Den Haag. Das Nordseeland feiert den Viertelfinalsieg. Doch die Polizei muss mit Schlagstöcken gegen einige enttäuschte türkische Fans vorgehen.

In den Redaktionsstuben sind sie sich einig: Jetzt können die jungen Männer in Orange alles erreichen. „Es war keineswegs einfach gegen die Türkei, aber in dieser niederländischen Mannschaft steckt viel Charakter“, jubelt die Zeitung „De Telegraaf“ am Sonntag. Und die Kollegen von „De Volkskrant“ registrieren: „Nach dem Sieg bebt das Stadion vor niederländischer Freude über den Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaft.“ In Holland herrscht Fußball-Euphorie.

Ginge es nach den Gastronomen, könnte diese „Europees kampioenschap“ ewig dauern. Schon Stunden vor dem Viertelfinale kamen Fans in Bars zusammen, problemlos erkennbar an ihren Trikots, und bestellten die Getränkekarten rauf und runter.

Niederlande-Fans in EM-Stimmung

„Wir interessieren uns eigentlich nicht für Fußball, aber das Spiel gegen die Türken wollen wir sehen“, prosteten die Ferienhausbesitzer Paul und Miriam aus Alkmaar in der Texeler Inselkneipe „Onder de Pomp“, eingezwängt an einem Stehtisch zwischen niederländischen und deutschen Urlaubern.

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Der Schlusspfiff war zugleich Anstoß für eine ausgelassene Partynacht. In vielen Orten des Landes beteiligten sich freudige Autofahrer an Hupkonzerten.

Türkei-Fans randalieren in Holland

Die Feiern wurden von Ausschreitungen enttäuschter türkischer Fans in mehreren Städten getrübt. Die Polizei drängte Randalierer mithilfe von Schlagstöcken zurück und nahm einige in Gewahrsam, wie in sozialen Netzwerken verbreitete Videos zeigen.

„Die Beamten wurden mit Feuerwerkskörpern und anderen Dingen beworfen“, teilte ein Polizeisprecher in Den Haag mit, einer Stadt mit großer türkischer Gemeinschaft.

Kurden fühlen sich von „Wolfsgruß“ provoziert

In ‘s-Hertogenbosch, wo sich Hunderte Menschen in der Nähe des Hauptbahnhofs versammelt hatten, kam es in der Nacht auf Sonntag zu Schlägereien zwischen zwei Gruppen.

Die Situation sei eskaliert, als Fans der Türkei den umstrittenen „Wolfsgruß“ gezeigt hätten, berichtete der Rundfunksender Omroep Brabant unter Berufung auf Augenzeugen. Von dieser Geste wiederum hätten sich Kurden provoziert gefühlt.