Passagier-Abfertigung an weltweit rund 200 Flughäfen gestört. Bodenpersonal muss auf Stift und Papier zurückgreifen.

Düsseldorf. An etwa 200 Flughäfen rund um den Globus hat eine Computerpanne am Mittwoch Lufthansa-Passagieren Warteschlangen, Verspätungen und Flugausfälle beschert. Auch an den Flughäfen Düsseldorf, Köln/Bonn und Frankfurt hoben viele Maschinen verspätet ab, während sich an den Schaltern lange Schlangen bildeten.

Stundenlanger Ausfall

Nach Angaben der Lufthansa trat die Panne gegen 3.40 Uhr beim routinemäßigen Programm-Update an einem Zentralcomputer auf. Stundenlang waren danach weltweit alle Computer lahmgelegt, über die Mitarbeiter der größten deutschen Fluggesellschaft Bordkarten für Passagiere ausstellen und das Gepäck abfertigen. Gegen 8 Uhr lief das Basissystem wieder. Nach und nach seien dann die Check-in-Systeme und Bordkartendrucker an den einzelnen Flughäfen wieder hochgefahren worden.

Dennoch mussten viele Passagiere „manuell” eingecheckt werden, wie es bei Lufthansa hieß. Bordkarten, Gepäck-Etiketten und Passagierlisten wurden handschriftlich ausgefüllt - so wie bereits seit Jahrzehnten nicht mehr üblich. Zudem mussten Passagiere aus Sicherheitsgründen vor dem Einsteigen ins Flugzeug noch einmal ihr Gepäck identifizieren. Nur das Online-Einchecken, bei dem sich die Passagiere vor dem Abflug per Internet oder mit Hilfe ihres Handys selbst einchecken, habe paradoxerweise den ganzen Tag über funktioniert, erklärte Lufthansa-Sprecher Bernd Hoffmann. Nur Passagiere ohne Gepäck konnten indes auf diese Weise an den Warteschlangen vorbei direkt zum Flugsteig gehen.

Für alle anderen hieß es, auf Zettel und Stift zu vertrauen und darauf, dass das Bodenpersonal die alte Technik noch beherrscht. „Unsere Kollegen sind geschult, die Passagiere auch manuell abzufertigen”, so Hoffmann. „Aber das dauert eben länger.” Verspätungen von bis zu einer Stunde seien deshalb gestern die Regel gewesen. Auf innereuropäischen Strecken seien „einige wenige” Flüge gestrichen worden, hieß es in der Lufthansa-Zentrale. Und obwohl die Abfertigung etwa in Düsseldorf seit dem Nachmittag wieder regulär lief, gab es bis zum Abend Verspätungen. Erst am Donnerstag sollte Lufthansa wieder nach Plan fliegen.

Eine vergleichbare Panne gab es bereits 2004. Auch damals fiel das Lufthansa-Check-in-System aus. Mehrere Dutzend Flüge wurden seinerzeit gestrichen und Luftfracht per Lkw transportiert. „Lufthansa hat eigentlich eine große Expertise im Bereich ihrer Computersysteme”, zeigte sich der Luftfahrt-Experte Cord Schellenberg verwundert über den neuerlichen Systemausfall. Er verwies auf eine Lufthansa-Tochter, die sich eigens um die Systemsicherheit kümmere. Bei großen Fluglinien seien bei Änderungen an Computerprogrammen erhebliche Sicherheitsmaßnahmen erforderlich - anders als bei einem gewöhnlichen Unternehmen könne man etwa ein Update nicht einfach in die Nacht verschieben, so Schellenberg. „Irgendwo auf der Welt läuft schließlich immer ein Check-in.”

Möglicher Millionenschaden

Während sich Lufthansa gestern noch nicht zu den möglichen Kosten des Ausfalls äußern wollte, rechnet Schellenberg mit einem Millionenschaden. „Da werden viele Passagiere ihre Anschlussflüge verpasst haben und deshalb in Hotels untergebracht worden sein.” Die gestrigen Warteschlangen vor den Lufthansa-Schaltern verwundern den Experten nicht. Angesichts von Online- und anderen Check-in-Verfahren „geht man heute davon aus, dass nur 20 bis 30 Prozent der Passagiere an den Schalter gehen”. Bei einem Ansturm wie gestern werde es dann natürlich eng.

Eine Alternative zum computergestützten Check-in-Verfahren sieht Schellenberg dennoch nicht. „Mit einem alten Papierticket wären sie gestern nicht besser geflogen.” Vielmehr profitierten die Passagiere unterm Strich davon, dass es heute deutlich schneller geht - „und auch kostengünstiger”. NRZ