Berlin. Bei Dreharbeiten zu einer ADHS-Dokumentation wird die Krankheit bei Eckart von Hirschhausen diagnostiziert. Diese Symptome hat er.
„Ich hatte schon lange einen Verdacht“, sagt Eckart von Hirschhausen. Trotzdem kam seine ADHS-Diagnose, die er während Dreharbeiten zu einem Film über ebenjene Krankheit erhielt, für ihn überraschend. „Ich dachte oft: Na ja, ich bin halt so ein kreativer Chaot, und die Leute verstehen, dass ich so bin. Und dann ist das alles nicht so schlimm“, erklärte der Arzt und Fernsehmoderator im Interview mit der „Zeit“. Wie sehr er damit sein Umfeld verletzte, war ihm nicht bewusst.
Eckart von Hirschhausen über ADHS: „Man kann schnell auf die schiefe Bahn kommen“
Die Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, kurz ADHS, erfährt gerade viel Aufmerksamkeit. Besonders in den sozialen Medien wie TikTok oder Instagram wird die Störung diskutiert: Betroffene teilen humorvoll ihre Gedankensprünge, ihre Partner zeigen die chaotischen Handlungen der Person – da wird nebenbei gegärtnert, wenn man ein Ei brät. Scheinbar jede und jeder hat momentan irgendeinen Bezug zu der psychischen Krankheit.
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Hirschhausen hat sich für seine Fernsehdokumentation „Hirschhausen und ADHS“ genauer mit der Krankheit auseinandergesetzt und dabei festgestellt: „Man kann mit einer nicht festgestellten Hyperaktivität auch auf die schiefe Bahn kommen. Deshalb treffe ich einen jungen Mann im Knast, der erst dort richtig diagnostiziert und behandelt wird – dort aber mit legalen Drogen.“
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ADHS: Oft unerkannte Volkskrankheit mit erheblichen Folgen
Etwa zwei Millionen Erwachsene seien von ADHS betroffen, oft ohne es zu wissen, erklärte der Mediziner. „Gerade Mädchen und Frauen leiden anders, stiller, einsamer, und kämpfen oft zusätzlich mit Angst, Depressionen oder Sucht. Und wir haben in der Medizin und als Gesellschaft echte blinde Flecken.“
ADHS, ebenso wie Autismus, ist eine Spektrumsstörung. Die Symptome unterscheiden sich bei jeder Person und zeigen sich bei Männern und Frauen unterschiedlich. Besonders gut erforscht ist das Spektrum bei Jungen, die mit jeglicher Form der Hyperaktivität oder Konzentrationsschwächen im Kindesalter auffallen.
Bei Mädchen äußern sich die Symptome häufig anders. Sie können meistens ihre Verhaltensauffälligkeiten besser „masken“, also verstecken und sich gesellschaftlich akzeptabel anpassen. Eine Diagnose kann im Kindes- wie Erwachsenenalter nur mit umfangreichen Tests von Spezialisten festgestellt werden.
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AHDS: So wichtig war Hirschhausens Frau bei der Diagnose
Hirschhausen unterzog sich in seiner Reportage umfangreichen Tests: „Zur Diagnose gehören viele Gespräche mit Ärztinnen, es müssen andere Ursachen ausgeschlossen werden, etwa an der Schilddrüse“, so der Moderator. „Und man muss jede Menge Fragebögen ausfüllen, am besten zusammen mit einem Angehörigen. Deswegen habe ich meine Frau mitgenommen – was wirklich wichtig war.“
Nahstehende Menschen haben einen besseren Blick von außen und können neutraler bewerten, wie stark ausgeprägt die Symptome sind. „Es gibt in den Fragebögen oft eine Skala von eins bis fünf, von „trifft gar nicht zu“ bis „sehr stark ausgeprägt“. Und ich dachte bei vielen Fragen: „Ja, okay, das trifft ein bisschen zu, ich geb mir mal eine Drei“, und meine Frau lachte nur und sagte: „Ganz klar eine Fünf!“, erklärte Hirschhausen.
Inzwischen nimmt Hirschhausen Medikamente. Sie helfen ihm besser mit dem „Zappeln im Kopf“ und erleichtern das Zusammenleben mit seiner Familie und die Zusammenarbeit mit Arbeitskolleginnen und -kollegen. Zum Beispiel mit seiner impulsiven Art: „In bestimmten Fällen ist das schlagfertig, witzig. Dann lockert es auch mal eine Situation auf oder macht die nächste gute Idee möglich. Was ich aber jetzt klarer sehe als vorher: Bei einer Fernsehproduktion mit 100 Leuten muss es einen Moment geben, ab dem ich mich einfach an das halte, was zuvor abgemacht wurde – egal wie gut oder schlecht die Idee ist, die mir gerade in den Kopf schießt.“
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Aber nicht jeder mit Symptomen braucht eine (medikamentöse) Behandlung. Hirschhausen meint, jeder „Jeck“ sei anders. „Es gibt eine große Bandbreite, die nicht in das Raster ‚normal‘ oder ‚gestört‘ passt. Was krankhaft ist und wer Hilfe bekommen soll, entscheidet maßgeblich der Leidensdruck. Und wie langweilig wäre diese Welt ohne die Menschen, die ein bisschen bunter sind im Kopf.“
Die vollständige Dokumentation können Sie in der ARD Mediathek sehen: „Hirschhausen und ADHS“
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