An Rhein und Ruhr. Ina backt jedes Jahr zur Weihnachtszeit. Zwischen Mehl und Butter erzählt sie, wie teuer dieser Spaß inzwischen geworden ist.
Ina arbeitet sauber und organisiert. Nachdem sie sich die Schürze umgelegt hat, beginnt sie, alle Zutaten gründlich abzuwiegen. Kein Gramm soll daneben gehen. Mindestens zwei Bleche Vanillekipferl, Butterplätzchen zum Ausstechen und vegane Kokosmakronen stehen heute auf dem Plan. Sie beginnt mit den Vanillekipferln: Mehl, Butter, Zucker, gemahlene Mandeln und das Mark zweier Vanilleschoten kommen in den Teig.
Beim Auskratzen der Schoten ist sie besonders vorsichtig, es darf schließlich nichts verschwendet werden. „Das gute Zeug!“, ruft sie lachend, als eine kleine Menge vom schwarzen Gold an ihren Fingern zurückbleibt. Eine Vanilleschote kostet 5,09 Euro. Ina schaut entgeistert auf den Kassenzettel in ihrer Hand: „Vor ein paar Jahren hat man die beim Discounter für die Hälfte bekommen.“ Für ihr Rezept braucht sie gleich zwei Vanilleschoten, das macht allein für die Vanillekipferl-Zutaten schon mehr als 10 Euro.
„Für die Butter bezahle ich knapp einen Euro mehr.“
Auch die anderen Zutaten sind im Vergleich zur vergangenen Weihnachtssaison teurer geworden. Besonders schlägt sich der Preisanstieg in den Butterpreisen nieder. Ina merkt das deutlich: „Für die Butter bezahle ich knapp einen Euro mehr.“ Die deutsche Markenbutter der Eigenmarke steht mit 2,39 Euro pro Stück auf dem Bon.
Anstieg vor zwei Jahren deutlich stärker
Eine noch deutlichere Entwicklung als im vergangenen Jahr hat das Statistische Landesamt NRW bei den Nahrungsmittelpreisen von 2022 auf 2023 festgestellt. Die Preise sind demnach zwischen Oktober 2022 und Oktober 2023 um 6,1 Prozent gestiegen. Besonders stark betroffen waren hier Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren mit einem Anstieg von 13,4 Prozent. Speisefette und -öle sind in diesem Zeitraum hingegen um durchschnittlich 11,8 Prozent günstiger geworden.
Laut dem Statistischen Landesamt IT.NRW ist Butter im Vergleich zum Vorjahr 35,5 Prozent teurer geworden. Im Zehnjahresvergleich zeigt sich der Preisanstieg noch deutlicher: 2015 kostete ein Stück Markenbutter rund 79 Cent – Preise, die heute kaum noch denkbar sind, klagt Ina. Die Preise für Vollmilch und Nüsse sowie Kokosraspeln sind um fast vier Prozent gestiegen, Eier um knapp drei Prozent.
Nicht alles ist deutlich teurer geworden
Insgesamt sind die Nahrungsmittelpreise laut IT.NRW im Vergleich zum Jahr 2023 lediglich um um 1,1 Prozent gestiegen, doch „durch die Inflation kommt es einem fast so vor, als hätten sich die Preise verdoppelt“, findet Ina. Ein Inflationsausgleich sei da meist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.
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Als Nächstes sind vegane Kokosmakronen an der Reihe. Dafür braucht Ina unter anderem Kokosraspel, gemahlene Mandeln, Erdnussbutter, Kokosmilch und Agavendicksaft oder Kokosblütenzucker. Besonders die gemahlenen Mandeln und die Kokosraspeln sind in diesem Rezept der Inflation zum Opfer gefallen. 200 Gramm gemahlene Mandeln kosten 1,99 Euro. Ina sieht eine bestimmte Entwicklung in der Verantwortung: „Durch den Dubai-Schokoladen-Trend bekommt man keine Pistazien mehr. Wenn doch, sind die kaum zu bezahlen.“ Deshalb sucht sie sich dieses Jahr mit Absicht keine Rezepte heraus, für die Pistazien gebraucht werden. Auf die anderen Nussrezepte möchte sie jedoch nicht verzichten.
So viel haben Inas Plätzchen gekostet
Früher haben ihre Kinder ihr beim Backen geholfen. Seitdem sie aber aus dem Haus sind, macht sie es allein, manchmal auch mit ihrem Mann. Trotzdem backe sie jedes Jahr, erzählt sie, während sie Engel und Sternchen aus dem Teig aussticht und vorsichtig auf das Blech legt.
Zum Glück hatte Ina einige Zutaten, wie die Erdnussbutter, bereits zu Hause. Hätte man alle Produkte einkaufen müssen, wären für die drei Rezepte und drei Dosen Plätzchen etwa 40 Euro fällig gewesen. Eine teure Angelegenheit, wenn man es mit den fertigen Weihnachtskeksen aus dem Supermarkt vergleicht.
Wer trotzdem beim Plätzchenbacken sparen möchte, greift laut IT.NRW am besten auf Rezepte mit Marmelade oder Konfitüre zurück. In dieser Kategorie sind die Preise um 3,8 Prozent gesunken. Ina überlegt sich das fürs nächste Jahr: „Ich liebe Kekse mit Marmelade, ich habe nur noch nicht herausgefunden, wie ich es hinbekomme, dass die Marmelade beim Backen nicht aus den Keksen herausläuft“, sagt sie lachend.
Sparen mit Marmeladen-Plätzchen?
Eine Sache lässt Ina trotz gestiegener Preise nicht aus: das Dekorieren. Nach Auskühlen der Plätzchen mischt sie grünen, roten und weißen Zuckerguss an. Damit werden die Ausstecherle angestrichen, bevor bunte Zuckerstreusel auf ihnen verteilt werden. „Das ist richtig meditativ“, hält sie fest.
Eine liebgewonnene Abwechslung in der stressigen Weihnachtszeit. Die Zuckerstreusel haben 2,79 Euro gekostet. Deshalb ist sie froh, noch weitere Streusel von den Vorjahren in der Schublade zu finden: „Die halten sich ja ein bisschen.“ Auch die veganen Makronen bekommen mit dunkler Schokolade eine Veredelung. Nach getaner Arbeit entfernt sie die Batterien aus ihrer digitalen Küchenwaage – Wenn sich schon nicht an den Lebensmitteln sparen lässt, dann wenigstens an den Batterien.