Nieuwegein. Eine Schülerin aus der Nähe von Utrecht war auf offener Straße von einem wohl psychisch Kranken erstochen worden. Die Polizei wusste von ihm.
Das Mädchen war auf dem Weg zum Spielen, als es auf offener Straße erstochen wurde: Nach dem gewaltsamen Tod einer Elfjährigen am helllichten Tag in einer Reihenhaussiedlung bei Utrecht ist in den Niederlanden ein Streit um die Verantwortung entbrannt. PVV-Chef Geert Wilders, starker Mann hinter der Regierung, sprach im Parlament davon, dass die Polizei trotz vorheriger Hinweise auf eine psychische Störung des mutmaßlichen Täters „nicht aufgetaucht“ sei. „Sehen Sie sich die Konsequenzen an“, so Wilders in Den Haag.
Diese Behauptung ließ der stellvertretende Polizeichef des Bezirks Midden-Nederland, Michel de Roos, nicht auf sich und seinen Kollegen sitzen. Er nannte Wilders’ Aussage „unbegründet“ und warf der Politik Fehlentscheidungen vor. Das Verbrechen sei „kein Einzelfall. Es ist das Ergebnis eines versagenden Systems. Wenn die Politiker keine grundlegenden Entscheidungen treffen, um die psychiatrische Versorgung zu verbessern, wird sich so etwas wiederholen.“
Auch interessant

Elfjährige erstochen: Sie war ein Zufallsopfer
Das Kind aus der Kleinstadt Nieuwegein war am 1. Februar getötet worden. Ein 29-Jähriger sitzt in Untersuchungshaft. Er war den Behörden zuvor gemeldet worden, weil er sich auffällig verhalten habe. Das Mädchen war offenbar ein Zufallsopfer. Der Mann besitzt die niederländische und die marokkanische Staatsangehörigkeit.
Die Polizei habe sehr wohl auf frühere telefonische Beschwerden reagiert, sagte de Roos im Gespräch mit der Zeitung „de Volkskrant“. Da der Verdächtige vor dem Mord jedoch nicht straffällig geworden sei, hätten die Beamten wenig tun können. „Wir erhalten täglich mehr als 35 Meldungen über Menschen, die ein gestörtes oder unverständliches Verhalten zeigen – 15.000 Fälle pro Jahr. Wenn eine akute Gefahr besteht, reagieren wir sofort. Aber wenn es sich um ein allgemeines Problem handelt, wird es an die psychiatrischen Dienste weitergeleitet.“
Polizei sieht die Regierung in der Verantwortung
De Roos wies darauf hin, dass es zu wenige Fachkräfte gebe, die verhaltensauffällige Personen begutachten könnten, um abzuschätzen, ob von ihnen Gefahr ausgehe. Die Niederlande hatten in den letzten zehn Jahren Psychiatrieplätze zugunsten ambulanter Betreuung gestrichen. Dies habe zu einem Anstieg von Gewalttaten und einer Mehrbelastung der Polizei geführt, so de Roos.
Die Elfjährige soll in Eritrea beigesetzt werden, dem Heimatland ihrer Eltern. Weil die sich die Überführung der Leiche nach Ostafrika nicht leisten konnten, hatten Familien von Mitschülern des Mädchens zu Spenden aufgerufen. Es kamen 55.000 Euro zusammen.