Essen. Käufern von E-Autos bleibt nur wenig Zeit, um noch die Förderprämie zu erhalten. Nun sind aber viele Zulassungsstellen geschlossen. Die Folgen.

Der Ärger über die abrupt gestoppte Förderung von E-Autos nimmt kein Ende. Weil die meisten Stadtverwaltungen nun in die Weihnachtspause gehen, können viele Fahrzeuge nicht mehr vor dem Jahreswechsel zugelassen werden. Damit verlieren Käufer in letzter Minute doch noch das Geld, mit dem Hersteller und Autohäuser ihnen eigentlich aus der misslichen Lage helfen wollten. „Es ist ein Trauerspiel“, sagte Marcus Büttner, Hauptgeschäftsführer des Verbandes des Kfz-Gewerbes in NRW, dieser Redaktion.

Förderung der E-Autos gestoppt: Kunden laden Ärger bei Händlern ab

Bis zu 4500 Euro gab es in diesem Jahr vom Staat dazu, wenn sich jemand ein E-Auto zulegen wollte. Quasi über Nacht stellte die Bundesregierung zum 18. Dezember die Förderung ein. Betroffen waren Käufer, die ein Fahrzeug bereits bestellt, aber noch nicht erhalten und zugelassen haben. Denn den Antrag auf Förderung konnte erst nach der Zulassung gestellt werden. In vielen Autohäusern laden seitdem enttäuschte Kunden ihren Frust und Ärger ab. Die Details des E-Auto-Dramas haben wir hier aufgeschrieben:

Die meisten Autohersteller hatten in den letzten Tagen Hilfe versprochen und angekündigt, den staatlichen Teil der Förderung zu übernehmen. Manche Konzerne garantieren in Verbindung mit den Händlern sogar noch für dieses Jahr die Zahlung der kompletten Prämie. Mit dem Herstelleranteil kann ein Käufer auf diese Weise doch noch maximal 6750 Euro bekommen – allerdings nur, wenn er sein bestelltes Fahrzeug bis zum 31.12.2023 zulässt. Das aber ist in vielen Städten nicht möglich: Zwischen Weihnachten und Jahr sind in den meisten Städten die Zulassungsstellen geschlossen.

Digitale Zulassungen: Dienstleistungen nach Cyberangriff in Südwestfalen gestört

„Ich kann Ihnen nicht pauschal beantworten, ob es allen Haltern möglich sein wird, ihr Auto anzumelden“, sagte Büttner. Der Kfz-Verband NRW vertritt rund 8800 Autohäuser und Betriebe im Land. Möglich ist in manchen Kommunen die digitale Zulassung. Doch auch hier gibt es in NRW eine Besonderheit, merkt Büttner an: „Nach dem Cyberangriff in Südwestfalen sind in vielen Kommunen digitale Dienstleistungen noch immer nicht möglich.“ Ende Oktober hatte ein Cyberangriff über 70 Rathäuser und Verwaltungen in NRW lahmgelegt

Käufer von E-Autos, die ihr Fahrzeug erst zu Jahresanfang anmelden können, gehen zwar nicht leer aus, verlieren nun aber einen Teil der Förderung: Manche Hersteller übernehmen den staatlichen Anteil auch im neuen Jahr, die meisten bis Ende Februar. Doch der Bundesanteil und die Herstellerprämie waren für 2024 abgesenkt worden. Zusammen sind es nun nur noch maximal 4500 Euro, die Händler aus Kulanz erstatten.

Aus für die Förderung der Elektromobilität in Deutschland: Betroffen sind Käufer, die ihr Fahrzeug verbindlich bestellt, aber noch nicht zugelassen haben. Ein neuer elektrischer ID.3 in der Endabnahme.
Aus für die Förderung der Elektromobilität in Deutschland: Betroffen sind Käufer, die ihr Fahrzeug verbindlich bestellt, aber noch nicht zugelassen haben. Ein neuer elektrischer ID.3 in der Endabnahme. © dpa | Hendrik Schmidt

Garantien der Hersteller: Durcheinander bei Prämien und Zeiträumen

Zum Chaos bei den Zulassungen gesellt sich auch das Durcheinander bei den Prämien-Zusagen der Hersteller. Je nach Marke erhalten Käufer unterschiedliche Garantien. Manche Konzerne bezahlen die volle Prämie, manche nur den Bundesanteil. Auch bei den Zeiträumen sind manche Hersteller kulanter als andere.

Diese Hersteller zahlen Käufern die gestrichene Förderprämie

  • Volkswagen: Der Konzern übernimmt für alle bis 15. Dezember bestellten förderfähigen E-Autos der ID-Baureihe, die bis Ende März zugelassen werden, die volle Prämie. Für Fahrzeuge, die noch in diesem Jahr zugelassen werden, gibt es die bislang zugesicherte Prämie von bis zu 6750 Euro, bei Zulassungen bis 31. März den ursprünglich ab 2024 geplanten abgesenkten Satz von bis zu 4500 Euro.
  • Skoda: Die VW-Tochter trägt den Bundesanteil von bis zu 4500 Euro in 2023. Das gilt für bereits bestellte E-Autos, die ein bestätigtes Lieferdatum bis 10. Januar 2024 haben und bis 31. Dezember 2023 zugelassen werden. Für alle bis 15. Dezember 2023 bestellten E-Autos mit bestätigtem Liefertermin ab 11. Januar 2024 wird die geplante, reduzierte Förderung zur Hälfte von Skoda und zur Hälfte von teilnehmenden Händlern übernommen.
  • Renault zahlt für alle bis 31.12.2023 zugelassenen E-Autos den vollen Umweltbonus. Für alle zwischen dem 01.01. und 31.03.2024 zugelassenen E-Autos wird der ursprünglich geplante reduzierte Umweltbonus gezahlt.
  • Dacia: Die Renault-Tochter übernimmt für alle bis 31.12.2023 zugelassenen E-Autos den vollen Umweltbonus. Für Autos, die zwischen dem 01.01. und 31.03.2024 zugelassen werden, zahlt Dacia den ursprünglich geplanten reduzierten Umweltbonus.
  • Mercedes: Der Hersteller gewährt bis Jahresende 2023 neben dem Herstelleranteil auch den wegfallenden staatlichen Anteil, falls Kunden sonst leer ausgehen. Für Fahrzeuge, die ab 2024 zugelassen oder bestellt werden, will Mercedes zumindest den Herstelleranteil in ursprünglich vorgesehener Förderhöhe übernehmen. Bei Fahrzeuge bis 45.000 Euro Listenpreis wären das 1500 Euro. Ähnliche Regelungen teilten auch Smart und Nissan mit.
  • Smart: Bei Zulassung bis 31.12.2023 wird die volle Förderung übernommen. Bei Autos, die bis zum 31.12.2023 bestellt und ab 2024 zugelassen werden, wird die reduzierte Förderung (staatlicher Anteil und Herstelleranteil) gezahlt.
  • Stellantis (Abarth, Citroen,DS Automobiles, Peugeot, Opel, Fiat, Jeep): Bis zum Jahresende garantiert der Konzern die volle Prämie von 6750 Euro für Fahrzeuge, die bis zum 16. Dezember bestellt wurden. Für bereits bestellte E-Autos, die bis zum 29. Februar zugelassen werden, will Stellantis die abgesenkte Prämie von bis zu 4500 Euro übernehmen.
  • Hyundai: Der südkoreanische Konzern übernimmt den gestrichenen staatlichen Anteil. Mit Kauf- oder Leasingvertrag eines Kona Elektro, Ioniq 5 oder Ioniq 6 bis einschließlich 16.12.2023 und Erstzulassung auf den Endkunden bis 31.12.2023 erhalten die Käufer die bisherige staatliche Prämie von 4500 Euro brutto von Hyundai. Für Batterie-elektrische Fahrzeuge mit Kaufvertrag bis einschließlich 16.12.2023 und Erstzulassung im ersten Quartal 2024 (ab 01.01.2024 bis 31.03.2024) sichert Hyundai die Übernahme von 3000 Euro brutto als Umweltbonus zu.
  • Kia: Der südkoreanische Autohersteller gewährt die volle Prämie für Neuwagen, die bis 31. Dezember 2023 verbindlich bestellt wurden und bis zum 31.3.2024 zugelassen werden.
  • Toyota: Der japanische Konzern übernimmt bei Käufen von E-Autos seiner Marken Toyota und Lexus bis zu 6750 Euro. Auch bei einer Zulassung nach dem 1. Januar 2024 werde eine Prämie gewährt, hieß es.
  • Tesla: Der US-Autohersteller will den Herstelleranteil von 2250 Euro weiter zahlen. Bei allen Bestellungen des Model 3 und Model Y ab dem 18. Dezember mit Lieferung (nicht Zulassung) bis 31. Dezember 2023 übernimmt Tesla auch den staatlichen Anteil. Bei Bestellungen mit Auslieferung ab dem 1. Januar erstattet Tesla die staatliche Prämie nicht.
  • Volvo garantiert bei Bestellungen bis 31.12.2023 den vollen Herstelleranteil.