Essen. Nach dem Aus der Förderung für E-Autos haben Verbraucher Hoffnung: Erste Konzerne erklären sich bereit, die Prämie zu übernehmen. Die Details.

Über Nacht hat die Bundesregierung die Förderung der Elektromobilität in Deutschland eingestellt. Mit Ablauf des 17. Dezember 2023 konnten keine neuen Anträge mehr für den Umweltbonus beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gestellt werden. Wer ein Auto bestellt, aber noch nicht zugelassen hat, muss die einkalkulierte Umweltprämie von mehreren Tausend Euro abschreiben. Nun aber gibt es Hoffnung: Erste Autokonzerne haben sich bereit erklärt, den Anteil des Bundes zu übernehmen.

Bei diesen Autoherstellern können Käufer noch mit einer Umweltprämie rechnen:

  • Volkswagen: Der Konzern übernimmt für alle bis 15. Dezember bestellten förderfähigen E-Autos der ID-Baureihe, die bis Ende März zugelassen werden, die volle Prämie. Für Fahrzeuge, die noch in diesem Jahr zugelassen werden, gibt es die bislang zugesicherte Prämie von bis zu 6750 Euro, bei Zulassungen bis 31. März den ursprünglich ab 2024 geplanten abgesenkten Satz von bis zu 4500 Euro.
  • Skoda: Die VW-Tochter trägt den Bundesanteil von bis zu 4500 Euro in 2023. Das gilt für bereits bestellte E-Autos, die ein bestätigtes Lieferdatum bis 10. Januar 2024 haben und bis 31. Dezember 2023 zugelassen werden. Für alle bis 15. Dezember 2023 bestellten E-Autos mit bestätigtem Liefertermin ab 11. Januar 2024 wird die geplante, reduzierte Förderung zur Hälfte von Skoda und zur Hälfte von teilnehmenden Händlern übernommen.
  • Renault zahlt für alle bis 31.12.2023 zugelassenen E-Autos den vollen Umweltbonus. Für alle zwischen dem 01.01. und 31.03.2024 zugelassenen E-Autos wird der ursprünglich geplante reduzierte Umweltbonus gezahlt.
  • Dacia: Die Renault-Tochter übernimmt für alle bis 31.12.2023 zugelassenen E-Autos den vollen Umweltbonus. Für Autos, die zwischen dem 01.01. und 31.03.2024 zugelassen werden, zahlt Dacia den ursprünglich geplanten reduzierten Umweltbonus.
  • Mercedes: Der Hersteller gewährt bis Jahresende 2023 neben dem Herstelleranteil auch den wegfallenden staatlichen Anteil, falls Kunden sonst leer ausgehen. Für Fahrzeuge, die ab 2024 zugelassen oder bestellt werden, will Mercedes zumindest den Herstelleranteil in ursprünglich vorgesehener Förderhöhe übernehmen. Bei Fahrzeuge bis 45.000 Euro Listenpreis wären das 1500 Euro. Ähnliche Regelungen teilten auch Smart und Nissan mit.
  • Smart: Bei Zulassung bis 31.12.2023 wird die volle Förderung übernommen. Bei Autos, die bis zum 31.12.2023 bestellt und ab 2024 zugelassen werden, wird die reduzierte Förderung (staatlicher Anteil und Herstelleranteil) gezahlt.
  • Stellantis (Abarth, Citroen,DS Automobiles, Peugeot, Opel, Fiat, Jeep): Bis zum Jahresende garantiert der Konzern die volle Prämie von 6750 Euro für Fahrzeuge, die bis zum 16. Dezember bestellt wurden. Für bereits bestellte E-Autos, die bis zum 29. Februar zugelassen werden, will Stellantis die abgesenkte Prämie von bis zu 4500 Euro übernehmen
  • Hyundai: Der südkoreanische Konzern übernimmt den gestrichenen staatlichen Anteil. Mit Kauf- oder Leasingvertrag eines Kona Elektro, Ioniq 5 oder Ioniq 6 bis einschließlich 16.12.2023 und Erstzulassung auf den Endkunden bis 31.12.2023 erhalten die Käufer die bisherige staatliche Prämie von 4500 Euro brutto von Hyundai. Für Batterie-elektrische Fahrzeuge mit Kaufvertrag bis einschließlich 16.12.2023 und Erstzulassung im ersten Quartal 2024 (ab 01.01.2024 bis 31.03.2024) sichert Hyundai die Übernahme von 3000 Euro brutto als Umweltbonus zu.
  • Kia: Der südkoreanische Autohersteller gewährt die volle Prämie für Neuwagen, die bis 31. Dezember 2023 verbindlich bestellt wurden und bis zum 31.3.2024 zugelassen werden.
  • Toyota: Der japanische Konzern übernimmt bei Käufen von E-Autos seiner Marken Toyota und Lexus bis zu 6750 Euro. Auch bei einer Zulassung nach dem 1. Januar 2024 werde eine Prämie gewährt, hieß es.
  • Tesla: Der US-Autohersteller will den Herstelleranteil von 2250 Euro weiter zahlen. Bei allen Bestellungen des Model 3 und Model Y ab dem 18. Dezember mit Lieferung (nicht Zulassung) bis 31. Dezember 2023 übernimmt Tesla auch den staatlichen Anteil. Bei Bestellungen mit Auslieferung ab dem 1. Januar erstattet Tesla die staatliche Prämie nicht.
  • Volvo garantiert bei Bestellungen bis 31.12.2023 den vollen Herstelleranteil.

Kfz-Gewerbe: Vertrauensbruch für Kunden, die bestellt haben

Das plötzliche Streichen der Kaufprämie hatte bei Verbrauchern und dem Kfz-Gewerbe massive Kritik und Empörung ausgelöst. „Das ist ein unfassbar großer Vertrauensbruch für mehrere Zehntausend Kundinnen und Kunden, die ihre E-Fahrzeuge bestellt haben unter der Voraussetzung, dass die Fördersumme fließt“, sagte der Präsident des Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK, Arne Joswig. Vom plötzlichen Stopp des Umweltbonus sind rund 60.000 E-Fahrzeuge betroffen, wie aus einer Blitzumfrage des ZDK hervorgeht. Die Hälfte der Fahrzeuge wäre noch in diesem Jahr ausgeliefert worden. Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie, Hildegard Müller, sieht das Ziel des Koalitionsvertrages, bis 2030 rund 15 Millionen Elektroautos in den Markt zu bringen, als gefährdet.

Die Parteien der Regierungskoalition hatten sich auf Maßnahmen geeinigt, um das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts umzusetzen. Geplant war bisher, dass die Kaufprämien für E-Autos 2025 auslaufen – beziehungsweise vorher, wenn die Mittel aufgebraucht sind. Die Förderung „läuft ja eh aus, aber wir werden das früher tun“, hatte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gesagt. Nun machte die Bundesregierung kurzen Prozess.

Klimaziele im Verkehrssektor rücken in weite Ferne

Dabei schien es noch vor kurzem, als stelle Europa die Weichen endgültig Richtung E-Autos. Mit einer Mehrheit von 340 zu 279 Stimmen beschloss das EU-Parlament am 14. Februar dieses Jahres das faktische Ende des Verbrennungsmotors.

Das Gesetz sieht vor, dass ab 2035 in der EU keine neuen, mit fossilem Diesel oder Benzin betankten Pkw mehr neu zugelassen werden dürfen. Eine Ausnahme vom Verbrenner-Verbot soll es für E-Fuels geben, also synthetische Kraftstoffe. Doch von Aufbruchstimmung keine Spur: Das abrupte Ende der Förderung für E-Autros rückt die Ziele der Bundesregierung in weite Ferne.

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Deutschlands Klimaschutzziele wackeln, inmitten der Haushaltskrise werden in diesen Tagen an vielen Ecken und Enden Förderprogramme gestrichen. Der große Plan, dass schon in sieben Jahren 15 Millionen E-Autos auf deutschen Autos fahren, scheint utopisch: Das Ende der Förderung dürfte die Zulassungszahlen nun weiter bremsen.

Zum 1. Dezember 2023 waren laut der Bundesregierung 1,43 Millionen reine Elektrofahrzeuge zugelassen, darunter knapp 345.000 in NRW. Ein „Weiter so“ dürfe es nicht geben, hieß es vor wenigen Wochen beim E-Auto-Gipfel der Bundesregierung. Die hohen Anschaffungskosten eines E-Autos schrecken nach wie vor Käufer ab. Laut dem Center of Automotive Management (CAM) ist der Durchschnittspreis für ein neu zugelassenes E-Auto im Vergleich zum Vorjahr um gut 4000 Euro auf 52.700 Euro gestiegen.

Beide Seiten, Politik und Automobilindustrie, halten die Elektrifizierung des Verkehrs für ein entscheidendes Werkzeug, um Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen. Die Bundesregierung pocht darauf, dass der hohe Anschaffungspreis sinken müsse, damit die Autofahrer auf Elektromobilität umsteigen. Die Industrie beklagt hingegen den Kostenvorteil chinesischer Hersteller und sieht momentan echte Wettbewerbsfähigkeit nicht gegeben.

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Doch wie es mit den Kaufanreizen für E-Autos, steuerlichen Vergünstigungen oder dem schnelleren Ausbau der Ladeinfrastruktur weitergeht, steht in den Sternen. Ein Überblick über die Förder- und Sparmöglichkeiten für Verbraucher, die auf Elektromobilität umsteigen wollen.

Hauptproblem der E-Autos: die Anschaffungskosten

Der schleppende Ausbau von Schnellladestationen in Deutschland galt bei vielen Verbrauchern als ein Grund, auf den Kauf eines E-Autos zu verzichten. Nun entfällt die staatliche Förderung.
Der schleppende Ausbau von Schnellladestationen in Deutschland galt bei vielen Verbrauchern als ein Grund, auf den Kauf eines E-Autos zu verzichten. Nun entfällt die staatliche Förderung. © dpa

E-Autos sind noch immer in der Regel deutlich teurer als Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor – auch wenn die Preisschere sich langsam schließt. Die Mehrkosten gehen vor allem auf die Batterie zurück, es ist das mit Abstand teuerste Bauteil eines Stromers. Im Schnitt liegen die Anschaffungskosten zwischen 30.000 und 50.000 Euro. Modelle des oberen Preissegments kosten häufig 80.000 bis 100.000 Euro. Ausnahmen sind rar: Der Dacia Spring Electric, das günstigste E-Auto in Deutschland, ist nach Abzug der E-Auto-Prämie schon ab gut 15.500 Euro zu haben. Der ADAC nennt ihn den „Mini-SUV zum Discountpreis“, bescheinigt ihm zugleich eine mickrige Reichweite von 185 Kilometer. Die allerdings würde ausreichen, wenn der Besitzer in einem Ballungsraum wohnt, kurze Strecken fährt und Lademöglichkeiten am Wohnort oder Arbeitsplatz hat.

Umweltbonus und Hersteller: So wurden E-Autos gefördert

Die Bundesregierung hatte bislang den Kauf und den Betrieb eines E-Autos durch Förderprogramme unterstützt. Im Mittelpunkt standen dabei die E-Autoprämie, auch Umweltbonus genannt. Die Prämie wurde je nach Kaufpreis zu zwei Dritteln vom Staat und zu einem Drittel vom Hersteller getragen: Den Bundesanteil inklusive Innovationsprämie mussten Käufer nach der Zulassung des Fahrzeugs beantragen. Der zweite Teil, der Herstelleranteil, wurde vom Händler beim Kauf mit dem Neupreis verrechnet.

Stopp für gewerbliche E-Autos: So wurde 2023 gefördert

Seit Jahresbeginn 2023 fördern Bund und Hersteller nur noch den Erwerb (Kauf oder Leasing) eines rein elektrisch betriebenen Fahrzeugs mit Batterie oder Brennstoffzelle. Plug-in-Hybride, die mit einem Stecker aufgeladen werden können, werden nicht mehr gefördert. Auch der Umweltbonus selbst wurde gekürzt und beträgt derzeit noch maximal 6750 Euro.

Die gravierendste Änderung: Seit dem 1. September 2023 konnten nur noch Privatpersonen den Umweltbonus beantragen. Das Auslaufen der Förderung für gewerbliche Elektroautos schlug sich massiv in der Zulassungsstatistik nieder. Im August hatten Gewerbetreibende geplante Käufe oder das Leasing von Elektroautos vorgezogen. Im September wurden dann fast 30 Prozent weniger E-Autos zugelassen.

E-Autos: So viel Förderung gab es bis Ende 2023:

  • E-Autos mit einem Nettolistenpreis bis 40.000 Euro: 4500 Euro vom Bund, 2250 Euro vom Hersteller (netto). Das ergab eine Förderung von 6750 Euro netto.
  • Nettolistenpreis 40.000 bis zu 65.000 Euro: 3000 Euro vom Bund, 1500 Euro vom Hersteller (netto). Die Förderung betrug insgesamt 4500 Euro netto.

Gefördert wurden generell nur E-Fahrzeuge, die auf der Bafa-Liste der förderfähigen Fahrzeuge stehen. E-Autos ab einem Kaufpreis von 65.000 Euro erhielten keine Förderung. Auch Leasingfahrzeuge wurden gefördert. Verträge mit einer Laufzeit ab 24 Monaten erhielten die volle Prämie, bei einer Vertragslaufzeit von zwölf bis 23 Monaten wurde der Bonus abgesenkt.

Das sollte sich 2024 bei der Förderung ändern

Eigentlich hätten ab dem 1. Januar 2024 nur noch Elektroautos mit einem Nettolistenpreis von maximal 45.000 Euro bezuschusst werden sollen. Gemeint ist damit der niedrigste Listenpreis des Basismodells in Deutschland zur Markteinführung ohne Mehrwertsteuer. Der Bundesanteil wäre dann 3000 Euro gewesen, der Herstellerzuschuss entsprechend 1500 Euro. Die gesamte Förderung hätte somit 4500 Euro betragen. Der Kreis der Antragsberechtigten wäre wie bisher auf Privatpersonen beschränkt gewesen.

Für geleaste E-Autos (Neufahrzeuge) mit einer Leasinglaufzeit ab 24 Monaten waren die gleichen Fördersätze wie bei Neuwagen angedacht, also insgesamt 4500 Euro. Bei einer Leasinglaufzeit zwischen zwölf und 23 Monaten wären das noch 1500 Euro vom Staat und 750 Euro vom Hersteller, also 2250 Euro gewesen.

Stopp der Förderung: Experten erwarten sinkende Zulassungszahlen

Die Verbraucherzentralen hatten schnelle Klarheit über das geplante frühere Ende der Kaufprämien gefordert. Die Mobilitätsexpertin des Bundesverbands, Marion Jungbluth, sagte: „Die Bundesregierung muss noch vor Weihnachten Planungssicherheit für den E-Auto-Kauf schaffen.“ Das ist nun geschehen.

Experten befürchten nun, der Absatz von E-Autos könnte einbrechen. „Mit der Haushaltskrise fährt nach unserer Einschätzung die Autoindustrie in Deutschland in eine Elektroautokrise“, sagte etwa Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer. Er rechnet 2024 mit einem Rückgang von bis zu 200.000 Elektroauto-Verkäufen in Deutschland. E-Autos seien ohne Förderung für Neuwagenkäufer deutlich zu teuer.

Förderung erst bei Zulassung: ADAC übt massive Kritik

Auf dem deutschen Markt seien nur drei Fahrzeuge unter 30.000 Euro verfügbar, monierte der Automobilclub ADAC. Es sei zu hoffen, dass es jetzt zu einem verschärften Wettbewerb komme, damit Preise sinken. „Hersteller müssen zusätzlich das Angebot an günstigeren Fahrzeugen erhöhen“, sagte eine ADAC-Sprecherin.

Zudem kritisierte der ADAC das Verfahren, die Förderzusage erst bei der Zulassung eines Fahrzeugs zu machen, statt beim Kauf. Für Verbraucher, die bereits ein E-Fahrzeug bestellt hätten, es aber vor dem 17. Dezember nicht zulassen könnten, sei die Entscheidung besonders bitter, weil sie den Umweltbonus einkalkuliert hätten.

Der Zentralverband des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes kritisierte: „Das Mindeste wäre, den Umweltbonus bis zum Jahresende laufen zu lassen und gleichzeitig in Abstimmung mit Ländern und Kommunen dafür zu sorgen, dass bis zum 31.12.2023 Zulassungsstellen geöffnet bleiben, um Zulassungen vornehmen zu können“, so ZDK-Präsident Arne Joswig. (mit dpa)

Dies ist ein Artikel aus der Digitalen Sonntagszeitung. Die Digitale Sonntagszeitung ist für alle Zeitungsabonnenten kostenfrei. Hier können Sie sich freischalten lassen.Sie sind noch kein Abonnent? Hier geht es zu unseren Angeboten.