Heerenveen. Bei Bauern-Protesten in den Niederlanden haben Polizeibeamte wohl auf einen 16-jährigen Demonstranten geschossen. Das sind die Hintergründe.
Die schwerwiegenden Bauern-Protestein den Niederlanden nehmen vorerst kein Ende. Bei einer Demonstration in Heerenveen hat die niederländische Polizei nach eigenen Angaben Warnschüsse abgegeben und auch gezielt geschossen. Die Polizei sprach am Mittwoch im Radio von einer äußerst bedrohlichen Situation für die Beamten. Niemand sei verletzt worden. Drei Personen waren zwischenzeitlich festgenommen worden, sind mittlerweile aber wieder in Freiheit.
Der Vorfall ereignete sich am späten Dienstagabend auf einer Autobahnauffahrt im Norden des Landes. Dort hatten Bauern die Straße mit Treckern blockiert. Als sie auf die Polizisten und deren Autos zusteuerten, hätten die Beamten zur Schusswaffe gegriffen und mindestens einen Traktor getroffen, teilte die niederländische Polizei mit.
Bauern-Proteste Niederlande: 16-Jähriger bei Demo in Heerenveen beschossen
Die Landwirte hingegen bestreiten die Darstellung der Polizei. Es habe keine Bedrohung gegeben. Ein Video, das im Internet kursiert, zeigt wie der erst 16 Jahre alte Jouke Hospes in seinem Traktor beschossen wird. Gegenüber der Bauernorganisation Agractie sagt er: „Wirklich unverständlich, ich kann immer noch nicht herausfinden, warum die Polizei geschossen hat. Auf den Bildern ist auch sehr deutlich, dass ich nichts falsch mache“, sagt der Bauernsohn aus dem friesischen Dorf Akkrum, der den Protest nach eigener Aussage gerade verlassen wollte. „Ich habe Glück, überlebt zu haben.“
Erst habe er gar nicht realisiert, dass er beschossen wurde. Erst als er anhielt, sah er ein Einschussloch in der Kabine seines Gefährts. Wenig später wurde er festgenommen. Die Polizei berichtete auf Twitter, dass der 16-Jährige versucht hätte, in die Beamten der Polizeiblockade zu fahren. Der Verdacht des versuchten Totschlags wurde, wie bei zwei weiteren verhafteten Demonstranten, schnell fallen gelassen. Alle befinden sich nun wieder auf freiem Fuß. Die weiteren Untersuchungen werden zeigen, ob die drei Personen aus einem anderen Grund strafrechtlich belangt werden können.
Bauern-Proteste: Landwirte aus den Niederlanden demonstrieren gegen Umweltauflagen
Seit mehr als zwei Wochen protestieren Bauern gegen geplante Umweltauflagen. Der Stickstoff-Ausstoß soll so drastisch reduziert werden, dass nach Einschätzung der Regierung etwa 30 Prozent der Viehbauern ihren Betrieb aufgeben müssen.
Landwirte blockieren bereits seit Tagen Großlagern von Supermärkten und Straßen mit Treckern. Auch am Mittwoch wurden die Proteste fortgesetzt unter anderem bei einem Großlager und beim regionalen Flughafen von Groningen. Dass die Bauern-Proteste in den Niederlanden nicht immer frei von Gewalt sind, sorgt bei Landwirten aus NRW für Unverständnis. (mit dpa)