Sittard. Sittard in Süd-Limburg ist reich an Geschichte und Geschichten. Eine Story ist besonders kurios, wir erzählen sie an dieser Stelle.

Limburg ist katholisch, Kirchen prägen das Bild vieler Städte in der südlichen Provinz der Niederlande. In Sittard sind auf wenigen Quadratkilometern mehrere Kirchtürme zu finden. Neben der St.-Petruskerk sowie der Basilika Onze Lieve Vrouw van het Heilig Hart ist die von Dominikanerpaten im 17. Jahrhundert erbaute St.-Michielskerk ein besonderer Ort. Vor dem Eingang erinnert eine kleine Löwenstatue an eine lustige Geschichte an diesem heiligen Ort.

Ein Haufen vor dem Altar

1938 gastierte ein Zirkus in der Stadt, der nicht nur Streicheltiere dabeihatte, sondern auch Löwen. „Einer ist entlaufen, und zwar in eine voll besetzte Messe in der St.-Michielskirche“, erzählt Stadtführer Frans Geurls lachend. „Der Priester und die Kirchenbesucher haben gedacht: ‘Beten hilft jetzt nicht’ – und schnell das Weite gesucht. Der Löwe aber ist nach vorne in Richtung Altar gelaufen, hat dort einen Haufen gemacht und ist dann eingeschlafen. Der Zirkusdirektor hat ihn dann später abgeholt.“

Durch Sittard zu laufen und sich die Geschichte der Stadt anzuhören, ist aber nicht immer eine heitere Angelegenheit. Wie zum Beispiel auch das etwa 30 Kilometer nördlich gelegene Roermond, musste Sittard lange um so etwas wie eine eigene Identität kämpfen.

Noch bis zum 5. Januar herrscht Weihnachtsflair in Sittard.
Noch bis zum 5. Januar herrscht Weihnachtsflair in Sittard. © Visit Zuid-Limburg | Visit Zuid-Limburg

Seit mehr als 2000 Jahren besiedelt, ab circa 1200 dem Großherzogtum Limburg zugehörig und seit 1243 mit Stadtrechten versehen, fiel Sittard immer wieder in die Hände von Besatzern – oder wurde verscherbelt. So geschehen im Jahr 1400, als Sittard an den Herzog von Jülich ging und zunächst in deutschen Händen war, ehe eine lange Zeit der französischen Vorherrschaft begann. Erst war es „Sonnenkönig“ Ludwig XIV., der Krieg gegen die Vereinigten Provinzen führte und die Stadt 1677 fast völlig zerstören ließ, dann marschierten Napoleons Truppen in Limburg ein.

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Erst seit 1839 gehört Sittard durchgehen den Niederlanden an, nach dem es 1815 zum ersten Mal ans Königreich der Vereinigten Niederlande angeschlossen war und von 1830 bis 1839 kurz Teil des Königreichs Belgien wurde. „Wir wollten nie zu Holland gehören, sondern lieber zu Deutschland“, verrät Stadtführer Frans Geurls.

Amsterdam ist von hier aus 200 Kilometer weg, Aachen aber nur einen Katzensprung entfernt und auch Köln nicht weit, ebenso wie das belgische Antwerpen. Viele Sittarder sprechen Deutsch, vom zentralen Marktplatz bis zu Grenze in Richtung Selfkant ist es keine halbe Stunde zu Fuß. „Ich kann zwar auch ganz gut Deutsch, aber wenn ein Rheinländer platt spricht, dann verstehe ich das auch“, bemerkt Frans Geurls.

In Sittard wird das Leben gerne genossen.
In Sittard wird das Leben gerne genossen. © Visit Zuid-Limburg | Visit Zuid-Limburg

Nicht von ungefähr scheinen die Menschen in Sittard eine Vorliebe für deutsches Brauchtum zu haben. Auf einem großen Platz vor dem Ursulinenkloster, dem sogenannten Schießfeld, findet jedes Jahr ein Oktoberfest statt – das größte in den Niederlanden. „Dann ist hier alles voller Menschen“, weiß Frans Geurls zu berichten.

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Ganz in der Nähe des prächtigen Klosters, in dem inzwischen ein luxuriöses Hotel Gäste empfängt, findet man aber auch Oasen der Ruhe. Nur wenige Meter vom trubeligen Marktplatz entfernt stehen zwei der „Geheimen Gärten von Sittard“ Besuchern offen. An jedem ersten Samstag im Monat können diese im Rahmen einer kostenlosen Führung entdeckt werden.

Weinanbau mitten in der Stadt

In Sittard gehört natürlich auch genießen zum guten Leben – und zur Mahlzeit wird gerne ein Gläschen gekostet. Leckeres Bier wird in der Ambrass Brouwerij gezapft, und Wein gibt es direkt vom Hang an der Stadtmauer. Am Fort Sanderbout, einer ehemaligen Festung am Rande des historischen Zentrums, bewirtschaften Freiwillige mit Hingabe um den „Zittesje Wien van de Wal“. Pinot Gris und Pinot Noir lagern in Fässern in den Kellergewölben des früheren Forts. Von Sittard aus können sich Liebhaber auf eine Route des Weins machen. Zehn Kilometer geht es von Sanderhout aus südlich zur Domaine de Winteraecke und zum Wijngoed Wanenberg.

Burgundische Runde

Gut 92.000 Einwohner hat die Stadt Sittard seit der Eingemeindung im Jahr 2005 mit dem Industrieort Geleen sowie den Dörfern Limbricht, Born, Munstergeleen und kleineren Ortschaften. Sittard und Umgebung können gut per Wanderung oder Radtour erkundet werden. Schön ist es, mit dem Rad an der nahe gelegenen Maas entlang zu fahren.

Es lohnt sich, auch die Umgebung zu erkunden.
Es lohnt sich, auch die Umgebung zu erkunden. © Visit Zuid-Limburg | Visit Zuid-Limburg

Limburg ist eine Genussregion, die Nähe zu Belgien spielt eine Rolle. Bewegung und Genießen kombiniert die „Burgundische Runde“, auf der es Häppchen in ausgewählten Gastrobetrieben gibt (für 19,50 Euro im Büro von Visit Zuid-Limburg).

Hinweis: Unsere Reise nach Sitttard wurde von Visit Zuid-Limburg unterstützt.

Weitere Infos hier.