Düsseldorf. Österreichische Bahn zieht die Notbremse: Weil Strecken überlastet sind, fährt der Nachtzug nach Wien und Innsbruck nicht mehr durchs Rheinland.
Ab Mitte Dezember ist die viel genutzte Nachtzugverbindung nach Wien und Innsbruck für Arnheim, Düsseldorf und Köln Geschichte: Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) schicken ihren Nachtzug von Amsterdam nach Österreich und zurück ab Dezember nicht mehr über die rechtsrheinische Strecke via Arnheim/Emmerich. Künftig soll der Zug am Grenzübergang Bad Bentheim im Münsterland die Grenze überqueren.
Oft über eine Stunde zu spät unterwegs
Dem niederländischen Bahnkundenportal „Treinreiziger“ (etwa: „Fahrgast“) gegenüber räumte ÖBB-Sprecher Bernhard Riedel ein, dass im laufenden Jahr mehr als 15 Prozent der Nachtzüge Wien mit mehr als einer Stunde Verspätung erreicht haben, an einigen Unterwegsbahnhöfen war sogar jeder Dritte Nachtzug mehr als eine Stunde verspätet.
Dies ist auf Engpässe sowohl im niederländischen wie auch im deutschen Bahnnetz zurückzuführen. Oftmals saßen auch Fahrgäste in Düsseldorf sehr lange wartend auf dem Bahnsteig, ehe der Nachtzug verspätet eintrudelte – abends um 21.15 Uhr dort ein eher zweifelhaftes Vergnügen.
Gefahren werden soll die neue Route ab dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember 2024. Vermutlich wird das Konzept sogar schon ab Anfang November greifen, denn dann beginnt die 80-wöchige, weitgehende Vollsperrung der Bahnstrecke Oberhausen-Emmerich, die bis Ende Mai 2026 weitgehend zum sogenannten Hochleistungskorridor ausgebaut werden soll.
Schlechte Nachricht für Wintersportler
Ob der Nachtzug, der dann zunächst von Utrecht via Deventer und vermutlich weiter Richtung Hannover und dann nach Süden fährt, irgendwann wieder ins Rheinland zurückkehrt, ist offen. Besonders für Wintersportfreunde, die, wie im vergangenen Winter, von Düsseldorf in den Weihnachtsferien nach Innsbruck und Tirol aufbrechen wollten, ist das eine schlechte Nachricht. Ungeachtet dessen wollen zahlreiche weitere Anbieter zwischen Amsterdam und dem Rheinland auf die überlastete Strecke gehen.
Wegen der allzu häufigen Verspätungen hatte bereits die Schweizer Bahn beschlossen, Züge aus Deutschland nur noch ins Land zu lassen, wenn sie einigermaßen im Fahrplan sind. Greenpeace hatte vor wenigen Wochen erst in einer Studie deutlich gemacht, warum es der Bahn in Europa nicht gelingt, eine nutzbare Alternative zu Flugzeug oder Auto zu werden. Die Österreichischen Bahnen investieren seit einigen Jahren massiv in den Nachtzugverkehr, der, abgesehen vom Rheinland, europaweit ausgebaut wird.