An Rhein und Ruhr. Was gehört eigentlich zu den Aufgaben eines Schützenkönigs? Und wie viel Zeit nimmt das in Anspruch? Wir haben nachgefragt.

Es ist der große Traum vieler Schützenvereinsmitglieder. Einmal den Vogel abschießen und Schützenkönig werden. Ein Jahr lang dürfen sie in der Regel das Regiment anführen und es bei anderen Vereinen repräsentieren. Doch viele Schützenvereine an Rhein und Ruhr werden von Jahr zu Jahr kleiner. Neue Mitglieder kommen längst nicht mehr so selbstverständlich nach wie früher. Mehr Druck für die Schützenkönige, die Gesichter des Vereins? Und was gehört überhaupt alles zu den Aufgaben eines Regimentskönigs?

Seit mehr als einem Jahr ist Martin Blöhm bereits als Schützenkönig im Amt. Denn das Besondere am BSV Essen-Frohnhausen: Das große Schützenfest findet hier nur alle zwei Jahre statt. Hier regiert man also nicht nur ein Jahr lang, sondern gleich zwei. Der gebürtige Essener hat inzwischen etwas mehr als die Hälfte seiner Amtszeit um und schon so einiges erlebt. „Auch aktuell ist noch sehr viel los“, erzählt er im Gespräch mit der Redaktion.

Jedes Wochenende unterwegs

Viele freie Wochenenden habe man als Schützenkönig nicht, das müsse einem klar sein. Seit dem Sommer hat Blöhm bis November an jedem Wochenende Termine, „es ist also erstmal noch kein Ende in Sicht“, sagt er und lacht. Im Winter und besonders zur Weihnachtszeit seien es dann aber wieder etwas weniger Termine.

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Welche Termine das sind? Größtenteils die Schützenfeste der befreundeten Vereine. „Es geht dabei um Repräsentation. Seinen eigenen Verein auch für andere Menschen sichtbarer zu machen. Aber es geht auch um Zusammenhalt, denn wir sitzen ja fast alle im selben Boot. Vor ein paar Jahren hatten wir noch über 300 Mitglieder, jetzt sind wir bei 85. Und so ergeht es ja nicht nur uns.“

Probleme haben die meisten Schützenvereine schließlich vor allem in der Nachwuchssuche. Während die Schützentradition früher häufig in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben wurde, werden die Jugendabteilungen der Vereine heute immer kleiner. Die Vereine versuchen mit verschiedenen Maßnahmen gegenzusteuern. Die St. Martini-Bruderschaft Eyll-Rayen in Neukirchen-Vluyn hat die Kleiderordnung an die Wünsche der Kinder angepasst, beim BSV Dinslaken 1461 setzt man verstärkt auf das immer beliebtere Blasrohr- oder Lichtpunktschießen, erklärt Vereinspräsident Karl Heeke.

Tradition vor dem Aussterben?

„Doch alle Bemühungen bringen nur wenig, wenn man uns nicht auf dem Schirm hat“, sagt der Essener Schützenkönig Blöhm. Und das sei wiederum die Aufgabe eines Schützenkönigs: Präsenz zeigen, mit neuen Menschen ins Gespräch kommen und Freundschaften zu den anderen Vereinen pflegen. Man müsse als Schützenkönig einfach seinen Teil dazu beitragen, dass diese Tradition nicht ausstirbt. Und indem sich die Könige der Vereine bei den Schützenfesten besuchen, unterstützen sie einander. „Denn je mehr Besucher da sind, desto mehr Aufmerksamkeit erregt es und desto eher bekommen auch neue Leute davon mit“, erklärt der 55-Jährige.

Schützenkönig Martin Blöhm mit seiner Könige Denise Kaufmann.
Schützenkönig Martin Blöhm mit seiner Könige Denise Kaufmann. © Privat

Auch Karnevalsvereine beteiligen sich an dieser gegenseitigen Unterstützung. „Zu einigen haben wir mittlerweile eine richtige Freundschaft aufgabaut. Letzte Woche waren wir noch bei der KG Rot-Grün zu Gast.“ Unterstützt wird Blöhm dabei übrigens immer von seiner Königin Denise Kaufmann. Im Gegensatz zu ihm ist sie nicht schon seit vielen Jahren im Schützenverein aktiv.

Verliebt, verlobt und bald auch verheiratet

Kennengelernt haben sich beide 2023 bei einem Ausflug der 4. Kompanie des BSV in Egmond. Nur sechs Wochen später zogen beide in Bottrop zusammen. Beim Schützenfest im Oktober 2023 nutzte der frisch gekrönte Blöhm dann beim Königsball die Gunst der Stunde und hielt um die Hand seiner Königin an. Dann ging alles ganz schnell, schon im kommenden Monat heiratet das Paar.

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„Bis dahin gibt es aber erstmal noch ein paar andere Feste zu feiern“, scherzt der 55-Jährige. Auf die Unterstützung seiner Partnerin könne er sich dabei immer verlassen. „Obwohl sie in dieser ganzen Welt ja noch recht neu ist, begleitet sie mich zu fast jedem Termin“, lobt er seine Königin.

Die NRZ sucht das Königspaar 2024

Es war ein bunter Sommer mit zahlreichen Schützenfesten an Rhein und Ruhr. Doch jetzt kämpfen die Königspaare aus der Region um die Krone aller Kronen. Denn die NRZ sucht das Schützenkönigspaar 2024. Gekrönt wird per Online-Wahl in drei Regionen: je ein Paar vom Rhein, von der Ruhr und aus Düsseldorf. Jedes Gewinnerpaar erhält 500 Euro Zuschuss für ein königliches Fest sowie 150 Liter Freibier! Schützenvereine können ihre Königspaare einfach online anmelden. Alle Infos dazu gibt es unter nrz-koenigspaar.de.

Auf nrz-koenigspaar.de kann ab sofort bis zum 10. Oktober abgestimmt werden. Am Samstag, 12. Oktober, werden die Gewinner dann in der NRZ und auf der Website verkündet. Teilnahme und Abstimmung sind kostenlos.

Aber vergeht einem bei so vielen Schützenfesten nicht auch irgendwann die Lust? „Nicht wirklich, wir werden ja auch nicht gezwungen“, stellt er klar. Allerdings nehme er seine Aufgabe auch sehr ernst und mache nur wenig Ausnahmen. „Klar wacht man mal morgens auf und denkt, dass man auch gerne Zuhause bleiben würde. So geht es meiner Frau auch. Aber spätestens im Auto oder allerspätestens beim Fest selbst verfliegt dieser Gedanke auch schnell wieder und man hat Spaß an der Sache.“