Berlin. Ben Zuckers Karriere wäre fast gescheitert. Der Schlagersänger verrät, was ihn motivierte und vor welchem Ereignis er große Angst hat.
Alexander Nebe
In nur sechs Jahren hat sich Ben Zucker in die Riege der erfolgreichsten deutschen Musikstars gesungen. Der Schlagersänger blickt auf drei Longplayer, einen Edelmetall-Regen für mehr als 750.000 verkaufte Tonträger, fast 500 Millionen Streams und ausverkaufte Tourneen – unter anderem an der Seite von Helene Fischer, die er 2018 bei ihrer Stadiontour begleitete – zurück. Sei neuestes Album heißt „Heute nicht!“. Warum es dem Musiker schwerfiel, auch mal fünfe gerade sein zu lassen.
Wie oft nehmen Sie sich heute die Freiheit, auch mal laut „Heute nicht!“ zu sagen?
Ben Zucker: Über die Jahre habe ich es tatsächlich gelernt, mir meine Kräfte besser einzuteilen und auch sorgfältiger auf meine persönlichen Bedürfnisse und meinen Körper zu hören. Mit 40 Jahren bin ich zwar noch nicht alt – aber eben auch nicht mehr so belastbar wie mit 25. Es war aber ein langer und stetiger Prozess, bis ich endlich „Heute nicht!“ sagen konnte.
Warum fiel Ihnen das so schwer?
Zucker: Ich bin einfach nicht der Typ Mensch, der so locker fünfe gerade sein lassen kann. Wenn mich Menschen brauchen, die mir wichtig sind, dann kann ich nur sehr schwer Nein sagen. Aber durch meine Karriere, die sich dank meiner Fans ja so großartig entwickelt hat, bin ich inzwischen an so vielen Tagen im Jahr unterwegs, dass ich einfach Prioritäten setzen und dann doch mal einen Gefallen abschlagen muss.
Ben Zucker: An diesem Punkt wollte der Sänger seinen Traum begraben
Bis zu Ihrem Durchbruch im Jahr 2017 haben Sie rund 20 Jahre hart dafür gekämpft, um als Sänger Erfolg zu haben. Waren Sie in dieser Zeit irgendwann einmal an dem Punkt, wo Sie Ihren großen Traum begraben wollten?
Zucker: Den gab es genau einmal! Und zwar im Frühjahr 2012, als meine Tochter Ava geboren wurde. Da war mir klar: Jetzt ist Schluss mit lustig! Du kannst als junger Papa nicht mehr herumeiern – mal hier kellnern und mal dort Toiletten putzen und am Ende nur ein paar Euro mit nach Hause bringen. Du trägst jetzt Verantwortung für deine Familie!
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Was war die Konsequenz aus dieser Erkenntnis?
Zucker: Meine Schwester hat damals in einem Berliner Modegeschäft gearbeitet und mir dort ebenfalls einen Job besorgt. Ich habe auf 20-Stunden-Basis angefangen, mich dann aber schnell auf 40 Stunden und bis zum Abteilungsleiter hochgearbeitet.
War der Einzelhandel wirklich Ihr Ding?
Zucker: Ja, die Arbeit hat mir wirklich Spaß gemacht. Und ich habe mich in der Zukunft auch schon als Regionalleiter oder Ähnliches gesehen. Natürlich gab es auch immer wieder mal Kunden aus der Hölle, die sich mir gegenüber arrogant und unfreundlich verhalten haben. Aber wenn du den Verkäuferjob wirklich liebst, dann nimmst du das in Kauf. Außerdem war es auch ein schönes Gefühl, dass jeden Monat eine größere Summe Geld reinkam. Vorher war ich ja ständig pleite, manchmal sogar hoch verschuldet, saß kurzzeitig im Gefängnis oder hatte Stress mit dem Gerichtsvollzieher.
Zucker: „Meine Ex sagte: Du musst aus diesem Leben raus“
Wieso sind Sie am Ende dann doch wieder im Musikbusiness gelandet?
Zucker: Das habe ich vor allem meiner damaligen Partnerin und der Mutter meiner Tochter zu verdanken. Die nahm mich kurz vor Silvester 2012 in den Arm, schaute mir tief in die Augen und sagte: Benny, du musst aus diesem Leben raus und weiter an deinem Traum arbeiten. Wir bekommen das trotzdem irgendwie hin – aber mach bitte wieder Musik. Deine Stimme muss gehört werden!
Sie hat Sie ziehen lassen?
Zucker: Obwohl ich natürlich spürte, dass mir das Singen und die Musik extrem fehlte, wollte ich anfangs nichts davon hören. Wir haben deshalb noch viel miteinander geredet, diskutiert und geweint – aber am Ende war es dann tatsächlich so. Wenn ich heute daran denke, was meine Ex damals für ein großherziges Opfer für meinen Lebenstraum gebracht hatte, dann könnte ich vor Dankbarkeit immer noch weinen.
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In diesem Jahr ist Ihre Tochter elf Jahre alt geworden …
Zucker: … Und wenn sie etwas von mir geerbt hat, dann die Leidenschaft für Fußball! Da ich ja selbst so sehr für diesen Sport schwärme, ist es für mich eine riesige Freude zu sehen, wie sehr sich auch Emma dafür begeistert. Sie spielt in der linken Abwehr so wie ich früher auch, schickt mir regelmäßig ihre Spielergebnisse und Entwicklungen. Mal sehen, ob und wie sie das auch in Zukunft weiter durchziehen wird.
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Zucker über seine Tochter: „Wenn sie später Frauen liebt, ist das cool“
Das Ziel: Spielerin in der deutschen Nationalmannschaft?
Zucker: Also ich wäre schwer begeistert. (lacht) Aber im Ernst: Am wichtigsten ist es für mich aber, dass aus ihr eine freiheitsliebende Frau wird, die stets das tut, was ihr Herz mit Freude erfüllt, beruflich und privat. Wenn das am Ende in eine ganz andere Richtung geht, dann ist das auch super! Und wenn meine Tochter später Frauen liebt, dann ist das für mich ebenfalls cool. Ich kann überhaupt nicht verstehen, wie Eltern damit ein Problem haben und ihr Kind schlimmstenfalls sogar verstoßen können.
Auf dem Albumcover zu „Heute nicht!“ präsentieren Sie Ihren durchtrainierten Oberkörper. Warum diese Sexiness-Offensive?
Zucker: Es war im Vorfeld definitiv nicht geplant, um mir ein neues „sexy“ Image zu verschaffen! Für das Cover haben wir eine ganze Reihe von verschiedenen Bildern gemacht und uns verschiedene Konzepte überlegt. Aber am Ende dachte ich mir: Jetzt war ich schon so diszipliniert und habe Gas gegeben, um zumindest einmal im Leben einen Ansatz von Sixpack zu haben. Warum dann nicht auch stolz drauf sein und das ganz offen präsentieren? Aber ich gebe zu, dass ich Bedenken hatte …
Woher kam der Impuls, dass Sie sich körperlich so in Form bringen wollten?
Zucker: Im August bin ich 40 Jahre alt geworden – und ungefähr ein Dreivierteljahr vor meinem runden Geburtstag wollte ich mir es unbedingt selbst beweisen, dass ich einmal im Leben zumindest die Anmutung eines Sixpacks erreichen kann. Ich liebe Herausforderungen – und ein fixes Datum, eine Deadline, hilft natürlich sehr dabei, den inneren Schweinehund in Sachen Sport und Diät immer wieder zu überwinden und für das große Ziel alles zu geben.
Zucker: „Die Gewissheit, dass sie sterben muss, ist für mich das Allerschlimmste“
Sind Sie immer noch so trainiert?
Zucker: Nein, da ich wegen meines Bänderrisses längere Zeit keinen Fußball mehr spielen und auch sonst kein richtiges Ausdauertraining machen kann, sind inzwischen wieder fünf Kilo drauf. Aber das ist völlig okay für mich, denn zur Zeit des Sixpack-Shootings war ich mit 80 Kilo Körpergewicht wirklich extrem schlank. Mit meiner aktuellen Form fühle ich mich rundum wohl. So ein Brecher wie in meiner ziemlich depressiven Corona-Phase möchte ich aber auf keinen Fall wieder werden.
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Was macht Ihnen Angst?
Der Gedanke, dass meine Mama irgendwann nicht mehr auf dieser Welt sein wird! Darüber möchte ich gar nicht nachdenken müssen – und die Gewissheit, dass sie doch einmal sterben muss, ist für mich das Allerschlimmste. Am liebsten wäre es mir, wenn sie fortan einfach nicht mehr älter werden würde.