An Rhein und Ruhr. Sollten Frauen aktive Mitglieder im Schützenverein werden dürfen? Vereine am Niederrhein haben auf diese Frage eine klare Antwort.

Die Regeln sind eigentlich ganz einfach: Wer das Vogelschießen gewinnt, wird zum Schützenkönig gekrönt. Das ist vor zwei Monaten auch Pia Meyer in Neukirchen-Vluyn gelungen. Das Besondere daran: Die 22-Jährige wurde damit die erste Schützenkönigin in der Geschichte der St. Martini-Bruderschaft Eyll-Rayen.

Frauen und die alte Schützentradition, das passt für einige Alteingesessene erstmal nicht zusammen. „Es ist nunmal eine sehr alte Tradition und die Generationen unterscheiden sich zum Teil stark in ihrer Denkweise, da prallen Welten aufeinander“, erklärt die 22-Jährige im Gespräch mit der Redaktion. In ihrer Bruderschaft habe es zwar keinen Gegenwind gegeben, allerdings gibt es immer noch viele Schützenvereine, bei denen nur Männer um den Königstitel schießen dürfen. „Das haben wir schon immer so gemacht, hört man da gerne als Begründung“, weiß Pia Meyer.

Schützenvereine im Wandel der Zeit

Doch die Schützenvereine tun sich seit Jahren schwer, neue Mitglieder zu finden und junge Leute für sich zu begeistern. Ist es Zeit für Veränderungen? „Natürlich hat das Schützentum eine starke Tradition, aber man sollte auch mit der Zeit gehen und dabei einen guten Mittelweg finden“, findet die junge Schützenkönigin.

Die Satzungsänderung, Frauen als aktive Mitglieder zuzulassen, sei bei der St. Martini-Bruderschaft Eyll-Rayen sehr gut angenommen worden. Um für junge Menschen wieder interessanter zu werden, wurde auch die Jugendabteilung ausgebaut. Für die jungen Vereinsmitglieder gebe es immer wieder Spaßprogramme und auch die Regeln seien weniger streng geworden, verrät die 22-Jährige und meint damit unter anderem die Kleidungsvorschriften. Denn während traditionell im Verein auch noch der schwarze Anzug mit Zylinder und Krawatte getragen wird, tragen die Kinder und Jugendlichen bei Umzügen Jeans und Poloshirt.

Alternativen zum Vogelschießen

Auch in Dinslaken bemühe man sich um neue Mitglieder, versichert Karl Heeke, Vorsitzender des Bürger-Schützen-Vereins Dinslaken 1461. Einfach ist das allerdings nicht. „Viele Eltern stehen Waffen mittlerweile sehr kritisch gegenüber, obwohl das Sportschießen auf unbewegliche Ziele natürlich nichts mit Gewalt zu tun hat.“ Man versuche sich daher immer weiterzuentwickeln und auch andere Aktivitäten anzubieten. Beliebt sei in der Dinslakener Jugendabteilung das Blasrohr- und das Lichtpunktschießen.

Ob Frauen beim BSV auch mitschießen dürfen oder nicht, stehe seit Jahren gar nicht mehr zur Debatte. „Natürlich dürfen Frauen bei uns genauso mitmachen wie Männer. Unser Mitgliederstand mag zwar alt sein, aber da ist niemand dabei, der das kritisch sieht“, erklärt der Vorsitzende, der schon seit rund 40 Jahren dabei ist.

„Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Ich denke, dass sich da bei vielen Vereinen noch was tun muss.“

Karl Heeke, Vorsitzender des Bürger-Schützen-Vereins Dinslaken 1461,
über den Auschluss von Frauen in Schützenvereinen

Mehr als 40 Mitglieder im Jugendbereich

Der Schützenverein Weselerwald und Umgebung hat ebenfalls eine eigene Jugendabteilung, aktuell sogar mit mehr als 40 Jugendschützen. Die kämen zum Großteil aus der Familie von älteren Vereinsmitgliedern. „Das war früher ja auch ganz normal. Man wurde einfach reingeboren und kannte es dadurch gar nicht anders“, erzählt Vereinspräsident Andreas Appenzeller der Redaktion. Heute sei es hingegen deutlich schwerer, Nachwuchs in den Verein zu locken.

Bei den Neusser Bürgerschützen bleibt das Schießen und Marschieren erstmal Männersache. (Archivbild)
Bei den Neusser Bürgerschützen bleibt das Schießen und Marschieren erstmal Männersache. (Archivbild) © dpa | David Young

Man müsse sich daher aktiv um neue Mitglieder bemühen, ein attraktives Rahmenprogramm schaffen und die jungen Leute bei den Schützenfesten ansprechen, findet Appenzeller. Die sind schließlich oft gut besucht, auch von den jungen Erwachsenen, die noch kein Mitglied im Schützenverein sind. „Viele junge Leute kommen zwar in erster Linie zum Party machen her, trotzdem können da neue Kontakte entstehen.“ Und persönliche Kontakte seien die Anlaufstelle Nummer eins für neue Mitglieder.

Frauen im Schützenverein: „wird inzwischen gut angenommen“

Vor allem müsse man sich aber als Schützenverein breit aufstellen und jedem das Gefühl geben, willkommen zu sein. Das gelte natürlich auch für Frauen, die seit zwei Jahren auch dem Schützenverein Weselerwald und Umgebung beitreten dürfen. Schießen dürfen sie dann nach drei Jahren Vereinszugehörigkeit, das sei bei den Männern allerdings nicht anders. „Auch bei uns im Verein gab es da am Anfang Skepsis, aber es wird inzwischen gut angenommen“, sagt der Vereinspräsident. So konnte der Schützenverein damit schon einige junge Frauen in den Verein locken.

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Zuletzt hatte die Satzungsänderung bei den Neusser Bürgerschützen für Diskussionen gesorgt. Frauen dürfen in Neuss ab kommendem Jahr aktive Mitglieder werden, aber weiterhin nicht schießen oder mitmarschieren. „Das ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Ich denke, dass sich da bei vielen Vereinen noch was tun muss“, kommentiert der BSV-Vorsitzende Karl Heeke.