An Rhein und Ruhr. Viele Städte in Nordrhein-Westfalen haben 2020 einen enormen Anstieg von wilden Müllkippen verzeichnet. Sie scheinen den Grund zu kennen.

To-go-Verpackungen, Renovierungsequipment oder aber auch Alttextilien, die illegal entsorgt werden, haben im vergangenen Jahr in den Kommunen in NRW deutlich zugenommen. Der Grund: Im Corona-Jahr 2020 hatten die Bürgerinnen und Bürger mehr Zeit zum Ausmisten, Aufräumen und Sanieren, so vermuten zumindest viele Städte. Die Schließung mancher Wertstoff- und Recyclinghöfe im Frühjahr 2020 ließ zudem ebenfalls viele Menschen den Müll an illegalen Müllkippen abladen.

11 Prozent mehr illegale Müllkippen in Dinslaken

Rund elf Prozent mehr illegale Müllkippen als im Vorjahr haben Bürgerinnen und Bürger im vergangenen Jahr beispielsweise bei der Stadt Dinslaken gemeldet. „Die Anzahl der wilden Müllkippen, die von den Mitarbeitern des DIN-Services ohne Meldung im täglichen Arbeitsablauf entsorgt werden, werden nicht statistisch nachgehalten. Aber nach der gefühlten Wahrnehmung ist auch hier von einer ähnlichen Steigerung auszugehen“, sagt Marcel Sturm, Pressesprecher der Stadt Dinslaken.

Durch die Coronakrise sind auch die Mengen an Glasabfall gestiegen. Die Containerkapazitäten seien teilweise ausgeschöpft gewesen, sodass die Bürgerinnen und Bürger ihren Abfall vor den Container gestellt haben. „Diese Dinge mussten mit einem erheblichen Mehraufwand von den Mitarbeitern des DIN-Services entsorgt werden“, so Sturm.

In der Nachbarstadt Wesel zeichnet sich ein ähnliches Bild ab. „Wir haben nach derzeitigem Stand im Bereich ,wilder Müll‘ eine Zunahme bei den Kosten von ungefähr sechs bis sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, weiß Mike Seidel vom städtischen Betrieb ASG (Abfall, Straßen, Grünflächen) in Wesel. Vor allem die Zunahme durch Essensverpackungen im ganzen Stadtgebiet habe zugenommen. „Täglich fahren unsere Handreiniger die uns bekannten Hotspots ab und der eingerichtete Rheinflitzer wird zu gemeldeten Stellen geschickt.“

Müllkippen: Mülheim verzeichnet Anstieg von 46 Prozent

Auch die Stadt Mülheim verzeichnet einen Anstieg der wilden Müllkippen. Im Jahr 2020 wurden glatt 620 mehr Meldungen über wilde Müllablagen gezählt als noch im Vorjahr. Dies entspricht einem Anstieg von über 46 Prozent. Laut Stadtsprecher Volker Wiebels finden sich die Müllanlagen über das gesamte Stadtgebiet verteilt: „Ein Großteil jedoch wird im innerstädtischen Bereich vorgefunden.“

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Anders ist es in Dinslaken und Wesel. Die größeren wilden Müllkippen seien häufig in den Außenbezirken zu verzeichnen.

„Bei uns sind vor allem Stellen betroffen, die schwer einsehbar, aber mit dem Auto gut anzufahren sind“, weiß Silke Kersken von den Duisburger Wirtschaftsbetrieben zu berichten. Dabei spiele der Stadtteil jedoch keine Rolle: „Im Norden finden wir genauso viele wilde Müllkippen wie im Süden.“ Was die Wirtschaftsbetriebe aber beobachten, sei, dass sich die Zusammensetzung des Mülls im vergangenen Jahr geändert habe.

Abfallwirtschaft im Kreis Kleve: Lagekapazitäten ausgeschöpft

Dies bestätigt auch Rolf Jansen, Geschäftsführer der Kreis Klever Abfallwirtschaft: „Die Leute konnten nicht in den Urlaub fahren und das gesparte Geld haben sie dann bestimmt benutzt, um neue Fernseher oder Computer zu kaufen. Wir konnten nämlich eine immense Steigerung von Elektroaltgeräten verzeichnen. Uns fehlten teilweise bei der Annahme Lagekapazitäten, weil wir so ausgelastet waren.“

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Dies zum Teil auch, weil viele Wirtschaftsbetriebe der Städte während des Lockdowns geschlossen waren. Gerade Recyclinghöfe wie die Moerser Firma Riedel Recycling haben dies gespürt: „Der Abfall war im vergangenen Jahr fünf Mal so hoch wie sonst. An manchen Tagen hatten wir lange Autoschlangen zu verzeichnen“, sagt Katharina Sacher-Riedel vom Riedel-Recyclinghof.

Düsseldorf stockt Anzahl der Straßenpapierkörbe auf

Um den Abfallproblemen, vor allem den zahlreichen To-Go-Verpackungen, in der Innenstadt entgegenzuwirken, hat die Stadt Düsseldorf die Anzahl der Straßenpapierkörbe aufgestockt und zusätzliche Leerungen veranlasst. „Wir können außerdem einen deutlichen Anstieg der Sperrmüll-Mengen feststellen. Es wurde mehr Sperrmüll zur Abholung angemeldet, wohl auch, weil viele den Lockdown zum Aufräumen genutzt haben. Teilweise haben dann Nachbarn, ohne Anmeldung, insofern nicht ordnungsgemäß, weiteren Sperrmüll dazu gestellt. Die Abfuhr wurde daher intensiviert. Wenn möglich und identifizierbar, wurden Verursacher herangezogen“, sagt Valentina Ilgenstein, Sprecherin der Stadt Düsseldorf.

Je nach Art, Menge und Ablagerungsort der Abfälle können Verwarngelder (bis 55 Euro) oder Bußgelder meist in Größenordnungen von einigen hundert, mitunter auch einigen Tausend Euro verhängt werden.