An Rhein und Ruhr. Ein Friedhofsgärtner erklärt, wie ein Grab winterfest wird. Und: Sarg oder Wald? Diese Bestattungsarten liegen derzeit im Trend.

Blumen werden gepflanzt, Steine gerade gerückt – für Friedhofsgärtner Torsten Stückert aus Neukirchen-Vluyn ist die Zeit vor Allerheiligen vor allem eins: hektisch. Vor dem Feiertag am 1. November werden Gräber auf den Friedhöfen auf den Winter vorbereitet und geschmückt. An dem Tag und an Allerseelen am 2. November – beides Hochfeste der katholischen Kirche – werden Gräber besonders schön mit Lichtern und Gestecken hergerichtet.

Auf den Friedhöfen muss daher alles pünktlich fertig werden. Friedhofsgärtner Stückert gibt Tipps, wie Gräber herbst- und winterfest gemacht werden.

Winterfeste Pflanzen und herbstlicher Schmuck

„Ich arbeite sieben Tage in der Woche“, erzählt Friedhofsgärtner Torsten Stückert. An manchen Tagen sei er von 6 Uhr bis 21 Uhr unterwegs. „Wir haben wie andere Betriebe einen Mitarbeitermangel und bis Allerheiligen muss alles fertig sein. Aber ich denke, das wird wieder eine Punktlandung“, ist er sicher.

Gefragt sei zur Zeit vor allem bunte Herbstbepflanzung, wie Stauden, die jetzt blühen oder durch ihr Blattwerk schmücken, erklärt Stückert, der 1998 seine Friedhofsgärtnerei gründete. „Auch die Sommerheide trägt jetzt schöne Blüten. Ansonsten kann man die Winterheide oder Erika anpflanzen. Die blüht aber erst im Dezember und wäre jetzt an Allerheiligen noch grün.“ Aber Achtung: Erika verträgt keinen strengen Frost. Gießen sollte man die Pflanzen in der kalten Jahreszeit übrigens nur tagsüber, wenn kein Frost herrscht. Eventuell muss man das Wasser selbst mitbringen, manche Friedhöfe stellen die Brunnen im Winter ab. Zudem könne das Grab aber mit Accessoires, wie Kürbissen, Steinen, Rinden oder Tonscherben herbstlich geschmückt werden.

Eine Tannenabdeckung bieten nur noch wenige Friedhofsgärtnereien an, da sie aufwendig ist.
Eine Tannenabdeckung bieten nur noch wenige Friedhofsgärtnereien an, da sie aufwendig ist. © Privat | Privat

Aufwendige Tannenabdeckungen bieten nicht mehr viele an

Während viele Menschen auf Friedhofsgärtnereien, gebe es auch immer noch viele, die die Gräber ihrer verstorbenen Lieben selbst pflegen und bepflanzen, sagt Stückert, der auf Gräber Friedhöfen in Neukirchen-Vluyn, Tönisberg, Kempen, Kamp-Lintfort, Rheinberg, Moers, Rheurdt und Duisburg gestaltet.

Um ein Grab winterfest zu machen, empfiehlt der Fachmann auch Tannenabdeckungen. Allerdings gebe es nicht mehr viele Friedhofsgärtner, die das anbieten, erklärt Stückert. „Es ist mit viel Aufwand verbunden. Man legt nicht einfach einen Tannenast aufs Grab, sondern man nutzt nur die Spitzen und muss die Tanne daher fein säuberlich zuschneiden“, sagt er. Zum Service gehöre auch das Herrichten der Gräber. „Steine werden gerade gerückt und die Abdeckung, ob aus Erde oder Rinde, wird aufgefüllt.“

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Studie untersuchte Beweggründe für Bestattungsarten

Nach wie vor hat Stückert mit der Grabpflege der klassischen Gräbern zu tun. Die Studie „Letzter Weg“, die das Bestattungsunternehmen „FriedWald“ mit dem Kölner Marktforschungsinstitut „Rheingold“ durchgeführt hat, zeigt, dass die Wünsche der Verstorbenen die Entscheidung für die Art der Bestattung am stärksten beeinflussen. Gerade wenn alternative Varianten, wie die Waldbestattung, gewählt werden.

Dagegen sorgen der Studie nach gesellschaftliche Gepflogenheiten und Konventionen oft dafür, dass eine klassische Sargbestattung gewählt wird.

Herbstlicher Schmuck auf einem Grab.
Herbstlicher Schmuck auf einem Grab. © Privat | Privat

Bei 12 Prozent der in der Studie Befragten habe die verstorbene Person bereits selbst alles für die Beisetzung festgelegt oder organisiert. 44 Prozent der Befragten gaben an, die verstorbene Person hatte zumindest klare Wünsche zu ihrer Beisetzung geäußert. In mehr als der Hälfte der Fälle wussten die Angehörigen also, wie sie im Sinne des verstorbenen Menschen handeln konnten.

Gesellschaftliche Gepflogenheiten sind oft Grund für klassisches Grab

Dabei sei auffällig, dass es in den Bestattungswald signifikant häufiger auf ausdrücklichen Wunsch der Toten ging. Demnach seien die „Wünsche des Verstorbenen“ mit 90 Prozent der wichtigste Aspekt bei Entscheidern für die Waldbestattung gewesen, gefolgt vom Aspekt „Vermittelt mehr Trost und Zuversicht als eine Friedhofsbestattung“ mit 82 Prozent Zustimmung.

Die Sargbestattung sei dagegen oft eine Frage von gesellschaftlichen Gepflogenheiten, die 72 Prozent der Befragten wichtig waren. Diesen Grund zur Wahl der Beisetzungsform hätten dagegen nur 36 Prozent der insgesamt Befragten angegeben. Ähnlich sehe es bei religiösen Konventionen aus, was bei 65 Prozent der Sargbestattungen wichtig war, im Vergleich zu 36 Prozent insgesamt. Eine repräsentative Beisetzung für das öffentliche Ansehen der verstorbenen Person nannten 62 Prozent als wichtigen Grund gegenüber 39 Prozent aller Befragten.

Insgesamt hat der Anteil der Sargbestattungen gegenüber Urnenbestattungen nach Zahlen der Gütegemeinschaft Feuerbestattungsanlagen in den vergangenen Jahren zugenommen. Waren es 2013 noch 64 Prozent Sarg- und 36 Prozent Urnenbestattungen, werden für 2023 80 Prozent für Sarg- und 20 Prozent für Urnenbestattungen angegeben.