Kreis Kleve. Neun Monate lang wurden im Impfzentrum Kalkar Tausende Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Kreis Kleve zieht zum Ende ein positives Fazit.
Für die einen war es ein „teurer Spaß“, kompliziert dazu und unterm Strich wenig effektiv. Für die Verantwortlichen andererseits war die Einrichtung eines Impfzentrums eine absolute Notwendigkeit, um die Pandemie wirkungsvoll zu bekämpfen: Gut neun Monate lang seien im Wunderland Kalkar viele Tausend Menschen geimpft und damit ein entscheidender Beitrag für die Durchimpfung der Bevölkerung geleistet worden.
252.665 Erst- und Zweitimpfungen
Unter der Leitung von Jürgen Baetzen wurde im vergangenen Jahr in Windeseile eine gewaltige, logistische Leistung gemeistert. Aus dem Nichts heraus organisierte der Kreis zwölf Impfstraßen in Kalkar und drei in Geldern, um diese einmalige Sonder-Impfaktion stemmen zu können. 35.000 Menschen hätte man pro Monat in Kalkar impfen können, teilte Baetzen im März dem Gesundheitsausschuss des Kreises mit. Bis heute hätte man also theoretisch 315.000 Impfungen vornehmen können. Nach den Zahlen des Kreises Kleve waren es bis zum 28. September 209.427 Erst- und Zweitimpfungen in Kalkar und Geldern sowie 46.399 über die mobilen Impfteams. Am 6. Juni wurden 2050 Menschen an einem Tag geimpft. Die meisten Impfungen während der Pandemie. Zum 30. September werden die Impfzentren nun geschlossen.
In einer Pressemitteilung erinnert sich Landrätin Silke Gorißen: „Als wir Ende vergangenen Jahres ohne vergleichbare Erfahrungen ein Impfzentrum für die Menschen im Kreis Kleve errichten mussten, wussten wir alle nicht, was auf uns zukommen wird. Jetzt – da wir die Impfstellen Kalkar und Geldern schließen – kann ich sagen: Durch den Einsatz und das Engagement vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben wir diese Mammutaufgabe sehr gut bewältigt. Dafür möchte ich mich im Namen der Bürgerinnen und Bürger herzlich bei allen Beteiligten bedanken.“
Nicht alles lief reibungslos
Trotzdem lief nicht alles reibungslos: Silke Gorißen erinnert daran, dass es in der kurzen Zeitspanne, in denen die Impfzentren aktiv waren, sehr unterschiedliche Arbeitsphasen gab: Zum Start sei der Impfstoff noch sehr knapp gewesen und die wenigen Termine von den vielen wartenden Impfberechtigten schnell ausgebucht. Auch gab es immer wieder Beschwerden von Bürgern, dass man telefonisch und online keine Termine buchen konnte. Das Wechselspiel zwischen Kreis und Kassenärztlicher Vereinigung verärgert bisweilen auch die Menschen. Hinzu kamen die Unsicherheiten und Ausnahmen: Welche Gruppen dürfen sich jetzt impfen lassen? Zu welcher Priorisierungsgruppe gehöre ich? Fragen über Fragen, die nicht immer leicht zu beantworten waren.
Lieferengpässe beim Impfstoff
Der Kreis musste flexibel auf die Impfungen von bestimmten Berufsgruppen, den plötzlichen Stopp des Impfstoffs von Astrazeneca und auf die ausgesetzten Erstimpfungen im Juni reagieren. In den Sommermonaten gab es dann ausreichend Impfstoff für weniger Interessenten sowie die Möglichkeit, sich auch ohne Terminabsprache impfen zu lassen.
Eine weitere Herausforderung habe in den Impfungen der Kinder und Jugendlichen bestanden, mit denen der Kreis Kleve frühzeitig begonnen hat. Der frühe Impfstart habe sich bezahlt gemacht: „Bei den Impfquoten der Zwölf- bis 17-Jährigen belegt NRW bundesweit hinter Schleswig-Holstein den zweiten Platz. Der Kreis Kleve liegt dabei in dieser Altersgruppe sowohl bei den Erstimpfungen mit 55,7 Prozent, als auch bei den Zweitimpfungen mit 45,1 Prozent sehr deutlich über dem NRW-Landesdurchschnitt“, schreibt die Verwaltung in einer Presseerklärung. Landesweit gebe es 49,4 Prozent Erstimpfungen und 39,9 Prozent Zweitimpfungen.
Mobile Teams waren im Einsatz
Zudem seien während der gesamten Betriebsdauer der Impfzentren mobile Teams im Einsatz gewesen.
Zunächst, um die Risikogruppen in Seniorenheimen und Einrichtungen der Eingliederungshilfe zu impfen. Später suchten die mobilen Teams dann alle Städte und Gemeinden im Kreisgebiet auf sowie weiterführende Schulen und Zeitarbeitsfirmen.
In den Impfzentren haben in Kalkar 65 Personen pro Schicht gearbeitet, in Geldern waren es in der Spitze 20 Mitarbeiter.