An Rhein und Ruhr. Ein nasses Jahr mit wenig Sonne bringt Landwirten eine schlechte Erntesaison. Kreisbauer aus Wesel beklagt viele Verluste und kritisiert Özdemir.

Zu nass, zu wenig Sonne – so lässt sich das bisherige Jahr 2024 aus Sicht der Landwirtschaft beschreiben. Während der viele Regen für die meisten Menschen ein Ärgernis ist, bringt er viele Bauern in Schwierigkeiten. „Die Erträge sind schlecht. Aufgrund der nassen Witterung gab es zu viele Pilzkrankheiten und die Sonne fehlte“, beklagt Johannes Leuchtenberg, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Wesel. Dazu kämen niedrige Preise unter anderem für Getreide.

Viele Pilzkrankheiten durch anhaltende Nässe auf den Feldern

Bereits jetzt werde damit begonnen, Gerste und Raps zu dreschen, auch wenn es dafür noch sehr früh sei, erklärt Leuchtenberg. Nach Ende der Woche erwarte er zudem, dass auch beim Roggen und Weizen die Ernte beginnen werde. Erwartungen an einen besseren Ertrag bremst er aber: „Es gab einfach zu viel Regen.“

Was die Nässe anrichten kann, beschreibt der Kreislandwirt am Beispiel der Kartoffelbauern: „Sie haben mit vielen Pilzkrankheiten zu kämpfen und bei dem vielen Regen greifen die Mittel zum Pflanzenschutz nicht mehr“, so Leuchtenberg. Beim Bio-Kartoffelanbau habe es bei einigen Anbauern einen Totalausfall gegeben. „So ein nasses Jahr ist eine Katastrophe“, sagt er.

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Wenig Hoffnungsschimmer für übrige Erntesaison

Auch für den Rest der Erntesaison im Spätsommer und Herbst sieht er schwarz. „Auf den Maisfeldern sieht man immer wieder Stellen, wo die Pflanzen nicht richtig kommen oder wo sogar jetzt noch das Wasser steht“, sagt der Landwirt. Bei den Rüben sehe es ähnlich aus. „Das Einzige, was gut gewachsen ist, ist das Gras. Das nützt aber niemandem, der nicht gerade Milchbauer ist“, erklärt Leuchtenberg. Und auch Pferdehalter hätten teils noch nicht genug Heu. Denn das geerntete Gras muss erstmal getrocknet werden. Auch hier das Problem: Der wiederkehrende Regen.

Die Not lindern könnten Förder- und Hilfsgelder, wie sie Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) nun bei der EU für die Obstbauern beantragt hat. „Bei vielen Obstbeständen sind im Frühjahr die Blüten erfroren. Aufgrund der warmen Witterung im Winter haben die zu früh geblüht und dann kam doch noch Frost und hat die mögliche Ernte schon im Vorfeld zerstört“, erklärt Leuchtenberg, der die aus seiner Sicht späte Reaktion von Özdemir kritisiert: „Özdemirs Kollegen aus anderen Staaten haben schneller reagiert.“

Dabei gehe es nicht nur um Fördergelder, betont Leuchtenberg. „Es geht darum, dass man uns nicht immer zusätzliche Sachen auflastet. Ich kann mir vorstellen, dass wir da nochmal auf die Straße müssen, damit Herr Özdemir nicht nur sein Programm durchzieht, sondern auch auf die Bedürfnisse der Landwirte eingeht“, sagt er mit Blick auf die Bauern-Proteste von einigen Monaten.

Landwirtschaftskammer befürchtet schlechte Getreideernte

Die Landwirtschaftskammer NRW bestätigt die Probleme der Bauern. „Insgesamt war die Getreideaussaat durch unbeständiges Wetter zum Teil stark verzögert“, erklärt eine Sprecherin. „Das führt nun zu unterschiedlichen Zeiten bei der Abreife.“ Erste Berichte deuten eine unterdurchschnittliche Getreideernte an mit teilweise schwacher Qualität, so die Sprecherin weiter. Die Ertragsprognose sei regional unterschiedlich. Die Spannweite werde zwischen Totalausfällen und guten Erträgen liegen.

Auch das NRW-Landwirtschaftsministerium teilt auf Anfrage mit, dass die Erwartungen der Landwirte nur verhalten seien. „Verlässliche Aussagen für NRW lassen sich jedoch erst nach erfolgter Ernte und dem Ende der Erntesaison treffen.“

Ministerium: Staatssekretär kritisiert fehlende EU-Hilfen für deutsche Bauern

Martin Berges, Staatssekretär im NRW-Landwirtschaftsministerium, begrüßt den Antrag von Bundesminister Özdemir für EU-Hilfen: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum EU-Hilfen für Frostschäden an Obstkulturen in Polen, Österreich und Tschechien gewährt werden können, in Deutschland jedoch nicht, obwohl es sich um das selbe Frostereignis handelte und es auch hier große Verluste gegeben hat. Insofern ist es richtig, dass sich Deutschland in Brüssel für Hilfen auch an deutsche Obstbauern einsetzt.“