München. Im Interview verrät Denzel Washington, warum er seine Filme selten schaut und wann er kurz davor war, die Schauspielerei aufzugeben.

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  • Ab dem 11. September ist „Equalizer 3“ bei Amazon Prime Video verfügbar
  • Im Interview verrät Denzel Washington, warum der Dreh ihm besonders viel Spaß gemacht hat

Mit seiner unterkühlt-tiefentspannten Ausstrahlung ist Denzel Washington die Idealbesetzung für einen coolen Actionhelden wie in den „Equalizer“-Filmen, deren dritter Teil am 31. August ins Kino kommt. Eigentlich hat der zweifache Oscargewinner aber nur eine gesunde Distanz zu sich selbst und dem Showbusiness, wie er im Interview verrät. Auch gilt seine Leidenschaft nicht nur der Schauspielerei, der der 68-Jährige an einem bestimmten Punkt in seinem Leben fast den Rücken gekehrt hätte.

In „Equalizer 3“ erledigen Sie als Actionheld unzählige Gegner mit verschiedensten Methoden. Macht so etwas eigentlich Spaß?

Denzel Washington: Soll ich sagen, was mir bei diesem Film Spaß gemacht hat? Abgesehen davon, dass ich mit Menschen, den ich vertraute, arbeiten konnte, waren das die Spaghetti, die Fische und das Meer. Unser Drehort lag 45 Minuten Fahrzeit von Positano an der Amalfiküste entfernt. Seit über 30 Jahren habe ich mit meiner Familie fast alle Sommer in Italien verbracht. Und speziell dieser Dreh war magisch. Meine Garderobe lag gleich am Strand, die ganze Zeit hörte ich das Rauschen der Wellen und konnte den Vögeln zuschauen. Am Wochenende gingen wir gut essen. Ich liebe die Kultur, das Essen und die Italiener.

Auch im dritten Teil von
Auch im dritten Teil von "The Equalizer“ verkörpert Denzel Washington wieder den ehemaligen Auftragskiller Robert McCall, der sich für Unterdrückte einsetzt und für Gerechtigkeit sorgt. © dpa | Stefano Montesi

Aber was lösen solche Rollen in Ihnen aus, wenn Sie sich den fertigen Film anschauen?

Washington: Der Punkt ist: Ich mag es nicht meine fertigen Filme anzusehen, denn ich beschäftige mich nicht mit der Vergangenheit. Ich sehe sie höchstens, damit ich im Interview etwas dazu sagen kann. Ansonsten schaue ich Filme vor allem deshalb an, weil ich daraus etwas für meine Regiearbeiten lerne. Abgesehen davon wäre meine Meinung zu meinen Filmen als Schauspieler sowieso irrelevant. Es kommt darauf an, was das Publikum davon hält. Ich mag es, wenn ich die Reaktionen direkt zu spüren bekomme, aber das gibt es nur im Theater, weshalb ich auch sehr gerne auf der Bühne stehe. Im Kino ist das einzige Indiz, das du bekommst, der Kassenerfolg.

Oder was Sie in den Medien über sich lesen.

Washington: Die Berichterstattung über mich interessiert mich nicht im Geringsten. Darum mache ich lieber einen Bogen.

Denzel Washington schätzt Optimismus junger Leute

Wie bekommen Sie dann Kontakt zu Ihren Zuschauern? Oder lieben Sie die Existenz im Elfenbeinturm?

Washington: Nein, denn will der Gesellschaft ja etwas zurückgeben. Darin sehe ich meine Verantwortung. Deshalb bin ich zum Beispiel seit 1993 der nationale Sprecher für die Boys & Girls Clubs of America. Damit bieten wir jungen Menschen Betätigungsmöglichkeiten nach der Schule. Die Zahl dieser Clubs hat sich inzwischen auf 5000 verdoppelt. Und ich leiste hier meinen Beitrag, um Heranwachsenden Tipps fürs Leben zu geben. Ich erzähle von meinen Erfahrungen und wie ich meine Kreativität für mein Leben nutze. Ich genieße es sehr, mit Jugendlichen zu sprechen, denn ich möchte auch von ihnen lernen.

Was sind denn die Lektionen, die Ihnen die jungen Leute vermitteln?

Washington: Viele Menschen werden mit zunehmendem Alter zynischer und negativer. Und junge Leute sind das nicht. Die meisten davon sind sehr optimistisch, weil sie an die Zukunft glauben.

Und Sie sind mit Ihren zwei Oscars der große Mentor für den Nachwuchs?

Washington: Nein, so sehe ich mich nicht. Ich finde es nur wichtig, dass ich meine Erfahrungen zur Verfügung stelle. Wenn mir jemand Fragen stellt, dann beantworte ich die. Und je älter ich werde, desto mehr junge Leute kommen nach, die etwas von mir wissen wollen, und desto mehr Erfahrungen habe ich. Also versuche ich mitzuteilen, was ich für mich herausgefunden habe.

Zwei Ihrer Kinder sind selbst als Schauspieler aktiv, insbesondere Ihr Sohn John David, der schon Hauptrollen in großen Hollywoodfilmen wie „Tenet“ gespielt hat. Welche Ratschläge erteilen Sie Ihren Kindern?

Washington: Mein grundsätzlicher Ratschlag war: Macht eine Ausbildung und einen Uni-Abschluss. Wenn ihr Schauspielerei studieren wollt, ist das okay, aber lebt euer ganz normales Leben. Ich habe keines meiner Kinder in diese Branche hineingetrieben.

Denzel Washington wollte die Schauspielerei aufgeben

Bestand je die Gefahr, dass Sie Ihres Berufs müde werden?

Washington: Ja, das ist gut 20 Jahre her. Da dachte ich, jetzt reicht es mir. So habe ich dann Regie geführt und begriffen: Das ist ja noch viel mehr Arbeit als die Schauspielerei. Ich habe dann die Rolle des Brutus in „Julius Cäsar“ am Broadway bekommen, stand in acht Aufführungen pro Woche auf der Bühne, und damit begann mir das Ganze wieder Spaß zu machen.

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Haben Sie aus Ihren umfangreichen Erfahrungen noch eine Erkenntnis zu bieten, die Sie zum Schluss vermitteln können?

Washington: Ich hatte einmal einen guten Anwalt, der mir sagte: „Denzel, wenn du zwei Dollar ausgeben willst, musst du vier verdienen. Zwei ist nicht zwei, denn du musst noch Steuern zahlen. Versteh das.“ Und noch eine: Einer der wichtigsten Momente in deinem Leben ist es, wenn deine Rechnungen fällig werden.

Wollen Sie mit Ihrem Sinn für Ironie mal lieber im Kino die Leute zum Lachen bringen, anstatt Bösewichte zu erschießen?

Washington: In meiner Jugend hat man mir tatsächlich komisches Talent attestiert. Aber ein Mutterwitz allein reicht nicht aus, um gute Komödien zu machen.