An Rhein und Ruhr. In NRW müssen bis Donnerstagabend alle 53 Impfzentren schließen. Aber wie zufrieden sind die Städte und Kreise? Und wie geht es jetzt weiter?

Nach acht ereignisreichen Monaten ist ab heute endgültig Schluss: Bis zum Abend müssen alle 53 Impfzentren in NRW schließen. An ihre Stelle rücken Haus- und Betriebsärzte sowie mobile Impfstationen. Mit dem Ende der Impfzentren beginnt eine neue Phase der Corona-Pandemie. „Ein Schritt in Richtung Normalität“, sagt Monika Baaken, Sprecherin des Hausärzteverbands Nordrhein. Doch wie geht es jetzt weiter? Und welche Bilanz ziehen die Städte und Kreise? Ein Überblick:

Wie viele Bürger wurden in den Impfzentren geimpft?

„Im Corona-Center Duisburg hat es mehr als 383.000 Impfungen gegeben“, so Stadtsprecher Maximilian Böttner. In Spitzenzeiten seien das laut Krisenstabsleiter Martin Murrack am Theater am Marientor mehr als 3.200 Immunisierungen pro Tag gewesen. „Zudem haben mobile Impfteams knapp 130 Einrichtungen wie zum Beispiel Alten- und Pflegeheime oder auch Justizvollzugsanstalten angefahren, um vor Ort zu impfen“, sagt Böttner. In Düsseldorf wurden laut Stadtangaben in der höchsten Auslastungsphase rund 4.500 Menschen pro Tag geimpft.

Der Kreis Wesel kommt nach eigenen Angaben für seine beiden Standorte in Wesel und Moers auf insgesamt rund 344.000 Impfungen. In den Arztpraxen, die erst Anfang April in die Impfkampagne mit einstiegen und wochenlang unter Impfstoffmangel litten, seien bis zum 27. September rund 295.000 Dosen verabreicht worden (46,2 Prozent). In Oberhausenverteilen sich die stadtweit rund 275.000 Impfungen zu 41 Prozent auf Arztpraxen und zu 59 Prozent auf das Impfzentrum sowie mobile Impfeinheiten.

Wie fällt die Bilanz aus?

„Die Monate waren geprägt von Impfstoffknappheit, mitunter schnellen Reaktionserfordernissen und einer Vielzahl zu beachtender Regelungen“, heißt es aus dem Kreis Wesel. Auch Benedikt Giesbers, Sprecher des Kreises Kleve, verweist auf die zahlreichen Herausforderungen: Impfstoffknappheit, der zwischenzeitliche Stopp von Astrazeneca, ausgesetzte Erstimpfungen und Impfungen ohne Termin seien nur einige von zahlreichen Beispielen, bei denen der Kreis schnell und flexibel reagieren musste – „insbesondere bei den teils sehr kurzfristigen Vorgaben des Landes NRW“, so Giesbers. Der Kreis habe die „Mammutaufgabe“ aber gut bewältigt.

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Die Stadt Essen zieht ein ähnliches Fazit: „Das Impfzentrum Essen ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Ordnungsdezernent Christian Kromberg. Die Abläufe seien fast immer reibungslos verlaufen. „Und das in einer Situation, in der ständiges Ausprobieren und Neujustieren an der Tagesordnung war.“ Auch Duisburgs Krisenstabsleiter Murrack zeigt sich zufrieden. „Dennoch hätten wir uns gerade in den letzten zwei Monaten deutlich mehr Impfwillige gewünscht.“

Im Kreis Kleve sind aktuell 73,6 Prozent der Bürger vollständig geimpft (NRW: 67,6). „Ein guter Anfang“, so Giesbers. „Die Anzahl reicht aber aktuell noch nicht für einen umfassenden Schutz aus.“

Warum werden die Impfzentren geschlossen?

Zum einen aus finanziellen Gründen: Laut NRW-Gesundheitsministerium kostete der Betrieb der 53 Impfzentren monatlich rund 91 Millionen Euro. Andererseits hat auch die Anzahl der Impfwilligen in den Impfzentren zuletzt immer stärker abgenommen. Am 3. Juni wurden im Oberhausener Impfzentrum beispielsweise 1.455 Dosen verimpft. „Derzeit liegt die Anzahl zwischen 200 und 300“, sagt Sprecher Frank Helling. Von vier Impfstraßen seien aktuell nur zwei in Betrieb. Im Kreis Kleve fanden in der vergangenen Woche bereits 60 Prozent der Corona-Impfungen in den Praxen statt. Auch dort sei die Zahl der Impfstraßen „deutlich heruntergefahren“ worden.

Wo wird jetzt noch geimpft?

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Die Impfungen werden ab Oktober ausschließlich von Ärzten sowie mobilen Impfteams durchgeführt. Das Land NRW finanziert für die sogenannten „Koordinierenden Impfeinheiten“ eineinhalb Stellen pro 50.000 Einwohner. Darüber hinaus wurden einigen Städten und Kreisen – darunter Duisburg und Düsseldorf – vom NRW-Gesundheitsministerium kleine stationäre Impfstellen genehmigt. Wie die Kommunen die mobilen Impfangebote organisieren und ob sie auf Impfbusse oder Aktionen in Fußgängerzonen setzen, ist den Städten und Kreisen selbst überlassen.

Wie gut sind die Ärzte vorbereitet?

„Es ist von Anfang an eine zentrale Forderung unseres Verbands gewesen, dass die Impfungen in die Arztpraxen verlagert werden“, sagt Baaken. Die Ärzte würden die Impfungen schon jetzt in ihren Praxisalltag integrieren. Der begrenzende Faktor sei in den Anfangsmonaten vor allem der fehlende Impfstoff gewesen. „Es war klar, dass sobald genügend Dosen vorhanden sind, die Impfung in den Arztpraxen viel unkomplizierter, einfacher und auch kostengünstiger ist.“

Auch die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein gibt sich gelassen: „Die Praxen in Nordrhein haben bislang rund 2,9 Millionen Bürger durchgeimpft“, so Sprecher Christopher Schneider. „Wir sind zuversichtlich, dass die Haus- und Fachärzte auch das weitere Impfgeschehen bedienen können.“

Das passiert mit den Mitarbeitern in den Impfzentren

In den Impfzentren waren verschiedene Mitarbeiter im Einsatz: Ärzte, Apotheker, medizinische und pharmazeutische Fachkräfte, städtische Angestellte sowie Mitarbeiter von Hilfsorganisationen. Die städtischen Angestellten werden nach Angaben der Stadt Oberhausen in der „Koordinierenden Impfeinheit“ weiterbeschäftigt. Das gelte auch für einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen.

Die Ärzte, Apotheker und medizinischen Fachkräfte kehren zurück an ihren ursprünglichen Arbeitsort. Zudem gab es in den Impfzentren befristet Angestellte, deren Verträge nun auslaufen.