Kempen. Mit 10 Jahren hat Mona Schlegel angefangen, Geschichten zu schreiben. 13 Preise hat sie erhalten. Nur mit einem Genre kann sie nichts anfangen.

Mit ihrem Notebook setzt sich Mona Schlegel zu ihrer Mutter nach draußen auf die Holzbank, die direkt vor den aufgestapelten Holzscheiten für den Kamin liegen. Dort notiert sie sich neue Gedanken zu ihren Figuren und Dialogen oder schreibt ganze Szenen für ihre Kurzgeschichten. Stets im Blick hat sie dabei die Kaninchen und Meerschweinchen, die im Garten frei auf dem satten, grünen Gras herumlaufen dürfen.

Dort draußen im Garten, da arbeitet die 14-Jährige einfach am liebsten an ihren Geschichten. Und das auch mit Erfolg: Insgesamt 13 bundesweite Literaturpreise hat die Schülerin bereits gewonnen, ein weiterer könnte nun dazu kommen.

Mona hat schon als Kind eigene Gedichte geschrieben

Schon seit ihrer Kindheit begeistert sich Mona für Bücher. „Ich war nie im Kindergarten. Meine Mutter hat mir zu Hause aber immer viel vorgelesen“, erinnert sich die 14-Jährige. „Ab der dritten Klasse habe ich dann angefangen, selbst zu lesen. Ich habe so gut wie jedes Buch verschlungen, das mir in die Finger gekommen ist – bis auf Liebesgeschichten, die sind nicht so mein Ding.“ Ansonsten liest Mona aber so gut wie jedes Genre. „Das dominanteste ist aktuell noch Fantasy.“

Durch ihre Mutter, die im Übrigen selbst Autorin ist, hat Mona zudem ihre zweite Leidenschaft entdeckt: das Schreiben eigener Geschichten. „Meine Mutter gibt Schreibkurse. Als sie vor einigen Jahren eine Klasse bei uns zu Hause unterrichtet hat, habe ich mich selbst am Schreiben eigener Texte ausprobiert.“ Mona war da gerade einmal 6 oder 7 Jahre alt. Angefangen hat sie mit Gedichten.

Gedicht von Mona Schlegel

Was Wünsche sind 

Aus Silbergarn und von Schmetterlingen gewebte Träume. 
Ein lächelnder Mund und Sehnsucht in den Augen. 
Blicke gen Morgen.    
Glaubenssache.
Hoffnung. 

Doch aktiv schreibt sie „erst“ seitdem sie 10 Jahre alt ist. „Durch Zufall habe ich bei uns im Regal Bücher über Katzen gefunden und auch selbst gelesen. Zu der gleichen Zeit haben wir unsere Meerschweinchen bekommen. Da ist mir dann aufgefallen: Bücher über Katzen gibt es einige, aber keiner schreibt über Meerschweinchen.“ Das wollte die damals 10-Jährige ändern und hat prompt ihr erstes literarisches Projekt „Wer fragt schon ein Meerschweinchen?“ in Angriff genommen.

Die 14-Jährige aus Kempen nimmt sich jeden Tag Zeit zum Schreiben

Bis zum Juli dieses Jahres hat Mona, die nun in der 9. Klasse ist, nur dann geschrieben, wenn sie Lust dazu hatte. „Jetzt habe ich aber angefangen, wirklich jeden Tag zu schreiben. Ich möchte so mehr Struktur in meinen Schreibprozess bekommen.“ Täglich nimmt sie sich dafür 30 bis 60 Minuten Zeit.

Portrait - Mona Schlegel
Die 14-jährige Mona Schlegel aus Kempen arbeitet am liebsten auf der Holzbank im Garten an ihren Kurzgeschichten und Gedichten. © FUNKE Foto Services | Fabian Strauch

Erst vor kurzem hat sie ihre Kurzgeschichte „Die Klavierspielerinnen“ fertiggestellt. „Darin geht es um eine ehemalige und eine aufstrebende Pianistin. Die beiden sind Tante und Nichte. Jede von ihnen, hat ihre eigenen Probleme mit dem Klavier spielen, denen sie sich gemeinsam stellen“, fasst Mona die Handlung zusammen.

Nachdem sie ihre Kurzgeschichte fertig geschrieben hatte, ging es direkt weiter mit der Nächsten. Dafür griff Mona eine Idee neu auf, die ihr schon damals in der 6. Klasse gekommen war. „Ich hatte damals in der Schule eine Figur entdeckt, die auf der Kante von einem Regal platziert war – ein kleines Pferd. Ich wusste überhaupt nicht, wozu diese Figur eigentlich gut war.“ In ihrer Kurzgeschichte „Die alte Linda und das Irgendwas“ greift sie dieses Gefühl wieder auf. Darin begeben sich die alte Linda und das Irgendwas auf eine Reise. „Ihr ursprüngliches Ziel ist dabei herauszufinden, was dieses Irgendwas eigentlich ist.“

Mit ihren Kurzgeschichten und Gedichten hat Mona schon 13 Wettbewerbe gewonnen

Mit ihren Kurzgeschichten und Gedichten hat Mona bereits an mehreren Wettbewerben teilgenommen. 2022 nahm die heute 14-Jährige zum erstem Mal bei dem Poesiewettbewerb „Lyrix“ teil, der sich an Teilnehmer zwischen 10 bis 20 Jahren richtet. „Der Wettbewerb wird monatlich ausgeschrieben, immer mit einem neuen Thema, zu dem die Teilnehmer dann ein Gedicht verfassen“, erklärt die 14-Jährige. Inzwischen hat Mona bereits 18 Mal daran teilgenommen und sogar 11 Siege davongetragen.

Lesung mit Mona Schlegel

Wer die junge Nachwuchsautorin einmal kennenlernen und einen Einblick in ihre Geschichten bekommen möchte, dem bietet sich nun eine passende Gelegenheit. Im Rahmen des Programms der Leseprobe des Fördervereins der Stadtbibliothek Kempen wird am 29. August um 18 Uhr eine Lesung in der Stadtbibliothek Kempen (Burgstraße 19) veranstaltet, bei der Mona Schlegel aus ihren Werken vorliest.

Die 14-Jährige gibt den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine Kostprobe ihrer gerade erst fertiggestellten Kurzgeschichte „Die Klavierspielerinnen“. Zudem können sich die Zuhörer über einen Auszug aus ihrer Kurzgeschichte „Die alte Linda und das Irgendwas“ freuen, die sie gerade noch fertigstellt.

Wer übrigens einen Einblick in die Gedichte von Mona Schlegel bekommen möchte, der findet einige ihr Texte auf der Homepage vom Bundeswettbewerb Lyrix: www.bundeswettbewerb-lyrix.de.

„Als ich meinen ersten Preis gewonnen habe, bin ich total ausgeflippt“, erinnert sie sich. „Ich konnte es kaum glauben, es war einfach ein überwältigendes Gefühl.“ Die Freude war auch bei Monas Mutter und ihrem Stiefvater groß. „Vor der Teilnahme an Wettbewerben lese ich ihnen auch ganz oft meine Gedichte und Texte vor.“ Und auch ihre Freunde haben sich für die Nachwuchsautorin gefreut und wollten selbst einmal lesen, was Mona da eigentlich so schreibt.

Doch der Lyrikwettbewerb ist nicht der einzige, bei dem die Schülerin schon ausgezeichnet wurde. Bei Wettbewerben, die vom „Schreibland NRW“ ausgerufen werden, hat sie ebenfalls schon zwei Siege feiern können – und das bei insgesamt drei Teilnahmen. Und nun ist die 14-Jährige sogar für den Ingeborg Bachmann Junior Preis nominiert und zur Finalrunde nach Österreich eingeladen. An dem Wettbewerb dürfen nur Jungautoren teilnehmen, die maximal 17 Jahre alt sind.

Mona möchte sich nun erstmal auf das Schreiben von Kurzgeschichten fokussieren

Das Wettbewerbsthema lautete „Sieh zu, dass ihr wach bleibt.“ Zu dem Thema hat Mona ein Gedicht und eine Art Rede bzw. Essay eingereicht. „Mein Gedicht ist an das Gedicht ‚Es kommen härtere Tage‘ von Ingeborg Bachmann angelehnt. In meinem Essay habe ich dann das Thema Demokratie und Freiheit aufgegriffen.“ Ob sie damit den ersten Platz belegen kann, erfährt die Schülerin erst am 12. Oktober.

Nun wolle sich Mona aber erstmal auf das Schreiben von ihren Kurzgeschichten konzentrieren. „Ich möchte eine Routine in mein Schreiben bringen und mir einen Fundus für meine Lesungen aufbauen.“ Auf der Bühne steht die 14-Jährige nämlich gerne. „Ich bin zwar davor immer ziemlich aufgeregt, aber sobald ich vor dem Publikum meine Geschichten vorlese, bin ich völlig entspannt.“