Berlin. Wie kam das Curry aus Indien nach Europa? Forscher finden die älteste Currymischung und lösen das Rätsel um die Geschichte des Curry.
Bei "Curry" denken die meisten an das gelbe bis rote Gewürzpulver, mit dem die Currywurst bestreut oder indisch gekocht wird. Doch das bei uns bekannte Currypulver gibt es in Indien in dieser Form nicht. Dort heißt jede Art von Gewürzmischung "Masala" und es gibt sie in Hunderten Varianten für spezielle Currygerichte.
Die bisher nur aus Indien bekannte Gewürzmischung haben Forscherinnen und Forscher nun in Südvietnam entdeckt. 2.000 Jahre alt sollen die gefundenen Currygewürzreste sein.
Forscher staunen über Curryfund: Was die Überreste über die Geschichte des Currys sagen
Curry wird in Indien von Familie zu Familie unterschiedlich zubereitet. Es unterscheidet sich vor allem in der jeweiligen Komposition, die aus den klassischen Gewürzen Kurkuma, Koriander, Kreuzkümmel, Bockshornklee, Ingwer, Kardamom, Senf und Zimt sowie zusätzlichen individuellen "Geheimzutaten" besteht.
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Jetzt gibt es neue Erkenntnisse in der Geschichte der Currymischung. Das Forscherteam um Weiwei Wangn von der Australian National University fand auf einem Mahlstein aus Óc Eo im Mekong-Delta in Südvietnam 717 Stärkekörner, Pollen und andere Pflanzenreste, anhand derer sie acht Currygewürze identifizieren konnten, die noch heute in südasiatischen Küchen verwendet werden. Darunter: Kurkuma, Nelken, Ingwer, Muskatnuss, Fingerwurz und Zimt. Das Team schließt daraus, dass Curry wahrscheinlich schon vor 2000 Jahren im Süden des heutigen Vietnams hergestellt wurde, viel früher als bisher angenommen.
Vietnam: Weitere einzigartige Artefakte bei Ausgrabungen entdeckt
Ursprünglich waren die Experten gar nicht auf der Suche nach Curry, schreiben die Forscher in einem Beitrag auf der Plattform "The Conversation". Vielmehr waren sie neugierig auf die Funktion einer Reihe von Steinmahlwerkzeugen, die als "Pesani" bekannt sind und von den Bewohnern des antiken Königreichs Funan zum Mahlen von Gewürzen verwendet wurden.
Die meisten dieser Werkzeuge wurden von dem Forscherteam zwischen 2017 und 2019 ausgegraben, während einige bereits zuvor vom örtlichen Museum gesammelt worden waren. Darunter befanden sich eine Reihe von Platten, Stößeln und Mörsern. Die Werkzeuge aus Sandstein ähneln denen, die in Indien noch heute zur Herstellung von Currymischungen verwendet werden, um die charakteristischen Aromen und Geschmacksstoffe freizusetzen.
In der Funan-Zeit wanderten kleine Gruppen vom indischen Subkontinent nach Südostasien aus, wie Genanalysen aus einer anderen Ausgrabung zeigen. Diese Gruppen brachten laut Wangn nicht nur ihre Essgewohnheiten mit, sondern wahrscheinlich auch die notwendigen Küchengeräte. "Wir vermuten, dass solche Gegenstände zunächst von Migranten mitgebracht und später in Óc Eo hergestellt wurden", so die Forschenden.
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Forscher staunen: Weltweiter Gewürzhandel seit der Antike
Archäologen der Washington State University in Vancouver konnten bereits 2010 Ingwer, Knoblauch und Kurkuma anhand von ausgegrabenen Zähnen und Tontöpfen aus der Zeit zwischen 2500 und 2200 v. Chr. nachweisen. Der neue Fund in Vietnam sei jedoch der älteste Nachweis von Curry außerhalb Indiens, schreiben die Forscher in einem Beitrag auf der Plattform "The Conversation". Er zeige auch, dass der weltweite Gewürzhandel seit der Antike Kulturen und Volkswirtschaften in Asien, Afrika und Europa miteinander verbunden habe.
An der Fundstelle in Vietnam befand sich zwischen dem 1. und 8. Jahrhundert das Reich Funan, das als wichtige Handelsstation zwischen Südasien und China fungierte. "Wir vermuten, dass südasiatische Einwanderer oder Reisende diese kulinarische Tradition vor rund 2.000 Jahren im Rahmen früher Handelskontakte über den Indischen Ozean mitgebracht haben", schreiben Wangn und seine Kollegen im Fachmagazin "Science Advances". Denn die Pflanzen der gefundenen Gewürzspuren wuchsen klassischerweise in Indien, China, Sri Lanka und auf indonesischen Inseln wie Java und Sumatra.
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Forscher lösen Rätsel um die Herkunft von Curry
Gerichte mit Gewürzmischungen, wie man sie heute in Currys findet, sind bereits durch 4.000 Jahre alte Funde aus dem heutigen Pakistan bekannt. Dort wurden bei Ausgrabungen Stärkekörner von Kurkuma, Ingwer, Auberginen und Mangos an menschlichen Zähnen und in Kochtöpfen gefunden. Den Weg nach Südostasien fanden diese Gerichte allerdings erst gut 2.000 Jahre später, wie die jüngste Forschung zeigt.
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