Amsterdam. Fatbikes sind äußerst beliebt. Häufig werden sie von Kids gefahren – und viel zu schnell. Viele Niederländer sind einfach nur genervt.

Mit 45 Sachen durch die Gegend heizen: Das macht Spaß, ist aber auch gefährlich für andere Verkehrsteilnehmer. Fatbikes sind in niederländischen Städten zu einem Problem geworden. Die Räder, die wie eine Mischung aus BMX- und Mountainbike aussehen und Elektroantriebe haben, boomen seit einiger Zeit in unserem Nachbarland. Die meist jungen Nutzer düsen darauf mit ordentlich Speed – gerne auch zu zweit, mit dem Kumpel oder der Freundin hinten drauf. Doch vor allem für Fußgänger stellen sie eine Bedrohung dar. „Das ist ein Sicherheitsrisiko“, sagt ein Amsterdamer Polizist in einem Beitrag, den die ARD für das „Europamagazin“ in der niederländischen Hauptstadt gedreht hat.

45 Stundenkilometer und mehr

In Amsterdam werden Fatbikes inzwischen fast täglich kontrolliert. Die Polizei dort hat sich extra für diese Einsätze eine Rollerbank angeschafft. Maximal 25 Stundenkilometer darf diese anzeigen, ansonsten wird das Teil aus dem Verkehr gezogen. „Ich finde es gut, dass kontrolliert wird, denn die Raser versauen es für alle anderen“, sagt eine Amsterdamerin in dem ARD-Beitrag. Sie hat selber ein Fatbike, fährt aber vernünftig und den Gegebenheiten angemessen.

Das Portal Safety.nl berichtete, dass zuletzt 82 Menschen nach einem Unfall mit einem Fatbike in der Notaufnahme landeten. Fast die Hälfte waren der Opfer waren zwischen zwölf und 15 Jahre alt.

Bequem sind sie ja und sehen auch cool aus, aber Fatbikes werden in den Niederlanden häufig missbräuchlich genutzt.
Bequem sind sie ja und sehen auch cool aus, aber Fatbikes werden in den Niederlanden häufig missbräuchlich genutzt. © FUNKE Foto Services | Jakob Studnar

Weil jedes Opfer eines zu viel ist, greift die Polizei nun verstärkt ein. So auch in der Grenzstadt Venlo. Bei einer Zweiradkontrolle wurden Mopeds und Motorroller angehalten und auf Geschwindigkeit und Sicherheit überprüft – und besonderes Augenmerk auf Fatbikes gelegt. „Es ist schwer zu sagen, ob die Fatbikes, die in Venlo herumfahren, dem Gesetz entsprechen oder nicht“, sagt Polizeihauptkommissar Wouter Stakenborg in einem Interview mit dem lokalen Hörfunk- und Fernsehsender Omroep Venlo. „Deshalb führen wir eine Inspektion durch. Wir wollen ermitteln, wie viele Fatbikes nicht den Regeln entsprechen.“

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Um legal mit einem Fatbike fahren zu können, muss die Geschwindigkeit auf maximal 25 Stundenkilometer begrenzt werden. Ab dieser Geschwindigkeit stoppt die Tretunterstützung und man tritt gegen eine Art Limit. Der Motor darf zudem nicht mehr Leistung als 250 Watt haben. Die meisten geprüften Fatbikes erfüllen diese Regeln, einige jedoch nicht. „Vor meinem Haus fahren ständig Kinder mit Fatbikes vorbei, zwölf oder 13 Jahre alt, die kommen mit ihren Füßen kaum an die Pedalen“, schildert ein Amsterdamer, der etwas außerhalb wohnt, im „Europamagazin“ die Situation. „Sie sitzen oft zu zweit oder dritt auf den Rädern und fahren höllisch schnell.“

Fatbikes sind leicht zu frisieren

Die Geschwindigkeit der Bikes kann leicht manipuliert werden, dafür braucht man kein technisches Fachwissen, sondern reguliert, wenn man will, die Stundenkilometer einfach am Menü nach oben. Die Polizei stellt aber nicht nur fest, dass sie zu schnell sind, sondern dass auch die Bremsen oft nicht ausreichend funktionieren. „Durch unsere Kontrollen wollen wir nicht nur Verstöße ahnden, sondern auch ein Signal an den Bürger senden, dass wir das Problem angehen und daran arbeiten“, sagt Stakenborg.

Noch gibt es keine Gesetzesvorlage, aber die Ordnungshüter machen Druck. „Man könnte Nummernschilder verordnen, eine allgemeine Helmpflicht und eine Altersbegrenzung, außerdem eine Führerscheinpflicht“, rät ein Polizist.

Bis es wo weit ist, wird es in den Städten leider wohl noch etliche Unfälle mit Fatbikes geben.

Das sind Fatbikes:

Als Fatbikes gelten Fahrräder, die überdurchschnittlich dicke Reifen haben. Die Bereifung ist mindestens vier Zoll breit und verfügen über spezielle Gabeln und Rahmen. So sind sie für fast jeden Untergrund geeignet und besonders geländetauglich.

Die Politik in den Niederlanden befürwortet ein Mindestalter von 14 Jahren für das Fahren sogenannter Fatbikes und auch eine Helmpflicht.