine große Rolle.

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Gravuren könnten Warnungen an Außenseiter gewesen sein

„Anakondas und Boas wurden in einigen indigenen Gruppen der Region mit der Schöpfungsgottheit identifiziert“, sagte Riris auf „Live Science“. „Schlangen sind auch bekannt dafür, tödlich zu sein. Vielleicht war es ein Weg für sie, Außenseiter davor zu warnen, dass sie das Gebiet der Schlange betraten.“

Obwohl viele der Gravuren den Forschern bereits bekannt waren, entdeckten sie bei ihrer Suche viele neue Orte indigener Gravuren. Die Dokumentation solle helfen, die Gravuren zu erhalten und vor dem ansteigenden Tourismus zu schützen.

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