An Rhein und Ruhr. Die Quote der Ausbildungsabbrecher steigt rasant, insbesondere in NRW. Ein Handwerks-Funktionär erklärt die Gründe

Fast ein Drittel der Auszubildenden in NRW bricht die Ausbildung vorzeitig ab. Das Handwerk in NRW ist besorgt über die seit Jahren zunehmende Quote von Abbrüchen, von der ausweislich einer jetzt veröffentlichten Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) insbesondere die Rhein-Ruhr-Region betroffen ist.

Laut der Studie hat sich die Quote von Ausbildungsabbrüchen seit 2005 bundesweit mehr als verdoppelt und lag im Jahr 2020 bei über 20 Prozent (aktuellere Zahlen lagen für die Studie nicht vor). NRW ist deutlich über den Bundeszahlen: Die durchschnittliche Abbrecherquote hier lag 2020 bei 29,5 Prozent, fast dreimal höher als im Jahr 2005 (10,8 Prozent).

In Düsseldorf liegt die Abbrecherquote bei fast 40 Prozent

In der Region Rhein-Ruhr lagen die Quoten laut der Studie teils noch deutlich höher: In der Landeshauptstadt Düsseldorf brachen im Jahr 2020 über 38 Prozent der Auszubildenden ab, in Duisburg und Mülheim knapp über 30 Prozent, in Essen, Oberhausen und dem Kreis Kleve über 34 Prozent. Lediglich im Kreis Wesel lag die Abbrecherquote mit 28 Prozent unter dem Landesschnitt.

Der Abbruch einer Ausbildung kann für die Auszubildenden und die Ausbildungsbetriebe negative Konsequenzen haben, warnen die Verfasser der Studie. Abbrecher hätten perspektivisch niedrigere Löhne und seien im Schnitt häufiger arbeitslos. Betriebe investierten oft viel Zeit und Geld in die Erstausbildung junger Menschen. Wird eine Ausbildung abgebrochen, gingen diese Investitionen verloren.

Im Zehnjahresvergleich ist die Zahl der Azubis in NRW um 8,5 Prozent gesunken. (Archivbild)
Im Zehnjahresvergleich ist die Zahl der Azubis in NRW um 8,5 Prozent gesunken. (Archivbild) © dpa | Julian Stratenschulte

Am höchsten die Abbruchquote laut der Studie im Bildungswesen, am niedrigsten in der Finanz- und Versicherungsbranche. Das Handwerk liegt zwar im unteren Drittel der Abbruchquote, jedoch macht die Entwicklung auch dort zu schaffen: „Der Trend stimmt. Ausbildungen werden häufiger abgebrochen“, sagt Hans Jörg Hennecke, Hauptgeschäftsführer bei Handwerk.NRW.

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Für die Entwicklung zählt Hennecke eine Vielzahl von Gründen auf: Mängel im Bildungswesen, weswegen Jugendliche häufig die Schule ohne die nötige Ausbildungsreife verließen; Defizite bei den Ausbildungsbetrieben; eine Zunahme von Sprunghaftigkeit und Unentschlossenheit bei jungen Menschen; und ein wachsender Anteil von ausländischen Auszubildenden, bei denen manchmal Sprachkompetenz und Schuldbildung nicht ausreichend seien.

In manchen Ausbildungsbetrieben herrscht Frust

Der immer größer werdende Aufwand, geeignete Ausbildungskandidaten zu finden und die steigenden Abbruchquoten führten bei manchen Betrieben zu „Frust“ und dazu, dass sie unter Umständen ganz auf Ausbildung verzichten, warnt Hennecke.

Grundsätzlich hält der Funktionär die Perspektiven im Handwerk für „grandios“, auch vor dem Hintergrund, dass Fachkräfte händeringend gesucht werden. Um dem Trend entgegenzusteuern, bedürfe es aber Maßnahmen. So müsse angesichts der steigenden Zahl ausländischer Auszubildender mehr in ausbildungsbegleitende Maßnahmen wie Sprachkurse investiert werden. Zugleich müsse das Handwerk bessere Lebens- und Aufstiegsperspektiven bieten.

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