Katwijk. Der Vuurbaak ist eines der wenigen historischen Denkmäler in Katwijk, dem beliebten Ferienort an der Nordsee. Dies ist seine Geschichte.

Im Jahr 1958 kommt eine Familie aus Delft nach Katwijk, um eine etwas andere Form des Urlaubs zu machen. In dem Nordseeort rollt der Tourismus gerade an, doch in dem alten Leuchtturm wollte vorher noch niemand freiwillig übernachten. Frau van Asten aber schon, sie blieb auch etwas länger. „Sie war einige Wochen hier und hat mit ihren Kindern im Vuurbaak geschlafen“, berichtet Arie Kraayenoord.

Der 83-jährige Niederländer führt während der Sommermonate als Freiwilliger durch das längst zum Reichsmonument erklärte Bauwerk. Vuurbaak ist der niederländische Name für den 1605 errichteten Turm. Nach dem Brandaris auf der Insel Terschelling (erbaut 1594) gilt er als zweitältester in den Niederlanden.

So schön ist es in Katwijk an der Nordsee. 
So schön ist es in Katwijk an der Nordsee. 

Weitblick bis Den Haag

Eng ist es innen, viele schmale Stufen führen vorbei an der Minikammer, in der Frau van Asten sich vor 65 Jahren niederließ, bis man oben auf einer Plattform ankommt. Der Blick auf die Nordsee und auf Katwijk aan Zee ist fantastisch, bei klarer Sicht sind im Süden Den Haag und auf der anderen Seite hinter Noordwijk die Hochöfen der Stahlfabrik in Ijmuiden zu sehen.

Nach der Andreaskirche, die aus dem Jahre 1465 stammt, ist der Vuurbaak das zweitälteste Bauwerk in Katwijk. Wer heute hier Urlaub macht, wird ansonsten kaum historische Gebäude finden. Die Nazis hatten Katwijk besetzt, denn es gehörte zur westlichsten Verteidigungslinie der Wehrmacht, dem Atlantikwall. „Als die Deutschen kamen, haben sie fast alles zerstört“, erinnert sich Arie Kraayenoord und fügt an: „Für uns Kinder war das toll, wir konnten überall Fußball spielen.“ Nur die Andreaskerk und der Leuchtturm durften stehen bleiben, weil die Deutschen bei einem Angriff der Alliierten eine freie Schusslinie haben wollten. Was die Nazitruppen nicht platt machten, erledigten dann die englischen Fliegerstaffeln mit ihren Bomben.

Arie Kraayenoord weiß viel über den Leuchtturm in Katwijk und seine Geschichten zu erzählen.
Arie Kraayenoord weiß viel über den Leuchtturm in Katwijk und seine Geschichten zu erzählen. © Heiko Buschmann / NRZ | Heiko Buschmann / NRZ

Lange bevor die etwas seltsame Besucherin aus Delft dort ihren Urlaub verbrachte, diente der Vuurbaak als Orientierungspunkt für Fischer. In der Zeit vor dem Bau des Leuchtturms wurde oberhalb des Strandes in einem Boot ein Feuer angezündet, damit die Seeleute den Weg zurück nach Katwijk fanden. „Die Fischer sind bis vor die Ostküste Englands rausgefahren, um Hering zu fangen“, berichtet Kraayenoord. Erst nach etwa 200 Kilometern ist auf der anderen Seite wieder Land in Sicht.

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Seit der ersten Besiedelung von Katwijk ernährt der Fischfang die Küstenbewohner an der Nordsee. Die berufsmäßige Fischerei begann aber erst gegen Ende des Mittelalters, ab dem 14. Jahrhundert. Mit Plattbodenschiffen, wie sie zum Beispiel in den Häfen der niederländischen Hansestädte Kampen und Elburg zu sehen sind, ging es raus aufs Meer. Besonders an Katwijk war seinerzeit, dass es zwar irgendwann über die größte Fischereiflotte der Niederlande verfügte, aber keinen eigenen Hafen hatte. Die Fischer brachten ihre Fänge nach Scheveningen oder Ijmuiden. Pläne, einen eigenen Hafen anzulegen, wurden von der Gemeinde entweder nie richtig verfolgt oder schnell begraben.

So ähnlich muss Frau van Asten 1958 ihre Ferien im Leuchtturm von Katwijk verbracht haben.
So ähnlich muss Frau van Asten 1958 ihre Ferien im Leuchtturm von Katwijk verbracht haben. © Heiko Buschmann / NRZ | Heiko Buschmann / NRZ

Neue Bestimmung

Gut 100 Jahre ist es her, dass die Fischerei an Bedeutung verlor und Katwijk zunächst verarmte. Während die Leuchttürme in Scheveningen und Noordwijk nach wie vor in Betrieb sind, inzwischen natürlich mit modernen Lampen statt mit Holzfeuern, wurde der Vuurbaak nicht mehr gebraucht. Die Lage an der Nordsee und der einsetzende Tourismus verhalfen dem Ort jedoch schnell wieder zum Aufschwung. Familien mit Kindern kommen in den Sommermonaten zum Vuurbaakplein, wo das alte Plattbodenschiff liegt: Die KW 88 Zorg en Hoop. Dort können Besucher einiges über die Geschichte Katwijks lernen. Arie Kraayenoord erzählt mit Begeisterung und lädt in den von den Freiwilligen des Katwijker Museums liebevoll mit Devotionalien aus der Vergangenheit bestückten Leuchtturm ein.

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