Essen.. Bundesregierung will Anreize für längeres Arbeiten schaffen. Horst Vöge ist skeptisch und beklagt politische Ignoranz.
Der Sozialverband VdK reagiert mit Kritik und Skepsis auf die Pläne der Bundesregierung, ältere Menschen mit einer „Rentenaufschubprämie“ zum längeren Arbeiten zu bewegen. Der Landesvorsitzende Horst Vöge nennt das Vorhaben eine „Verzweiflungstat“, mit der lediglich ein Zeichen gesetzt werden solle.
Wie die NRZ berichtete, will die Berliner Ampelkoalition älteren Menschen, die sich entscheiden, länger zu arbeiten, die eingesparten Rentenzahlungen als Prämie auszahlen. Rentner könnten einen „wertvollen Beitrag zur wirtschaftlichen Dynamik leisten“. Vöge kommentiert das spöttisch. Endlich würden Rentner nicht nur als „Kostgänger des sozialen Systems beschrieben, die Kreuzfahrten machen oder auf dem Golfplatz stehen“, sagte er der NRZ.
Ein Problem der Regierungspläne sei, dass viele ältere Menschen gar nicht mehr in der Lage seien, länger zu arbeiten, etwa, wenn sie jahrzehntelang schwere körperliche Arbeiten verrichtet hätten. Zudem seien viele Arbeitsplätze nicht altengerecht ausgestattet.
- Wer Geld hat, lebt länger – mit unfairen Folgen für die Rente
- Rente und Elternzeit: Expertin hat wichtigen Tipp für Männer
- Rente: Auszahlung der Erhöhung oftmals verzögert
- Die größten Probleme der Riester-Rente – und wie man sie löst
Zudem ärgert den VdK-Landesvorsitzenden die „politische Ignoranz“ der Regierung. Sie flickschustere einmal mehr an der Inanspruchnahme des „gemeinen Volkes“, lasse aber die Reichen und Vermögenden außen vor. Beim jüngsten außerordentlichen Verbandstag des VdK habe man ausführlich darüber gesprochen, wie wichtig die Hinzuziehung der Wohlhabenden über Vermögens- oder Erbschaftssteuer sei, um die Pflege- und Rentensysteme zu stabilisieren.
Vöge weist zudem darauf hin, wie wichtig Rentnerinnen und Rentner für den gesellschaftlichen Zusammenhang seien. „Sie arbeiten im Ehrenamt, geben Familien Hilfestellungen, passen auf die Enkel auf.“ Ohne diese unentgeltlichen Arbeiten von Rentnerinnen und Rentnern würde „vieles zusammenbrechen“, betont Vöge.
Deswegen sei umso wichtiger, dass die Politik die Altersdiskriminierung bekämpfe. So hätten ältere Menschen beispielsweise noch immer Probleme, wenn sie Versicherungen abschließen wollten oder Schwierigkeiten, Geld von der Bank zu bekommen, wenn sie Hypotheken für ihre Häuser verlängern wollten. „Wir brauchen andere Maßnahmen als eine Rentenaufschubprämie.“