Für die Opelaner beginnt wieder das große Zittern.
Noch Ende Mai hatten die Opelaner in Deutschland das Ja des US-Mutterkonzerns General Motors zu einer Freigabe des europäischen Traditionsherstellers euphorisch gefeiert und auf eine bessere Zukunft unter dem Dach von Magna gehofft. Jetzt machte die Detroiter GM-Zentrale die Rolle rückwärts – und für die Opel-Mitarbeiter beginnt das große Zittern von vorn.
Ganz überraschend kommt die Wende nicht, doch schockiert sie hierzulande Belegschaft wie Politik. Erste Verliererin ist Kanzlerin Angela Merkel, die mit der Entscheidung just an dem Tag konfrontiert wurde, als sie vor dem US-Kongress die deutsch-amerikanische Freundschaft hochleben ließ. Merkel, die sich im Wahlkampf für eine Herauslösung Opels aus den GM-Verbund und eine Übernahme durch Magna stark gemacht hatte, ist von dem amerikanischen Autoriesen, über den die US-Regierung die Hand hält, schwer brüskiert worden.
Diesen Affront muss sie einstecken im Wissen, dass die Frage deutscher Staatshilfe für Opel nicht vom Tisch ist. Denn sie steht bei den Beschäftigten im Wort und: Wie könnte sie den Amerikanern verwehren, was sie den Russen geben wollte? Die russische Sberbank wäre ja bei dem jetzt geplatzten Magna-Deal mit im Boot gewesen.
Magna indes dürfte das Aus für seine Pläne verschmerzen. Das unternehmerische Risiko, vom Zulieferer zum Hersteller aufzusteigen, war immens. Zumal die Magna-Führung die Reaktionen anderer Autobauer womöglich unterschätzt hatte. Magna, plötzlich nicht mehr nur Auftragnehmer, sondern unmittelbarer Konkurrent, musste um Bestellungen etwa von VW und Daimler bangen.
Bangen müssen nun wieder die Schwächsten: die Mitarbeiter, offenbar vor allem jene in Bochum und Eisenach. Die Zukunft dieser Standorte ist wieder völlig offen. GM hat mit dem Festhalten an Opel gezeigt, wie wichtig das deutsche Unternehmen mit seinem Know-how und seiner Entwicklungsabteilung für die im Bau kleinerer Autos unerfahrenen Amerikaner ist. Abgesehen von Rüsselsheim macht dies die deutschen Wer-ke aber keineswegs sicherer. NRZ