Liberale haben mit der Koalition ihr Ziel erreicht.

Der Siegeszug der FDP hat seinen vorläufigen Abschluss gefunden: Nach elf Jahren Opposition haben die Freien Demokraten wieder auf den Regierungsbänken in der Bundespolitik eingecheckt.

Guido Westerwelle, als Vorsitzender lange Zeit innerhalb und außerhalb der liberalen Familie alles andere als umstritten, hat die FDP zu in ihrer wechselvollen Geschichte einmaliger Machtfülle geführt. Im neuen Bundestag, in den Kommunalparlamenten, in den Landtagen sitzen mehr Freie Demokraten als jemals zuvor. Die Übernahme der Regierungsverantwortung im Bund setzt den konsequenten Schlusspunkt.

Im Koalitionsvertrag und im Kabinett spiegelt sich der gewachsene Machtanspruch der Liberalen. Mit fünf Ministerposten gewinnt die FDP starken Einfluss auf den Kurs der bürgerlichen Koalition. Versprochen - gehalten: Auch der Koalitionsvertrag trägt die Handschrift der Freien Demokraten. Mehr aber noch nicht.

In der Regierungspraxis müssen der künftige Vize-Kanzler Guido Westerwelle und seine Liberalen aber erst noch ihre Feuertaufe bestehen, vage Vereinbarungen in knallharte Politik umsetzen. Wolfgang Schäuble hat Bundeskanzlerin Angela Merkel als Bremser liberaler Wünschträume ins Bundesfinanzministerium geschickt. Die Konflikte zwischen niedrigeren Steuern, Verschuldung und Haushaltskonsolidierung hat der Koalitionsvertrag nur vertagt. Mehr Netto vom Brutto - die Bilanz ist längst nicht gezogen.

Auch der Erfolg der FDP in der Gesundheitspolitik steht bisher nur auf dem Papier. Mit dem unbekannten Philipp Rösler stellt die FDP zwar erstmals den Gesundheitsminister. Der Posten weckt hohe Erwartungen. Der Jungstar der FDP muss erst unter Beweis stellen, dass er mehr durchsetzen kann als pure Klientelpolitik. NRZ