Berlin. Es ist ein ungewöhnlicher „Tatort“, an dem die Zürcher Kommissarinnen diesmal ermitteln. Aber sie erwartet ihr bisher bester Fall.
- Heute Abend läuft der „Tatort“ aus Zürich im Ersten
- Unsere Kritik: Der neue Fall ist verworren, aber ungemein spannungsreich
- Die Besetzung: Die Kommissarinnen Isabelle Beaujean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler)
Da laus einen doch der Affe! Die Zürcher „Tatort“-Ermittlerinnen staunen nicht schlecht, als sie in aller Früh an einen neuen Tatort gerufen werden. Denn der ist – im Zoo. Und die Leiche: ein Schimpanse, der mit Messerstichen getötet wurde. Wer ein Tier tötet, begeht juristisch gesehen lediglich Sachbeschädigung. Weshalb wird da die Mordkommission gerufen?
„Tatort“ Zürich: Morde werden immer verworrener
Aber die Verwaltungsrätin des Zoos ist eine einflussreiche Dame, auch in der Politik, wo die Beförderung der Staatsanwältin Wegenast (Rachel Braunschweig) zur Bundesrichterin ansteht. Also treibt die ihre Kommissarinnen an. Aber es war sowieso Vollmond, die Ermittlerinnen haben beide kein Auge zugetan.
Nun sind Isabelle Beaujean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) völlig übermüdet. Die Spurensicherung zwischen Wölfen und Giraffen wirkt da wie ein Tagtraum. Und das schönste Bild der Folge ist das, als Frau Ott völlig ermattet auf einer Bank einschläft, hinter ihr ein planschender Elefant.
Menschliche Opfer gibt es aber auch. Und fast schon inflationär. Ein Mann mit Augenklappe lauert einem anderen auf. Und wird danach selbst gemeuchelt, von seiner eigenen Frau. Und die wiederum von ihrer Zwillingsschwester. Nicole Merz (in einer Doppelrolle: Sarah Victoria Frick) ist eine vermögende Anlageberaterin, die ihre Kunden um Millionen betrogen hat.
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Nun will sie den Ermittlungen gegen sie entkommen, indem sie den Mord an ihrer proletarischen Schwester Aline als Suizid hinstellt, um ihre Identität anzunehmen. Dumm nur, dass sie von deren Verbrechen nichts wusste. Und jetzt nicht als Betrügerin, sondern als Mörderin gesucht wird. Und da ist dann auch noch ein betrogener Klient, der nichts von einem Zwilling weiß. Und hinter der Schwesternmörderin her ist.
Zürcher Kommissarinnen: So hat sich ihre Beziehung entwickelt
Mord und Totschlag in Kettenreaktion: Das ist ganz schon verworren. Und man muss gar nicht so übermüdet sein wie die Ermittlerinnen, um da erst mal nicht ganz durchzublicken. Aber daraus ergibt sich dann ein faszinierender und reibungsvoller Handlungsbogen. Und als Zuschauer muss man den Zürcherinnen attestierten: Die Schlaflosigkeit tut ihnen gut. Bislang waren die „Tatort“-Folgen aus Zürich eher zäh und bleischwer. Da schleppte nicht nur das Schweizer Idiom.
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Aber in ihrer achten Folge spielen sich die beiden plötzlich frei. Mit einer ganz neuen Waffe, die man sonst eher in den Münsteraner Folgen verortet: einer gehörigen Portion schwarzen Humors. Die Kommissarinnen reiben sich auch endlich nicht mehr aneinander. Im Gegenteil: Sie schlafen auch mal, übermüdet wie sie sind, nebeneinander ein.
Folge stellt Beamte vor moralische Fragen
Ein paar kostbare Diamanten gibt es auch, hinter denen alle her sind. Da setzen die Drehbuchautoren Lorenz Langenegger und Stefan Brunner ein paar funkelnde Akzente. Und in einen Diamat ist sogar Frau Beaujean am Tatort getreten. Der klebt dann an ihrem Schuh. Und nun gerät die sonst stets überkorrekte Kommissarin in Gewissenskonflikte: Soll sie den Stein unterschlagen, um die Schulden ihres Freundes zu begleichen, der ein Restaurant besitzt?
Jede Figur, auch jede ermittelnde, verfolgt hier auch persönliche Interessen. Und kommt in Gewissenskonflikte. Ein spannungsreiches Szenario. Keine Frage, „Von Affen und Menschen“ ist die bislang beste Folge der Zürcher. Ein wahrer Edelstein.
Der „Tatort:Von Affen und Menschen“ läuft am Sonntag, 14. März, um 20.15 Uhr in der ARD und ist außerdem in der Mediathek zu sehen.