Rotterdam/Hamburg. Großteil des Kokains wird über Rotterdam, Antwerpen oder Hamburg nach Europa geschmuggelt. Bürgermeisterin fordert bessere Zusammenarbeit.

Rotterdam bleibt ein Drehkreuz für den internationalen Drogenhandel: In den Niederlanden wurden 2023 Behördenangaben zufolge fast 60 Tonnen Kokain beschlagnahmt – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Immer bedeutendere Drogenfunde auch in anderen europäischen Häfen deuten laut einem niederländischen Polizeibericht ebenfalls darauf hin, dass der Kokain-Import zunimmt. Vertreter der drei Hafenstädte Rotterdam, Antwerpen und Hamburg haben nun über den gemeinsamen Kampf gegen Drogenschmuggel und organisierte Kriminalität beraten.

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„Wir müssen zusammenarbeiten, nicht nur als Städte, sondern mit der Polizei, mit Europol, mit dem Zoll und auch mit den Unternehmen“, sagte die Bürgermeisterin von Rotterdam, die 47-jährige Carola Schouten, bei dem Treffen in Hamburg am Dienstag. Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erklärte, die Polizei und Hafensicherheitsbehörden, der Zoll und die Staatsanwaltschaften der drei Städte berieten gemeinsam, wie sie durch eine effektive Kooperation den Drogenkartellen zeitgemäß entgegentreten könnten. Die Teilnehmer des „Three Ports Summit“ erörterten Drogenfunde und das Vorgehen der Kartelle und sprächen über Best-Practice-Konzepte, sagte Innensenator Andy Grote (SPD).

Kokain gelangt in Obstkisten nach Rotterdam

Im vergangenen Jahr waren nach Angaben von Europol mehr als 300 Tonnen Kokain in den Häfen der EU beschlagnahmt worden. Allein in Antwerpen stellten die Ermittler die Rekordmenge von 121 Tonnen Kokain sicher. Der Hamburger Hafen ist der Brennpunkt des Kokainschmuggels in Deutschland. Nach Angaben des Zolls wurden im vergangenen Jahr dort 35 Tonnen sichergestellt. Das Kokain wird in der Regel in Seecontainern geschmuggelt, beispielsweise versteckt in Obstkisten. 

Rotterdams Bürgermeisterin Carola Schouten während des „Three Ports Summit“ in Hamburg. Im Hintergrund: Hamburgs Innensenator Andy Grote.
Rotterdams Bürgermeisterin Carola Schouten während des „Three Ports Summit“ in Hamburg. Im Hintergrund: Hamburgs Innensenator Andy Grote. © dpa | Niklas Graeber

Rotterdam und die Niederlande gelten seit Jahren als Drehscheibe für den Handel mit Marihuana, Crack und eben Kokain. Laut der EU-Beobachtungsstelle für Drogen (EMCDDA) gehört das Land neben Spanien und Belgien zu den wichtigsten Importstaaten, in denen Kokain für den europäischen Markt ankommt. Die Marge bei Kokain ist laut Experten besonders hoch. Rund 2000 Euro kostet ein Kilogramm demnach in Lateinamerika – der Weiterverkaufswert in Europa liegt bei 30.000 Euro und mehr.

Rekordzahl von Drogenlaboren entdeckt

In den Niederlanden sind 2023 so viele Drogenlabore ausgehoben worden wie noch nie. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Zahl der aufgedeckten illegalen Produktionsstätten für Heroin, Kokain und synthetische Drogen um 44 Prozent auf 151 gestiegen, teilte die Polizei unlängst mit.

Im vergangenen Februar waren die Bürgermeister von Hamburg, Rotterdam und Antwerpen gemeinsam nach Kolumbien und Ecuador gereist. Dabei hatten sie eine stärkere Zusammenarbeit im Kampf gegen die Drogenkriminalität vereinbart.