Solingen. David Neef war regelmäßig in der Unterkunft, in der der mutmaßliche Mörder lebte. Er beschreibt ihn als unauffällig
Als David Neef am Sonntag das Foto des mutmaßlichen Mörders von Solingen in der Zeitung sieht, ist das wie ein Tiefschlag für ihn. Neef kennt den Mann. Er ist ihm ein paarmal in der Flüchtlingsunterkunft an der Goerdelerstraße begegnet. Dort hat Issa al H. gelebt. Neef, 39, war in den vergangenen Wochen regelmäßig in der Unterkunft, er hat hier einer georgischen Familie Deutschunterricht gegeben. Im Stock über der Familie hat der 26-jährige Syrer gelebt.
Sein Sohn spielte dort mit anderen Kindern
Als am Samstagabend Elitepolizisten des SEK die Unterkunft durchsuchen und einen Mann festnehmen, bekommt Neef das natürlich mit, es schockiert ihn. Ausgerechnet die Unterkunft, in der er regelmäßig zusammen mit seinem Sohn war, der mit anderen Kindern im Treppenhaus gespielt hat. Der Festgenommene entpuppt sich später nicht als Tatverdächtiger. Der stellt sich in der Nacht auf Sonntag.
Neef ist Issa al H. immer wieder im Treppenhaus der Unterkunft über den Weg gelaufen, erzählt er. Wie in solchen Fällen so häufig, erlebt er den Syrer als einen unauffälligen Mann. „Er war sehr freundlich, hat immer gegrüßt.“ Einmal, erinnert sich Neef, habe es einen Zwischenfall mit dem 26-Jährigen gegeben, als dieser der Frau der georgischen Familie auf die Toilette gefolgt sei. Da habe es etwas Ärger gegeben. „Er hat sich danach entschuldigt.“
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Sein Zimmer habe sich der mutmaßliche Mörder mit drei anderen Männern geteilt. Als Neef mitbekommt, dass Issa al H. der Mörder sein soll, der drei Menschen auf dem Gewissen hat und acht weitere zum Teil schwer verletzte, da „habe ich schon ein bisschen Bauchschmerzen bekommen“. Er sei „total schockiert“ bei dem Gedanken gewesen, dass seinem Sohn oder den anderen Kindern in der Unterkunft etwas hätte passieren können.
Die georgische Familie, um die sich Neef gekümmert hat, musste mittlerweile Deutschland verlassen. Das und die Mordtat erwecke in ihm ein „bisschen Hass“, sagt er. Es sei schade, dass Menschen, die sich in Deutschland nicht benehmen könnten, nicht rechtzeitig abgeschoben würden, während andere, die sich integrieren wollten, kein Bleiberecht bekämen.
Kurdische Gemeinde zeigt Solidarität mit Opfern
Die kurdische Gemeinde hat unterdessen am Montagabend zu einer Kundgebung am Tatort eingeladen. Die Gemeinde und ihre Angehörige wollten damit ihre Solidarität mit den Opfern und ihren Angehörigen zeigen.
Etwa dreißig Kurdinnen und Kurden aus Syrien haben daran teilgenommen. „Wir wollen den Menschen in Solingen zeigen, dass wir Syrer auch von diesem brutalen Tag betroffen sind“, sagte 30-jährige Bakri Aliko, der vor Ort mit seiner Familie war.
Auch Hamid Othman aus der Gemeinde kritisiert den Anschlag. Er habe den mutmaßlichen Täter mehrmals auf der Straße in der Innenstadt gesehen. Aber „ich hatte nichts mit ihm zu tun“, sagt der syrische Künstler, der seit 23 Jahren in Solingen lebt.
Auch Othaman fordert, dass Kritik und Solidarität nicht ausreichen, sondern dass es entsprechende Maßnahmen braucht, um solchen Terror zu bekämpfen. „Vor allem müssen die gemäßigten Stimmen aus den islamischen Gemeinden lauter werden, um diesen Extremismus und die Radikalisierung der Jugend zu stoppen“, so der Kurde.