Im Rheinischen Revier. Mittel- bis langfristig könnte sich der Energiekonzern RWE vom Hambacher Forst trennen. Betriebliche Aspekte müssten aber geprüft werden.
Energieerzeuger RWE hängt nicht am Hambacher Forst. Nachdem der verbliebene Wald nicht mehr dem nahen Braunkohle-Tagebau weichen soll, ist ein Verkauf der 200 Hektar großen Fläche mittel- bis langfristig denkbar, erklärte ein RWE-Sprecher auf Nachfrage der Redaktion (30.Juni 2020). Gespräche dazu habe es aber bisher nicht gegeben.
Grundsätzlich versuche man, alle nicht mehr für den Tagebaubetrieb notwendigen Flächen zu veräußern. "Das schließt den verbliebenen Hambacher Forst ein", sagte der RWE-Sprecher. Das gelte zum Beispiel auch für die großen Rekultivierungsflächen im Rheinischen Revier. In einzelnen Fällen müsse man eventuelle Rückgabe-Ansprüche berücksichtigen.
Neue Leitentscheidung abwarten
Zunächst freilich müsse die von der NRW-Landesregierung angekündigte neue Leitentscheidung zur Kohle abgewartet werden, dann würden die Abgrabungspläne für die drei Tagebaue im Rheinischen Revier geändert. Im Falle des Hambachers Forstes gelte es auch betriebliche Belange zu berücksichtigen.
Der RWE-Sprecher nannte hier den Sicherheitsstreifen des Tagebaus, die Nutzung der alten Landstraße zwischen Waldrand und Tagebau (L 276) als Rettungs- und Transportweg, Entwässerungsaktivitäten im direkten Umfeld des Forsts sowie Arbeiten an der Tagebau- bzw. Seeböschung unterhalb des Hambacher Forsts. "Eine Überführung des Forstes in andere Hände ist aber mittel- und langfristig denkbar", meinte der Konzernsprecher.
Symbol für den Streit um Klimaschutz und Energiepolitik
Der bei Kerpen gelegene Wald ist zum Symbol für den Streit um Klimaschutz und Energiepoliik geworden. Etwa 100 Besetzer campieren in Baumhäusern, die Zahl schwankt stark. Die Polizei hatte in der vergangenen Woche Barrikaden geräumt und war auch an diesem Dienstag wieder vor Ort. Der Umweltverband BUND klagt weiterhin vor Gericht für den Erhalt des Waldes.
"Ziel muss es jetzt sein, rasch eine sachgerechte und dauerhaft tragfähige Lösung für den Hambacher Wald und die umliegenden Bürgewälder zu finden", sagte Dirk Jansen vom BUND mit Blick auf die an diesem Freitag beabsichtigte Verabschiedung des Kohleausstieggesetzes durch den Bundestag. Der Wald müsse "schnell wieder Wald sein können" - und gehört dafür aus Sicht des Umweltverbandes in öffentliche Hand.
BUND regt Überführung in NRW-Stiftung an
Bereits im vergangenen Jahr hatte der BUND eine Überführung des Hambacher Forstes in eine Landesstiftung angeregt - etwa in die NRW-Stiftung. Eine andere Option sei die Rückgabe an die Kommunen. Die Umweltschützer sehen den Hambacher Forst ausdrücklich im Kontext mit den umliegenden Bürgewäldern - alles in allem 550 bis 600 Hektar. Bedrohte Tierarten wie Bechsteinfledermaus, Haselmaus oder Springfrosch dort beheimatet. "Die Landesregierung muss diesen Bereich endlich bei der EU in Brüssel als FFH-Schutzgebiet nachmelden", fordert Jansen.