Bislich. Eine neue Vogelart hat sich auf der Bislicher Insel niedergelassen. Für Biologen ist die Neuansiedlung etwas ganz Besonderes.
Er ist etwas kleiner als ein Graureiher, 80 bis 93 Zentimeter groß, sein Gefieder ist schneeweiß, die Beine lang, das Brustband ist gold-gelb, sein größtes Charakteristikum: der löffelartige Schnabel. „Daher stammt auch der Name, Löffler“, erklärt Ilka Weidig. Sie ist Leiterin des RVR-Naturforum Bislicher Insel. Seit kurzem hat sich die Vogelart hier niedergelassen. „Das ist schon was ganz Besonderes. Es gibt generell nur wenige Stellen in Deutschland, an denen der Löffler zu finden ist und wenn, dann immer nur in Küstennähe“, erklärt sie. Dass sich der Löffler nun so weit im Landesinneren ansiedelt, sei „schon eine kleine Sensation“. Weidig schätzt, dass die Tiere von der Küste aus den Niederlanden den Weg nach Nordrhein-Westfalen, speziell an den Niederrhein, gefunden haben.
Ursprünglich stammt der Löffler von der spanischen Küste, „aus eher wärmerer Region“. Biologen wie Weidig schätzen, dass sich der Vogel durch das mildere Wetter, bedingt durch den Klimawandel, „nach Deutschland hochgearbeitet hat“.
Gesundes und sauberes Wasser am Niederrhein
Zudem biete gerade die Bislicher Insel „das gewisse Maß an Ruhe“, das die Tiere benötigten, „sauberes und gesundes Wasser“ und mit den Flachwasserbereichen das passende Nahrungshabitat. „Löffler fressen Kleinstlebewesen“, so Weidig. Kleinfische, Wasserinsekten, Muscheln und Schnecken sowie kleineren Krebstiere könnten sie gut durch die löffelartige Schnabelform direkt aus dem Wasser schlucken.
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Anders als der Reiher greife der Löffler auf die Methode des Seihens zurück. „Dabei wird der Schnabel mithilfe von Kopfdrehungen von der einen Seite auf die andere bewegt. Um nicht alle aufwirbelnden Organismen aufnehmen zu müssen, nutzt der Löffler kleine Sensoren in der Schnabelspitze. Diese Tastorgane signalisieren ihm, ob es sich um Beute handelt oder nicht“, schreibt der Naturschutzbund auf seiner Internetseite. Die Beute scheinen die Tiere hier zu finden. „Ich schätze, die Vogelart hat mit der Zeit gemerkt, dass sie sich hier wohlfühlen kann. Wenn man vor hat umzuziehen, schaut man sich ja auch als Mensch immer vorher erst die Gegend an“, sagt Weidig.
Löffler haben schon oft Rast am Niederrhein gemacht
Deswegen ist auch für Thomas Traill von der Biologischen Station in Wesel die Ansiedlung des Löfflers „zwar bemerkenswert, aber nicht komplett überraschend“ gewesen. „Seit längerer Zeit haben sich diese Vögel am Niederrhein zur Rast aufgehalten“, berichtet er. Im vergangenen Jahr habe die Biologische Station zehn Löffler im Bereich der Bislicher Insel in Xantengezählt. „Dieses Jahr sind es etwas weniger, aber derzeit sieht es ja auch so aus, dass diese Vögel hier sesshaft werden“, so Traill. Ein Indiz dafür sei, dass die Vögel auf der Bislicher Insel bereits brüten. Entscheidend für den Verbleib dieser Tiere sei vor allem ein „störungsarmer Bereich.“ Er schätzt, dass die Kolonie, die sich derzeit am Niederrhein ansiedelt, aus Jungvögeln bestehe, denn: „Ältere Vögel verlassen ihre Habitate meist nicht mehr, wenn sie sich einmal dort niedergelassen haben.“
Besondere Maßnahmen wolle dasRVR-Naturforum derzeit erst einmal nicht treffen, um die Verbreitung des Löfflers am Niederrhein auszuweiten. Natürlich wolle man noch einmal Besucherinnen und Besucher auf das Einhalten der Wegeführung hinweisen, aber sonst möchte das Team um Ilka Weidig „so weiter machen wie bisher und der Natur ihren Lauf lassen“. Dies benötige manchmal einfach nur Zeit und Geduld. „Wenn die Natur Ruhe hat, dann passiert ganz viel von alleine, so wie die Ansiedlung des Löfflers auf der Bislicher Insel.“