Berlin. In England wurden die Überreste eines weiblichen Skeletts aus der Eisenzeit gefunden. Sie deuten auf ein grausames Ende der Toten hin.
Ein rund 2400 Jahre altes Skelett, das 2010 im Dorf Winterborne Kingston in der südwestenglischen Grafschaft Dorset ausgegraben wurde, hat erneut die Aufmerksamkeit der Forscher auf sich gezogen. Schon damals deuteten erste Analysen darauf hin, dass die Verstorbene zu Lebzeiten erhebliche Qualen erlitten haben muss. Eine kürzlich durchgeführte Untersuchung hat nun noch erschreckendere Ergebnisse zutage gebracht.
Neue Hinweise deuten auf Bestattung ohne Respekt vor der Toten
Nach Ansicht des Forscherteams um Miles Russell von der Universität Bournemouth deuten die ungewöhnlichen Umstände der Bestattung darauf hin, dass die Frau rituell geopfert wurde. „Bei den anderen Bestattungen, die wir gefunden haben, wurden die Toten respektvoll behandelt und sorgfältig in die Grube gelegt“, erklärt der forensische Anthropologe Martin Smith von derselben Universität. „Aber bei dieser armen Frau war das nicht der Fall.“
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Forscher: Verstorbene diente möglicherweise als Opfergabe
Die Frau war mit dem Gesicht nach unten auf Tierknochen gefunden worden, die halbmondförmig auf dem Boden einer Grube ausgebreitet waren. Diese Anordnung deute darauf hin, dass die Tote selbst als
gedient habe, sagte Martin Smith dem englischen Nachrichtendienst „BBC“.
Die Knochenfunde zeigten zudem, dass das Opfer mit einem Stich in den Hals getötet wurde. Auch die Wirbelsäule wies Spuren harter Arbeit auf, die Rippen waren gebrochen. Martin Smith folgert daraus, dass die Frau vermutlich aus einem sozial benachteiligten Umfeld stammte.
Auch die Isotopenanalyse der Zähne der Frau passt in dieses Bild: Die Zähne enthielten Isotope, die darauf hindeuten, dass die Frau möglicherweise nicht aus der Region stammt, in der sie gefunden wurde. Vielmehr könnte sie aus Südengland oder sogar aus einem anderen europäischen Land gekommen sein, wie Smith argumentiert.
Zahlreiche Siedlungsformen in Südengland identifiziert
Smith und seine Kollegen führen seit 15 Jahren archäologische Ausgrabungen in der Region um Winterborne Kingston durch. Die Erkenntnisse über die rund 2.400 Jahre alten Überreste wurden vergangene Woche in der Fachzeitschrift „The Antiquaries Journal“ veröffentlicht.
Demnach wurde das Skelett in einer etwa 1,2 Meter tiefen Grube gefunden, die zusammen mit weiteren Gräbern und mehreren Rundhäusern Teil einer späten prähistorischen Gemeinschaftssiedlung gewesen sein dürfte, die vermutlich von etwa 400 v. Chr. bis etwa 50 n. Chr. bewohnt war. Da die Siedlung stark agrarisch geprägt war, sind Spuren harter körperlicher Arbeit sehr plausibel.
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In der Vergangenheit konnten bei Ausgrabungen in Südengland mehrere solcher Siedlungskomplexe identifiziert werden. So etwa in Buckinghamshire, Gloucestershire, Hampshire, Oxfordshire und Wiltshire. Es gab jedoch keine Hinweise auf Menschenopfer, was den Fund laut Smith zu einem „seltenen physischen Beweis“ für offenbar rituell motivierte Tötungen in der Eisenzeit macht.
Die Deutung der Funde: War die Frau ein Opfer ritueller Tötung?
Wie es zu den Rippenbrüchen am Skelett der jungen Frau kam, kann nicht mehr abschließend geklärt werden. Das Forscherteam hält es aber für wahrscheinlich, dass sie bereits Wochen vor der Tötung entstanden sind – und damit nicht Teil des Rituals waren.
„Alle signifikanten Fakten, die wir gefunden haben, wie die Probleme mit ihrer Wirbelsäule oder die schweren Rippenverletzungen, könnten für sich genommen wahrscheinlich aus dem harten Arbeitsalltag erklärt werden“, sagt Martin Smith, „Aber wenn man alles zusammen mit ihrer Lage – mit dem Gesicht nach unten auf einer Plattform aus Tierknochen - betrachtet, ist die plausibelste Schlussfolgerung klar die, dass sie das Opfer einer rituellen Tötung geworden ist“, folgert er.